...Ein spaßiger Nachmittag, ...

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Augenblicklich sprang ich mit dem Schlafsack, was das Zeug hielt. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass Paul den Start verpennt hatte. Pech für ihn! Ich sprang und sprang und sprang, so schnell wie ich konnte. Und dann? Nach gut der Hälfte der Strecke wurde ich von dem Wolf eiskalt überholt: „Ha!" Mir vielen beinahe die Augen aus den Höhlen. Das war Mobbing! Es sah ziemlich bescheuert aus, wie er mich so auslachte und gleichzeitig hüpfte. Und erst jetzt wurde mir klar: Er hatte mich hereingelegt! Paul hatte viel längere Beine als ich, und konnte somit auch weitere Sprünge machen. Dieser Arsch! Das würde er zurückbekommen! Ich konzentrierte all meine Energie auf das Springen, aber ich konnte ihn einfach nicht mehr einholen. Shit! Ich würde für ewig im Erdboden versinken! Hinter uns jubelte das Rudel von Wölfen. Und dann, als ich schon fast aufgeben wollte, passierte es: Paulchen war wie eine Meerjungfrau im Trampolin über seinen Schlafsack gefallen und es packte ihn auf seine arrogante Visage. Yea! Wenn's läuft, dann läuft's! Während also unser Mr. Obercool damit beschäftigt war, sich wieder aufzurichten, gab ich erst recht Gas, und lies ihn hinter mir Staub fressen. Elegant, wie ein Osterhase mit Blasen an den Füßen, hüpfte ich gerade an diesem Bündel im Sand vorbei, dass Paul darstellen sollte, und machte mich auf meinen Endspurt in Richtung Ziellinie bereit, da wurde ich gewaltsam am unteren Ende meines Hüpfsackes gepackt und flog ebenfalls der Länge nach hin. Aber viel schicker, versteht sich. „Alle faulen Tricks erlaubt! Schon vergessen?", grinste mich dieser Blödmann an. Aber ich konnte das alles auch zu meinen Gunsten auslegen! Während ich mich wieder aufrichtete, war Paul schon am Hüpfen, aber ich verwendete denselben Trick, wie er zuvor bei mir. Also lag er wieder auf dem Gesicht. „Bitch Please!", nun richtete sich die Jägerin auf, um weiter zu hoppeln. Aber: „No Way!" Ich lag schon bald wieder im Sand. Hinter mir Paul, der mich an meinem Fußende festhielt. „Okay, jetzt reicht es!", ganz die Lady - die ich eben war - nahm ich mir etwas Sand in meine Rechte Hand und warf ihn in das Gesicht des Wolfes. Den Schockmoment nutzte ich, um mich von ihm zu befreien, mich schnellstmöglich aufzurappeln und auf die Ziellinie zu zu hoppeln. Der arme Osterhase tat mir echt leid, der musste immer so durchs Leben springen! Hinter mir grölte die Menge, ich hatte es gleich geschafft! Nur noch ein paar Sprünge, Pauls gestöhne, als er sich den Sand aus den Augen rieb im Hintergrund! Doch wieder einmal Funkte dieser hobbylose vergleich eines Clowns dazwischen, als er in einem dieser unvergesslichen Zeitlupenmomente einen gewaltigen Sprung wagte, und mich an der Hüfte packte und mitriss. Nun lagen wir alle beide, einen Meter vor dem Ziel im Sand und wälzten uns umher, wie die Maden im Speck. Like a Raupe versuchte ich mich näher zu der in den Sand geritzten Linie zu robben, wurde aber davon abgehalten, als ich mit den vollen Körpergewicht eines muskelbepackten Werwolfs in den übergroßen Sandkasten gedrückt wurde. Er lag tatsächlich auf mir! Irgendwie schaffte ich es - im Hintergrund immer noch die Rufe der anderen - mich unter Paul zu drehen und ihm wieder Sand in die Augen zu pfeffern. Dann schubste ich ihn von mir runter und klatschte ihm nochmals eine ordentliche Portion von dem Zeugs ins Gesicht. Mit vollem Kampgeist krabbelte ich weiter. Dabei brach ich mir einen meiner perfekt gefeilten Fingernägel im Sand ab. Im Sand! Wie konnte man das schaffen? Egal. Er würde mir das büßen! Und zwar im Einhorn Jumpsuit! Meine Finger berührten schon fast die Ziellinie, als ich zurück gezogen wurde und nun meinerseits Sand in die Augen bekam. Wie zwei völlige Trottel wälzten wir beide uns nun am Strand hin und her. Nur die beiden - mittlerweile dreckigen - Schlafsäcke und einen Haufen Sand zwischen uns. Doch die Jägerin verfolgte einen anderen Plan! Mit einer gekonnten Drehung aus der Hüfte, lag ich nun auf dem Wolf, warf ihm nochmal ein wenig Sand ins Gesicht und dann streckte ich meine Hand nach vorne hin aus. „Tja Wuffi, you lost this Game!", meine Fingerspitzen hatten die Linie berührt und sie ein wenig verwischt. Ich befreite mich aus dem Schlafsack, stand auf und klopfte mir den Sand von der Kleidung. Paul starrte immer noch perplex auf die verwischte Linie. Währenddessen kamen die anderen auf uns zu. „Da habt ihr euch aber einen ziemlichen Kampf geleistet! Hat schon lustig ausgesehen, wie ihr euch da gestritten habt.", Seth stieß mich kurz an die Schulter. Währenddessen zeigte Sam auf den völlig aufgelösten Paul: „Da hast du ihn aber mächtig abserviert, Jägerin!" Er klopfte mir auf die Schulter. „ Ich hab ihm ja gesagt, dass er sich nicht mit mir anlegen soll! Selbst schuld!", ich stemmte eine Hand in die Hüfte, während der Rest des Rudels Paul erst einmal ein bisschen mobbte. Ja so richtig Wischmobbte: „Tja, da hat's dir die Jägerin wohl gezeigt!" "Paul wurde von einem Mädchen fertig gemacht! Wer's glaubt!" Und tatsächlich musste ich Paul auch ein wenig auslachen.

Irgendwann hatten wir uns dann wieder an das Feuer gesetzt. Ich trug meine Lederjacke und die Schuhe wieder, denn langsam wurde es frisch. Wir unterhielten uns noch mit den Rudel, doch als die Sonne schon sehr tief stand, verabschiedeten Seth und ich uns von ihnen. „Das wird Paul sich ewig anhören müssen, das weist du schon?", fragte mich Seth, als wir außer Hörweite der anderen waren. Ich zuckte mit den Schultern: „Du musst doch zugeben, irgendwie hat er es sich selbst zu zuschreiben. Er wollte es ja nicht anders!" Wir beide lächelten uns an. Ich hatte eigentlich gedacht, dass Seth mich wieder zum Auto bringen würde, aber er schlug einen anderen Weg ein. „Wohin gehen wir?", ich war neugierig. Doch er hielt mich hin: „Ich möchte dir etwas zeigen!"

Hunter and WolfWhere stories live. Discover now