Diät - OneShot

Diät

Ich lese immer von Diäten. Man soll weniger Kohlenhydrate essen, weniger Kalorien zu sich nehmen und all diese Dinge. Auch habe ich gelesen, Kalorien, das seien diese kleinen Viecher, die nachts wenn man schläft, heimlich die Kleidung enger nähen.

Als Journalistin bin ich natürlich immer auf der Suche nach der Wahrheit und habe mich auf die Lauer gelegt. Lange Zeit vergeblich. Aber dann hat sich doch eine von diesen Kalorien heraus getraut. Als ich das Licht einschaltete, wieselte sie blitzschnell über den Teppich davon. Ich habe schnell mit meinem Pantoffel drauf gehauen. Als ich darunter schaute, habe ich aber lediglich ein Silberfischchen erwischt. Schade. Ich wollte die doch zu gerne mal fotografieren. Das soll ja noch niemandem gelungen sein.

Ich dachte mir, wenn ich die Kalorien schon nicht erwische, dann gehe ich doch mal in den Supermarkt und sehe mir an, was denn diese Kohlehydrate sind.

Lange irrte ich erfolglos durch die Gänge. Die sind ja meistens beschildert. "Gemüse" stand da, "Kosmetik" und "Putzmittel". Nach Kohlenhydraten suchte ich vergeblich. In einem Gang fand ich Eiweißpräparate, Dosen mit weißem Pulver und Riegel zum Muskelaufbau.

Schließlich fand ich sogar Beutel mit Holzkohle, aber keine Kohlenhydrate. Hinzu kam, dass ich keine Ahnung hatte, wie Kohlenhydrate verpackt sein müssten. Vermutlich so ein weißes Pulver, das in Kartons oder Tüten verkauft wird. Aber – Fehlanzeige. Wie es ja meistens ist, war auch weit und breit kein Verkäufer zu finden, der mir den Weg weisen konnte.

Ich dachte, ich versuche es mal woanders. Wo Kohlen verkauft werden, da sollte es doch auch Kohlenhydrate geben. Und wo gibt es Kohlen? In der Bank? Nein, die meine ich nicht. Im Baumarkt. Ich erinnerte mich an diese Fernsehwerbung "Alles in Obi".

Da es auf den Winter zugeht, standen schon am Eingang Netze mit Briketts und Brennholz. Guten Mutes betrat ich den Baumarkt und versuchte mich zu orientieren. Im Internet hatte ich gerade gelesen "im meinem nächsten Leben ergreife ich einen Beruf, in dem ich nichts mit Menschen zu tun habe. Mitarbeiter im Baumarkt oder so." Und "Wo ist denn nun der Bewerber? – Hier bin ich, hinter dem Regal. – Ok, dann sind sie eingestellt."

Deshalb versuchte ich auch gar nicht erst, jemanden zu finden, der mir den Weg wies, sondern nahm es selbst in die Hand. Hoch oben an der Decke hingen Schilder, die einem normalerweise nicht ins Auge fielen. Da waren die Gänge beschriftet. "Holz", "Metall", "Elektro", "Garten" sah ich und "Malen & Tapezieren". Mich unschlüssig umsehend streifte ich durch die Gänge. Leider vergebens. "Werkzeuge" fand ich noch und "Bootszubehör", "Regale", "Beschläge" und "Türen und Fenster". Das war es dann wohl.

Enttäuscht verließ ich den Baumarkt und versuchte es im Reformhaus. Dort wurde ich gut beraten und bekam tatsächlich eine Tüte mit Kohlenhydraten.

Ich hatte mir unter Kohlenhydraten so ein weißes Mehl vorgestellt und keine kleinen Zuckerkristalle, so wie Weizenmehl. Nach den Kohlen im Baumarkt zu urteilen, hätte es auch schwarz sein können.

Oh! Weizenmehl enthält 71% Kohlenhydrate, aber nur 1% Zucker. Das verwirrte mich jetzt wieder. Wenn Zucker 100% Kohlenhydrate sind, müsste Mehl doch 71% Zucker enthalten, also fast ebenso süß schmecken, aber das ist überhaupt nicht der Fall! Mehl aus der Tüte schmeckt einfach nur furchtbar und ist gar nicht süß. Der Geschmack erinnert auch nicht im Entferntesten an den Zucker aus der Tüte.

Bei entkoffeiniertem Kaffee oder alkoholfreiem Bier holen sie doch auch alles raus, was man nicht haben will.

Ich werde morgen mal in den Baumarkt gehen und mir eine Kalorienfalle besorgen. Fliegenklatschen und Mausefallen haben die ja auch. Und dann werde ich in meine Waage von unten eine Schraube eindrehen, damit die nicht immer so hohe Werte anzeigt.

Wie gut, wenn Frau sich zu helfen weiß. Früher nannten wir das "Basteln" heute sagt man DIY (do it yourself) dazu.

Ey, da hinten! Was gibt es da zu lachen?!?

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