Aller Anfang ist schwer

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"Tschüss, Mum", rief ich meiner Mutter zu, die mir vom Auto aus zuwinkte. Ich holte tief Luft und machte mich dann auf den Weg in Richtung des leicht "altbackend" wirkenden Schulgebäudes. "Wird schon schiefgehen", dachte ich mir innerlich, als ich das Innere des Gebäudes betrat. "Gott, ist das groß", murmelte ich, als ich jetzt schon zum zweiten Mal die gleiche Treppe nach unten gegangen war, die mich vor fünf Minuten schon fast in die Irre geführt hätte. Am liebsten hätte ich mich ja wieder umgedreht und wäre wieder nach Hause gefahren, aber....... da - ein Lichtblick! Der nahende Junge mit der Igelfrisur, der wusste doch bestimmt, wo das Sekretariat war. "Entschuldigung", sprach ich ihn direkt an. "Kannst Du mir helfen?" "W-was?", fragte der Junge, als hätte ich ihn aus seinen Gedanken gerissen. "Kannst du mir den Weg zum Sekretariat zeigen?", wiederholte ich meine Frage deutlicher. "Ich? I-ich..... ähm..... sorry, ich hab keine Zeit", antwortete der Junge hastig und eilte weiter. Komische Leute sind das hier. "Toll", murmelte ich, "der Tag fängt ja echt nicht besser an." "Hey", riss mich eine  weibliche Stimme aus meinen Gedanken. "Du wirkst ein bisschen verwirrt, suchst du etwas?" Ich drehte mich zu der Sprecherin um. "Ja", gab ich zurück, "ich muss ins Sekretariat. Ich suche nämlich meine Klasse." "Du bist neu, oder?", fragte das Mädchen freundlich und ich nickte. "Ist kein Problem", sagte sie, "ich zeigs Dir." "Danke", antwortete ich erleichtert. "Wer war das denn eben?" "Der Junge?", fragte meine Begleiterin, "das war Daniele aus meiner Parallelklasse. Ach, ich bin ja doof. Ich heiße übrigens Michelle. Du?" "Annika", antwortete ich lächelnd, "aber meine Freunde nennen mich Annie." "So", meinte Michelle nach einer kurzen Gehstrecke, "da wären wir. Mach's gut, Annika, wir sehen uns sicher irgendwann nochmal." Damit wandte sie sich zum Gehen, winkte mir freundlich grinsend noch einmal zu und verschwand um die Ecke. Ich nahm allen Mut zusammen und klopfte. Eine freundliche ältere Dame mit einer Brille öffnete mir die Tür. "Guten Tag, Liebes", begrüßte mich die Frau, "was kann ich für Dich tun?" "Ich bin Annie...... Entschuldigung, ich meinte, ich bin Annika Kaiser und neu an der Schule. Ich suche meine Klasse." "Soso", gab die ältere freundliche Dame zurück, die inzwischen zu ihrem Schreibtisch zurückgekehrt war. "Lass mich mal nachsehen..... ah, schön. Ich weiß, wo Du hin musst und werde Dich in deine Klasse bringen. Folge mir bitte. Sicher hast Du dich in unserer großen Schule erst einmal verlaufen, nicht wahr? Das passiert jedem, der das erste Mal unsere Schule betritt, aber mit der Zeit wirst du dich hier prima zurechtfinden, davon gehe ich aus." Sie führte mich einen langen Gang entlang zu einer Tür, hinter der ich schon dumpf, einige Stimmen hörte. "Da wären wir", meinte Frau Braun, wie sich die Sekretariatsmitarbeiterin vorgestellt hatte und klopfte an die Tür. Es wurde still und die Tür wurde geöffnet. "Hallo, Frau Braun", wurde sie von einem nett wirkenden jungen Lehrer begrüßt, "wen haben Sie denn da im Schlepptau?" "Ich grüße Sie, Herr Fischer. Ich bringe Ihnen Annika Kaiser, sie ist der Neuzugang Ihrer Klasse." Sie schob mich sanft hinein und ich erhaschte einen Blick auf die Klasse. Bunt gemischt, also. Und plötzlich fiel mein Blick auf die Mitte der Tischreihe. Da saß doch tatsächlich der Junge mit der Stachelfrisur. Er bemerkte meinen Blick, wurde rot und schaute verlegen auf seinen Tisch. "Herzlich Willkommen, Annika", begrüßte mich mein neuer Klassenlehrer freundlich. "Danke, dass Sie sie hierhergeführt haben, Frau Braun", verabschiedete Herr Fischer die freundliche "Sekretariatsdame". "Ich hoffe, Dir gefällt es hier", richtete sie noch kurz das Wort an mich und schloss die Tür hinter sich. "So, Annika", meinte Herr Fischer, "dann setz Dich doch.....", er zeigte auf den freien Platz in der Nähe von "Stachelfrisur". Ein Mädchen, ungefähr in meinem Alter, hob kurz die Hand und lächelte mir zu. "Ich bin Isabell", stellte sie sich kurz vor,  während Herr Fischer wieder seinen Unterrichtsstoff aufnahm. Mein Blick fiel wieder auf den Jungen namens Daniele, der mir seinerseits einen schüchternen Blick zuwarf. Ich fühlte ein leichtes Kribbeln, als er mich zögerlich anlächelte.

Hmm..... wenn ich ehrlich bin, so glaubte ich, dass die Zeit an meiner neuen Schule doch besser werden sollte, als eigentlich vermutet.  

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