Jace

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Hailey pov.
Mitten in der Nacht schreckte ich hoch, ich hatte weder geträumt, noch gab es irgendwie Gewitter. Ohne lange zu überlegen wollte ich aus dem Bett, ich würde eh nicht mehr einschlafen können. Doch es stellte sich als schwieriger heraus, als es war. Alecs Arm hatte sich über mich gelegt, was wahrscheinlich irgendwann während dem Schlafen passiert war, denn eingeschlafen waren wir mit einem grossen Abstand. Es war ein merkwürdiges Gefühl, ihn so nahe bei mir zu spüren, weder schlecht noch unglaublich gut, es war einfach anders... und vielleicht sollte ich mich schlecht fühlen, wegen Jake oder einfach, weil es falsch war, aber ich tat es nicht. Die Gefühle für Jake waren schon länger weg und dennoch... Alec war ein Shadowhunter, in meinem ganzen Leben wollte ich nichts mehr, als ein Leben zu führen, wie in den Büchern. Wie in Harry Potter, ich hatte an meinem 11 Geburtstag gehofft, Dumbledore würde mir einen Brief vorbeibringen oder ich hatte gehofft, mich würde irgendein Gott anerkennen, wie in Percy Jackson. Jetzt, wenn ich daran zurückdachte, war es schon beinahe lächerlich. Immer hatte ich gedacht, dass die Opfer, die in den Büchern gegeben werden mussten, durch die Freude und das Abenteuer ausgeglichen wurden, doch so war es nicht. Erst zwei Menschen hatte man mir genommen, Em und Jonathan, Jonathan kannte ich nicht, also technisch gesehen nur eine Person. Diese Person hatte mich angelogen und betrogen und dennoch zerbrach ich innerlich bei jedem Gedanken an ihren Tod. Es war noch lange nicht vorbei. Eine Geschichte ist erst vorbei, wenn sie ihre schlimmste, mögliche Wendung angenommen hatte und ich fürchtete, dass diese Wendung noch nicht einmal gestartet hatte.

Langsam entfernte ich Alecs Arm von meinem Körper und schlich aus dem Bett und dann aus dem Zimmer. In der Nacht war es so unterschiedlich vom Tag. Niemand lief hier drin gestresst umher, alles war still, nur meine Schritte durchbrachen die Stille.

Ohne gross darüber nachzudenken, wohin ich ging, öffnete ich einfach irgendeine Tür in der Nähe, versteht mich nicht falsch, jetzt, wo ich zurückblicke, hätte das ganz schön falsch enden können. Ich hätte in das Schlafzimmer von Hodge oder in das von Alecs Eltern reinplatzen können... glücklicherweise war es kein Schlafzimmer, sondern ein Raum mit hunderten von Bücherregalen, gefüllt mit tausenden von Büchern. Es war das reinste Paradies. Leise schloss ich die Tür wieder hinter mir und schritt die Treppe runter. Dieser Ort, er hatte etwas magisches an sich, vielleicht lag es daran, dass ich noch nicht richtig wach war oder dass mich diese Anzahl an Büchern einfach geflashed hatte, aber es war in diesem Moment der schönste Raum und mein Zuhause für mich. Überraschenderweise trat ich nicht in die Richtung der Bücherregale, was mich selbst überraschte, sondern zu den Musikinstrumenten. Ein Flügel, mehrere Gitarren und sogar eine Geige... ich wusste, ich würde darauf spielen müssen. Auf den Notenständern standen allerlei Mozart und Bach Lieder, doch da ich nicht so ein grosser Fan von diesen Liedern oder diesen Komponisten war, entschied ich mich ein Lied zu spielen, welches ich früher oft gespielt hatte. Es war leicht und wunderschön. Mit 8 Jahren hatte ich begonnen Musikunterricht zu nehmen, doch mit 16 wieder aufgehört, hauptsächlich hatte mir die Zeit gefehlt. Als ich den Bogen auf die Saiten legte und vorsichtig darüber strich, hatte ich schon beinahe Angst, dass ich es nicht mehr können würde, dass lauter falsche Töne aus der Geige kommen würden, wie lächerlich war das denn bitte, wieso hatte ich Angst vor so was? Als der erste Ton jedoch verstrich und wunderschön klang, verschwand meine Angst und ich spielte weiter.

"Das klang wirklich gut... auch wenn es nicht Bach war." Ich schreckte hoch und blickte auf Jace, der im Türrahmen stand und nun zu mir schritt. "Ich steh nicht so auf die Klassiker." gab ich nur von mir. "Eine Schande, Bach war nämlich ein Shadowhunter." "Ja genau und Michael Jackson war eine Elfe..." Er begann zu lachen und setzte sich auf einen der Stühle. "Nun, das weiss ich nicht genau... aber ich könnte es mir gut vorstellen." Nun schlich sich auch mir ein Grinsen aufs Gesicht und wie eigentlich immer, wenn ich ihn ansah, bemerkte ich seine unterschiedlichen Augen. "Heterochromie... ich kenne ausser mich selbst niemanden, der das hat, bis auf dich..." murmelte ich und liess absichtlich weg, dass mein toter Zwilling es ebenfalls hatte. Er antwortete nichts darauf, was hätte er auch antworten sollen? "Hör zu, Hailey..." Gott, das klang übel. "... ich mag dich..." "Das wird jetzt aber mein Liebesgeständnis, oder?" sprach ich geschockt rein. Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen. "Keine Angst, ich nehme dich Alec schon nicht weg... obwohl ich es könnte." "Und von was träumst du Nachts?" Er wollte schon antworten, doch ich unterbrach ihn. "Weisst du was, sag es mir lieber nicht, irgendetwas lässt mich vermuten, dass es verstörender ist, als alles, was ich mir vorstellen könnte." Er begann wieder zu lachen und wurde dann wieder ernst. "Ich weiss nicht wer oder was du bist, Alec auch nicht, aber er vertraut dir und so werde ich es ebenfalls tun. Nur... enttäusche ihn nicht." Er sprach es mit so einer Überzeugung in der Stimme, dass ich schlucken musste.

Twins (Alec Lightwood FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt