»Was ist denn los?«, fragte ich, als ich mich gegenüber von ihr an den Tisch fallen ließ und sie erwartend anschaute. »Ich skype gerade mit deinen Eltern, möchtest du auch mit ihnen reden?«, fragte Gracie und lächelte mich an. Sofort wusste ich, dass es wert gewesen war, die Treppen nach unten zu laufen, weil ich mit meinen Eltern reden konnte.

Ich war einfach ein Mensch, der eine viel zu starke Verbindung zu den Eltern hatte und keine drei Tage ohne einmal die Stimme von ihnen zu hören auszuhalten konnte. Sie drehte den Laptop zu mir, stand dann auf, um zurück in das Haus zu gehen und direkt erstrahlte ich, als ich die lächelnden Gesichter von meiner Mutter und meinem Vater auf dem Laptopbildschirm sah.

»Hey Mom, hey Dad!«, begrüßte ich sie und winkte in die Kamera. »Hallo mein Schatz, wie geht es dir?«, fragte meine Mutter und wie es aussah, konnte sie auch nicht aufhören, zu grinsen, meinem Vater ging es da nicht anders, als sie mich sahen.

Ich glaube, dass ich noch nie in meinem Leben so ein glückliches und verliebtes Ehepaar gesehen habe, wie meine Eltern. Ich hatte das Gefühl, sie würden sich von Tag zu Tag immer mehr lieben und konnten einfach nicht damit aufhören und es machte mich richtig glücklich, sie so sehen zu dürfen.

»Mir geht's gut, und euch? Wie ist San Francisco?«, fragte ich voller Neugier. Meine Eltern guckten sich kurz an und drehten sich mit einem noch breiteren Lächeln zu mir um: »Es ist wundervoll hier, man kann es nicht beschreiben. Danke, dass du uns diesen Urlaub ermöglicht hast, Hail« Mein Vater guckte mich liebevoll an und meine Mutter stimmte ihm zu.
»Und was gibt's Neues bei dir?« Ich seufzte frustriert auf und guckte auf unseren eingebauten Pool in der Mitte vom Garten.

Es gibt einfach nichts Neues bei mir, weil mein Leben eigentlich total langweilig war. Ich hatte fast keinen, mit dem ich so wirklich was machen konnte, weil ich immer jeden abwies, da sie sowieso nur was mit mir machen wollten, weil ich viel Geld hatte, wirklich beliebt und bekannt in der Stadt war und das wollte ich nicht. Ich wollte Freunde haben, die mal nicht auf mein Haus und auf mein Geld achteten. Ich brauchte eine beste Freundin, der es egal war, ob ich reich oder arm, klug oder dumm, schön oder hässlich, beliebt oder unbeliebt war.

»Nichts. Ich sitze hier nur jeden Tag auf meinem Bett rum und tue nichts. Wäre Noah hier, wäre das natürlich anders.« »Noah kommt außerdem in eineinhalb oder zwei Wochen. Wir haben gestern zusammen geschrieben und er meinte, dass er dich und Tante Gracie bald besuchen kommen würde«, erwähnte mein Vater und zwinkerte mir zu. Erneut schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen.

Manchmal verstand ich gar nicht, wie es manche Geschwister es schafften, sich abgrundtief zu hassen beziehungsweise sich tagtäglich auf den Henker zu gehen. Ich konnte es keine fünf Minuten aushalten, ohne mich bei meinem großen Bruder zu entschuldigen, wenn wir Streit hatten. Es ging einfach nicht, dafür liebte ich ihn zu sehr und ich hoffte, bei ihm war es genauso.

»Ok Süße, wir müssen jetzt auflegen, gleich gibt es Abendessen bei uns. Ich hoffe, du genießt den Abend noch und sonst verabrede dich doch mit deinen Freunden, damit dir nicht langweilig wird. Wir lieben dich!«, rief meine Mutter und noch bevor sie auflegen konnte, antwortete ich, dass ich sie auch lieben würde, und schloss danach den Laptop. Dann seufzte ich und lehnte mich zurück gegen den Gartenstuhl, genoss das Geräusch von dem Filter des Pools und das Zwitschern der Vögel. Natürlich verabrede ich mich mit Freunden - wie denn, wenn ich nicht mal richtige Freunde hatte?

Plötzlich hörte ich, wie mein Handy in meiner linken Hosentasche einen lauten Laut von sich gab, weshalb ich es sofort rauskramte und guckte, wer mir geschrieben hatte. Meistens waren das sowieso diese Mädchen, die sich mit mir treffen wollten, damit sie Aufmerksamkeit von mir bekamen und es dann nächsten Tag wieder hieß Die und die hat an dem und dem Tag das und das mit Hailey Lopez gemacht. Auch wenn es verdammt eingebildet und selbstverliebt klang, aber es war wirklich so. Ich war einfach sowas wie ein Riches It-Girl, was ich gar nicht sein wollte. Reich zu sein heißt nicht direkt, dass das Leben unfassbar toll und unbeschreiblich ist. Klar; man hat viel Geld und man kann damit alles machen was man wollte, aber ich war ein Mensch, der einfach so leben wollte, wie die meisten es taten - ganz normal, unbekannt und genussvoll. Denn mein Leben wurde auf Dauer viel zu langweilig, was niemand denken würde.

Addicted | wird überarbeitet und in der neuen version wieder gepostet!Where stories live. Discover now