S I E B E N U N D Z W A N Z I G (ENDE!)

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Es verging ziemlich viel Zeit, die Ärzte haben vor einigen Wochen noch gesagt, dass mein Zustand sich verbessert und heute sagen sie irgendwas von verschlechterten.

Ich möchte so gerne raus aus dieser Höhle. Raus aus der Dunkelheit und dieser fremden Nässe. Ich war erschöpft von dieser Höhle, einfach fertig und wollte eigentlich gar nicht weiter, wollte aber auch nicht hier bleiben, zu schrecklich wurden meine Träume. Die Träume von meiner großen Liebe, unerträglich mit jedem Traum. Die Träume raubten mir alle Kräfte und ich wurde immer schwächer. Außerdem kam keiner mehr, seit einiger Zeit nicht. Ich hatte keine Besuche mehr. Weder von Sarah, noch von Max. Oder meinen Eltern, die haben mich auch 2 mal besucht und waren wieder weg. Ein paar alte Freunde kamen auch, aber die waren 1 mal da und schon wieder verschwunden. Nur er war nicht da.

"Tim." erklang plötzlich eine Stimme. Eine Stimme so zerbrechlich und wunderschön. Sie war so hell und aufeinmal war es heller in der Höhle. Ein kleiner Lichtstrahl am Ende, ganz weit weg von mir war zu sehen.
"Tim, es tut mir so Leid. Mir tut alles so unendlich Leid. Ich weiß nicht wo ich anfangen soll, ich bin einfach fix und fertig, Tim ich vermisse dich so unglaublich. Bitte wach auf, bitte. Ich bin so ein Feigling, ich habe Angst. Du darfst nicht sterben." Ich werde nicht sterben. "Ich war vor einem Monat hier, aber als ich Sarah und Max gesehen habe, ich wollte mich nicht zeigen. Hatte zu große Angst davor. Sie könnten mich hassen. Als sie dann weg waren, da habe ich einen Arzt gefragt, wie es dir ginge. Er sagte dir geht es immer schlechter. Ich hatte so Angst in das Zimmer zu gehen. Ich wollte dich nich halbtot sehen und wenn ich das nächste mal wiederkomme ganz tot. Aber es ging nicht. Jeden Tag lag ich stundenlang in meinem Bett und hatte Angst herzukommen und Angst zu verlieren. Dich zu verlieren. Vor ein paar Tagen habe ich mich dann doch Sarah und Max gestellt. Sie erzählten sie haben auch Angst und wollten dir nicht beim Sterben zusehen und kamen nicht mehr. Niemand besuchte dich mehr. Das hat mir das Herz gebrochen. Mein Timmi im Koma, kurz vorm Tod und ich war zu feige dich auch nur einmal zu besuchen und mich zu entschuldigen. Ich weiß nicht einmal, ob du mich hören kannst. Ich wünsche es mir. Nun fange ich mal an, mit dem, was ich eigentlich loswerden wollte.
Tim, es ist alles so kompliziert. Liebe ist kompliziert. Als du mich verlassen hast, wollte ich glücklich sein. Ohne dich, du hattest mich ja verlassen. Da du deinen beruflichen Traum verwirklichen wolltest und ich im Weg stand. Wir hatten es versucht, aber du musstest immer mehr Reisen und wolltest endlich ein großer Basketballer werden.." Der Junge hörte auf zu reden und blitzartig war
es ganz hell in der Höhle. Man konnte schon fast alle Gegenstände, Hindernisse und Hürden sehen. Ich war auf dem Weg nach draußen!
"Tim du hast mich alleine gelassen, mich verlassen! Ich war zerstört. Komplett. Ich wurde depressiv, versteckte mich, verletzte mich selbst, trank Alkohol. Eines Tages lernte ich ein Mädchen kennen. Ivy. Sie war wunderschön und super nett. Sie half mir tatsächlich raus aus dem dunklen Loch und das ganz alleine. Ich wollte mich in sie verlieben, mit ihr glücklich sein und dich hinter mir lassen. Aber Tim, sie wollte nicht. Sie riet mir nicht irgendeine Liebe aufzuzwingen, sondern echte Liebe zuzulassen. Sie wusste, dass ich sie niemals lieben könnte. Wir machten uns dann auf die Suche nach dir. Ivy ist die Königin der Manipulation und ließ mich für Tod erklären. Es gab Probleme in der Familie, meine Eltern erzählten ich sei adoptiert und meine leiblichen Eltern wollen mich nun doch kennenlernen. Da ich aber weder Lust auf meine leiblichen noch auf meine Adoptiveltern hatte, tat Ivy einfach das, was am einfachsten schien. Wir kamen her nach Essen, um dich zu suchen. Aber du warst unauffindbar. Dann habe ich deine Wohnung gefunden und du warst nicht da. Ich hatte aufgegeben. Das Schicksal wollte anscheinend nicht, dass ich dich treffe.
Eines Tages kam Ivy freudig nach Hause und erzählte mir, sie habe dich gefunden. Sie habe die Handys vertauscht, in der Hoffnung, du würdest es ihr zurückbringen oder so ähnlich. Hat ja nicht geklappt, du hast es nämlich nie zurück gebracht.
Man Tim, ich habe keine Lust mehr, dir alles zu erzählen, ich will dich einfach nur wieder haben. Wieder mit dir kuscheln, mit dir Zeit verbringen, dich ärgern, dich küssen und die Zeit einfach mit dir verbringen. Ich liebe dich, Tim."

Bei dem letzten Satz reichte es mir endgültig, ich schrie und rannte. Ich rannte vorwärts, stieß mich überall und stolperte. Mir tat alles weh. Aber ich wollte zu dieser Person. Zu meiner geliebten Person. Ich spürte, wie mein Arm brannte. Es prickelte, wurde heiß. Aber es fühlte sich wohlig an. Ich fühlte mich geborgen und beschützt. Das gab mir Kraft und ich rannte immer schneller. An mir rauschten alle möglichen wichtigen Erinnerungen und Fakten vorbei. Mein Gehirn füllte sich wieder mit allen Informationen, die ich vorher besaß und ich war bereit mich aus der Höhle zu befreien.
Ich hatte es satt, in Dunkelheit und Einsamkeit zu leben, ich wollte wieder Farben sehen und mein Leben glücklich mit anderen verbringen.
Ich stoppte.
Ich war tatsächlich an der unglaublich hellen Lichtquelle angekommen.
Soll ich es wagen oder nicht ?

Und aufeinmal hatte ich es geschafft. Ich habe mit all meinen angesammelten Kräften meine Augen geöffnet. Ich schaute mich vorsichtig um. Ich sah einen Blondschopf an der Tür. Er drückte die Klinke runter.
"Warte!", schrie ich. Allerdings konnte ich nicht so laut schreien, es fühlte sich komisch an überhaupt zu reden.

Und dann drehte er sich um. Er sah mich an, nein er starrte mich ungläubig an. Und dann lief er auf mich zu. Er rannte zu mir und umarmte mich. Ich hatte zwar kaum Kraft, aber für diese Umarmung hatte ich solange gekämpft. Gefühlte Jahre umarmten wir uns und es flossen Tränen. Einige Tränen.
Wir lösten uns dann irgendwann aus der Umarmung und schauten uns beide gegenseitig mit Tränen in den Augen und einem Grinsen auf den Lippen an.
"Stegi, ich habe dich gefunden, ich wusste ich werde dich finden!"
"Tim.."
Ich ließ ihn nicht zu Ende reden, denn ich wollte etwas tun, ich wollte wissen, wie es sich anfühlt. Und so tat ich es.
Ich zog Stegi zu mir und küsste ihn.

Aber ich fühlte nichts. Kein Freudentanz meines Körpers, keine Explosion in meinem Bauch, so wie früher.

______________
Ende.

Also ich habe das hier schon vor ein paar Tagen geschrieben und irgendwie war ich mir total unsicher, ob ich das so lassen sollte oder nicht.
Naja, ihr seht das Ergebnis ja.

Im nächsten Dingsi kommt eine Art Danksagung und ein bisschen Hintergrundstory.

Btw gibt es noch eine kleine Überraschung für treue Leser. 🌚

I will find you ~ StexpertWhere stories live. Discover now