Herz Über Kopf

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Tims POV

„Ich bin stolz auf“ hörte ich meine Mutter, als sie mir meine Fliege richtete.
Dabei saß diese doch schon perfekt.
„Endlich kommst du auf den richtigen Pfad“ innerlich verdrehte ich meine Augen.
Ich tat es nicht für sie.
Ich tat es um nicht mehr an Bob denken zu müssen.
Isabelle tat es auch nur für ihre Familie.
Sie wollte auch nicht heiraten, tat es aber um ihren Eltern einen Gefallen zu tun.
„Ich weiß Mom, lass es mich einfach nur hinter mich bringen“ gab ich ruhig von mir und sah meine Mutter auch so an.
„Und wo ist Michelle?“ fragend sah mich meine Mutter an.
„In LA, sie wird auch dort bleiben“ überrascht sah mich meine Mutter an.
„Wieso das? Und was ist mit David?“
„Er bleibt mit ihr in LA. Sie hat dort einen Job gefunden und wird auch wohl mit Lindsey zusammen ziehen“ erklärte ich, bevor ich meine Haare im Spiegel betrachtete.
“Und das mit diesem Brian oder wie der hieß war doch eh nichts für ewig Tim. Das wusstest du. Ich bin wirklich stolz auf dich, dass du dich entschieden hast Isabelle zu heiraten. Das ist wirklich das Beste, was du tun kannst. Für unsere Familie, aber auch für dich Tim. Isabelle ist eine tolle Frau und besser kann es dich einfach nicht treffen“ hörte ich meine Mutter, doch antwortete ich nicht darauf.
Ich wollte meiner Mutter keine Antwort darauf geben.
Sie würde auf ihr Recht bestehen.
Das alles was sie mir früher schon gesagt hatte eintreffen würde.
Und diesen Sieg wollte ich ihr einfach nicht gönnen.
Tief atmete ich durch und schloss meine Augen.
Ich wusste, dass Michelle Bob die SMS vermutlich gezeigt hatte, doch war mir dies egal.
Ich würde Isabelle heute heiraten.
Und daran würde sich nichts ändern.
Nichts würde dort dazwischen kommen.
Wirklich nichts.
„Du musst Tim“ riss mich meine Mutter aus meinen Gedanken und ich nickte kurz, ehe ich das Zimmer verließ und raus zum Altar ging.

Dort stellte ich mich auf meinen Platz und sah mich um.
Alle waren hier.
Freunde und Familie.
Von Isabelle und von mir.
Nur Michelle war nicht hier.
Und sie könnte ich gerade wirklich gebrauchen.
Sie war meine beste Freundin.
Wir kannten uns seit zehn Jahren.
Doch sie wollte ja lieber in LA bleiben.
Sie liebte ihr neues Leben wohl sehr.
Wollte nicht einmal mir, ihrem besten Freund, bei solch einer Hochzeit beistehen.
Ich verstand diese Frau einfach nicht.
Doch schien sie ihr neues Leben wohl mehr als alles andere zu genießen.
Ich hatte auch das Bild von Richard gesehen, welches er gepostet hatte.
Sie hatte ein Lächeln auf den Lippen, was ich lange nicht mehr bei ihr gesehen hatte.
Vielleicht lag es auch einfach nur an Lindsey, aber sie sollte einfach nicht vergessen, dass ich auch noch da war.
Ich war immer für sie da gewesen und jetzt wo ich sie brauchte, schien ich ihr egal zu sein.
Die Hochzeitsmusik aber riss mich aus meinen Gedanken und mein Blick viel zu Isabelle, die in einem weißen Kleid langsam auf mich zu kam.
Ihr Vater führte sie zum Altar und alle hatten ihren Blick auf die 22-jährige gerichtet.
Tief atmete ich durch und blickte zu Isabelle.
Diese lächelte leicht, was auch mich lächeln ließ.
Ich war nervös, aber das war wohl normal bei einer Hochzeit.
„Wir ziehen das zusammen durch“ lächelte sie, als sie vor mir stand und meine Hand in ihre nahm.
Ich nickte kurz und schloss für einen Moment meine Augen.
Doch was ich vor meinem inneren Auge sah gefiel mir nicht.
Es war Bob.
Ich sah ihn immer, sobald ich meine Augen schloss.
Doch wollte ich das nicht.
Ich wollte ihn nicht mehr sehen.
Ich wollte ihn vergessen.
Auch wenn ich nicht vergessen konnte, dass er mich in aller Öffentlichkeit geküsst hatte.
Er hatte riskiert, dass die ganze Welt dies sehen würde.
Das jeder, wirklich jeder sehen würde, dass er auf Männer stand und nicht auf Frauen.
Tief atmete ich durch, ehe ich meine Augen wieder öffnete und zum Pfarrer blickte.
„Können wir dann?“ lächelte ich und sah weiter zu ihm.
Der Mann nickte und fing keine Sekunde später an zu labern.

Nach einer gefühlten Ewigkeit waren wir endlich beim Ende der Hochzeit.
Gott sei dank.
Länger würde ich es hier nicht mehr aushalten.
Isabelle nahm den Ring und steckte mir diesen an den Finger.
Leicht lächelte die Ältere und sah zu mir hoch.
Sie war etwas kleiner als ich.
Gute fünf Zentimeter.
Lächelnd nahm ich den Ring und die rechte Hand von Isabelle.
Gerade als ihr den Ring anstecken wollte, stoppte ich in meiner Bewegung und sah mich in der gesamten Kirche um.
„Was ist Tim?“ flüsterte Isabelle und ich sah zu ihr.
In der dritten Reihe saß der Mann, den sie wirklich liebte.
Den ihre Eltern aber nicht akzeptieren wollte.
„Ich kann das nicht“ flüsterte ich und sah zu Isabelle.
Diese nickte lächelnd und sah zu dem Mann, den sie wirklich liebte.
„Hol dir das, was du wirklich willst“ 
„Du dir auch“ zwinkerte sie mir zu, bevor wir beide einfach den Altar verließen.
Isabelle ging zu dem Mann, während ich einfach aus der Kirche verschwand.
Mir war es egal, dass meine Mom mich rief.
Vor der Kirche, riss ich mir die Fliege ab und atmete einmal tief durch, ehe ich in meinen Wagen sprang und davon fuhr.
Was ich nicht ahnte war, dass ich um keine zwei Sekunden Bob verpasst hatte, der gerade an der Kirche auftauchte um mit mir zu reden.

Take A New Life With Me Where stories live. Discover now