✔Bury

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Gedankenverloren und dabei komplett woanders, hob Jyn ihre Hand vor die Sonne und bewegte jeden einzelnen Finger, wodurch vereinzelte Sonnenstrahlen zwischen ihnen hindurch, auf ihr Gesicht fielen. Einen kleinen Moment, des stillen Beobachtens, fing sie unwillkommen an zu lächeln und drehte die Hand im Licht. Es war wie damals, als sie sich von Neuem, das Licht erblickte.



Wir kommen wieder. Hoffentlich, lebst du bist dahin; schwirrte es Jyn im Kopf herum. Zittrig stemmte sie sich vom staubigen, klebrigen Boden auf und schaute umher. Dunkelheit. Nichts außer Dunkelheit. Bis gerade eben dachte sie, es könne nicht mehr schlimmer werden aber hier saß sie nun. In diesem Loch. Ein Loch, das um die hunderte Meter tief war und in dem sie, zu allem Überfluss, Stimmen hörte. Stimmen hörte? Blind tastete sie umher bis sie eine Wand erreichte und sich an ihr nach oben zog. Blind tastete sich weiter, Schritt für Schritt, bis sie gegen jemanden stieß.

"T'schulding", obwohl dieser jemand, Jyn sicher nicht sehen würden, hob sie ganz automatisch, entschuldigend die Hand, "Mein Fehler. Zu dunkel."

"Du wirst dich daran gewöhnen", antwortete ein Mann und drehte Jyn einmal um hundertachzig Grad, "Du bist hier, um zu lernen und hoffentlich, nicht um zu sterben. Alles ist einfach, wenn man sehen kann, doch wenn man....."

"Ihr ernst?", hustend wich Jyn einen Schritt zurück und legte eine Hand auf ihre linke Rippe, "was......"

"Ich sagte bereits, wenn man sehen kann, ist alles einfach, doch wenn man blind ist, muss man sich auf andere Dinge verlassen", seinen zweiten Schlag konnte Jyn noch gerade eben ausweichen und sich ducken, "Verlass dich auf deine Instinkte, deine Intuition, dein Gehör und das, was du wahrnimmst. Von nun an, ist alles ausschlaggebend. Deine gesamte Umgebung. Du bist von nun an auf dich allein gestellt. Umgeben von Mördern, Vergewaltigern und Dieben. Zeit, um sich sein Leben zu verdienen."

Die Stimmen waren keine bloße Einbildung, diese waren real, und das hier, kein gewöhnliches Loch. Ein Gefängnis. Zitternd blies Jyn die Luft aus, schloss dabei die Augen und fing hörbar an zu atmen. Willkommen zum ersten Tag vom Rest deines Lebens. Und die Scheiße war, sie hatte es sich, selbst mit dem Verlassen des Tempels, ausgesucht bloß hatte sie es damals nicht gewusst.




Von Flags Ansprache bekam Jyn deswegen so gut wie nichts mit, nur Bruchstücke, aber diese reichten vollkommen aus, um zu wissen, dass er ihnen so gut wie nichts, für ihren kommende Aufgabe erklärt hatte.

"Mehr nicht?", fügte Jyn auf einmal fragend hinzu, hob die Hand und schaute sich umher, um Sichzugehen, dass es nicht nur ihr aufgefallen war, "Ich möchte schon wissen, auf was ich mich einlasse."

"Ihr geht an einen Ort.....", begann Flag, "..... und tut etwas, wobei ihr draufgeht."

"Ehrlich? Mehr nicht? Schön. Was ist das für ein scheiß Plan.... ähm nein, dass ist überhaupt kein Plan. Nicht mal im entferntesten", schnaubte Jyn entgeistert und konnte nur mit dem Kopf schütteln, "Keine Information dazu, was uns eventuell erwarten könnte? Danke. Herzlichen Dank dafür, das wir jetzt gewiss sagen können, dass Sie ein scheiß Vorgesetzter sind. Sterben Ihre Leute unter Ihnen im Einsatz? Könnte für uns, von Bedeutung sein, dies zu wissen."

"Ich glaube, er hat langsam verstanden, was du ihm sagen möchtest", wandte Diablo ein, von dem Jyn dachte, dieser würde niemals mehr seinen Ofen verlassen, "Dennoch, können wir nichts dagegen machen."

"Wenn die Möglichkeit besteht, dass ich sterbe, will ich wenigstens wissen, weswegen ich möglichweiser sterben", entgeistert von dieser gelassenheit, fuhr Jyn zu Diablo herum, "Ich habe nicht die Hölle auf Erden überlebt, um jetzt, dank eines Plastikssoldaten und seiner beschissen Auftragserklärung, zu sterben. Sicher nicht. Ich will Gothams Abrechnung miterleben."

Grummelnd und fauchend verschränkte Jyn die Handrücken vor der Stirn und schloss die Augen. Intelligenz. Es fehlte einfach, auch wenn es nur wenig war, Intelligenz. Bei dieser Truppe war sterben sicher nicht das Schwierigste. Die Typen, mit denen Jyn üblicherweise zu tun hatte, waren wenigstens..... diese brachten Überzeugung und Willen mit. Einen gewissen Glauben. Und all diese Eigenschaften reichten aus, um vernünftig arbeiten zu können.

Jeder von ihnen bekam eine Kiste, die ihre sogenannte 'Ausrüstung' enthielt. Was wohl nicht all zu viel sein durfte. Genau wie Harley, kaute Jyn jetzt auf einen Kaugummi herum, öffnete diese ach so tolle Kiste und war überrascht von dem, was sie in der Kiste vorfand. Zwei Schnallen mit jeweils drei Messern drin, zwei Sai Klingen und eine Pistole. Zu dem kamen noch kniehohe Stiefel hinzu, in die sie die Sai Klingen stecken konnte; eine Lederleggings; ein kurzes Cropped Top, in Stil eines Trikots mit der null-sieben vorne drauf und eine Bikerjacke. Zu guter Letzt schnallte sie sich die Messerschnallen um beide Oberschenkel und steckte sich Pistole hinten in die Hose. Na gut, die Ausrüstung war gar nicht mal so übel. Wie lange dauert es also, bis der oder die Erste stirbt? Die Zeit läuft.



Wie lange Jyn in diesem Gefängnis unter der Erde lebte, wusste sie erst dann, als sie die Chance bekam, es zu verlassen. Zweieinhalb Jahre in der Dunkelheit zusammen mit Menschen, die von der Welt ferngehalten wurden und nie wieder das Tageslicht sehen sollen. Nie wieder das Licht der erblicken. In der ersten Zeit, hatte die Sonne sie einfach nur geblendet aber nach und nach, wurde es so, wie mit der Dunkelheit. Deine Augen gewöhnten sich an daran und du lernst, darin zu leben. Dem Himmel zum Greifen nah und ihn zu erreichen doch letztendlich, gelang es niemanden. Du siehst den Himmel und wie das Licht, es nicht einmal schafft, den Boden des Gefängnisses zu erreichen und wird auch niemals dort hingelangen. Hinaufzuklettern, aus dem Gefängnis, war der einzige Glaube, den die Menschen dort drin hatten und der Wille, es immer wieder auf's Neue zu versuchen, ihr einziger Grund zu überleben. Mehr gab es dort unten nicht. Glaube, Hoffnung und Wille. Für alles andere war kein Platz.

✔Schatten - Suicide Squad ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt