II. Nervosität und sprechende Hüte

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Eine einzige Sache wurde Lucida von ihrer Mutter über Hogwarts gesagt.

Vergiss nie den ersten Blick auf das Schloss, das wird eines der schönsten Dinge sein, die du je sehen wirst.

Und ihre Mutter hatte nicht gelogen. Das war definitiv eines der schönsten Anblicke. Das Schloss wurde kaum angestrahlt, doch trotz der Dunkelheit konnte man die Umrisse wunderbar erkennen und ganz viele Fenster waren erleuchtet. Von allen Erstklässlern kam ein einstimmiges „Whoa!" Das Boot von Tom und Lucida schaukelte, ein Junge war aufgestanden und das Boot kippte bedenklich.

„Setz dich hin", riefen Tom und Lucida gleichzeitig und in fast genau dem gleichen Tonfall. Schneidend, erschrocken und ein bisschen wütend. Der Junge blickte sie mit großen Augen an und setzte sich augenblicklich hin. Lucida schüttelte den Kopf und blickte wieder auf Hogwarts.

Langsam aber zielsicher bewegten sich die Boote auf einen Hausumriss – also eher ein richtiges Haus, aber bisher sah man nur den Umriss davon – zu. Von dort führte eine Treppe zu einem ... ja! Ein riesiges Tor. Aus Holz. Lucida hätte wahrscheinlich durchgepasst, auch wenn sie noch fünf Meter größer gewesen wäre.

Fast fiel Lucida aus dem Boot, als es ein bisschen ungestüm anlegte. „Huiuiu, Achtung", Tom hielt sie am Oberarm fest. „Danke", murmelte sie. Er lächelte verschmitzt, soweit Lucida das sehen konnte.

Morgan grinste ihnen schon entgegen, als sie auf die Steintreppe zugingen. „War das eine Angst, die ich auf dem Boot da hatte, mein Gott. Ich bin sicherlich kein Gryffindor." Lucida lachte, aber Tom machte keinen Mucks. Morgan sah sie ein bisschen verwirrt an und Lucida zuckte nur mit den Achseln.

Als sie die Treppe endlich hochgestiegen waren, zitterten Lucidas Hände vor Aufregung und Professor Dover verabschiedete sich.

„Guten Abend, liebe Erstklässer", ein Mann stand nun vor ihnen. Er lächelte in ihre Richtung und Tom flüsterte ihr zu: „Das ist Dumbledore!" Tom lächelte nicht zurück (warum auch immer), aber Dumbledore schien das keinesfalls zu irritieren. Er blickte sie durch seine Halbmondförmige Brille an und zwirbelte seine langen Haare (vielleicht waren auch ein paar Haare von seinem Bart darin) mit schlanken Fingern.

Ein halbherziges ‚Guten Abend' kam von ein paar zurück.

„Ich bin der stellvertretende Schulleiter und ich werde sie nun ins Innere begleiten, dort werden sie dann einem Test unterzogen –", auf das wilde Geflüster und Schluchzen eines Mädchens verstummte er kurz, „welcher nicht wehtun wird und für welchen sie auch keinerlei Kenntnisse der Zauberei besitzen müssen." Er hörte nicht auf zu lächeln. Lucida war das fast zu viel Sympathie. Professor Dumbledore wartete noch ein paar Minuten und Lucida musste sich wirklich zusammenreißen nicht schreiend davon zu laufen. Was war wohl dieser Test? Sie biss sich auf die Unterlippe und selbst Tom wirkte ein bisschen beunruhigt. Morgan hätte fast einen Klub mit dem weinenden Mädchen machen können, er wirkte auch, als würde er gleich vor Nervosität losweinen. Sie klopfte ihm auf die Schulter. „Komm, wir schaffen da schon", Lucida versuchte ein aufmunterndes Lächeln zustande zu bringen, es endete aber eher in einer Grimasse.

Schlimm konnte es ja nicht sein, überlegte sie. Es tut nicht weh und man muss nichts können. Wahrscheinlich wurden einem Fragen gestellt. Nichts weiter Schlimmes.

Gerade wollte sie es an Tom und Morgan weitergeben, da öffnete Professor Dumbledore schon das Tor. Vor ihnen öffnete sich eine gewaltige Halle. Lucida war zwar noch nie in ihrem Leben in New York City, geschweige denn in der Grand Central Station, aber sie glaubte, dass diese Halle genau so groß war. Also einfach riesig. Auch öffnete sie sich zum Himmel. „Was passiert, wenn's regnet?", fragte sie niemand bestimmten. Keiner hatte eine passende Antwort. Das war doch unlogisch, entweder, die Decke war so aufgemalt oder irgendwie verzaubert. Sie würden doch sicherlich nicht die Halle vollregnen lassen, oder das Essen!

Amica {Tom Riddle}Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum