Nr. 1 - Umzug

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Überfordert blicke ich auf meine To-Do Liste. Die Liste wird von Minute zu Minute einfach nicht kürzer, sondern länger. "Amelia! Bist du fertig?!", höre ich meine Mutter, von unten, schreien. Ich seufze und eile sofort nach unten. "Fast fertig", lüge ich. Ich bin das totale Gegenteil von fertig. "Super. Kannst du bitte diesen Karton in den Umzugswagen tragen?", meine Mutter zeigt auf einen Karton, der schon verdammt schwer aussieht. Danke aber auch! "Mom, ich kann gerade nicht. Trag diesen Karton doch einfach alleine raus", sage ich ehrlich und schaue sie an. Meine Mutter verschränkt sofort die Arme. "Amelia, wenn ich es könnte, hätte ich es selber getan. Ich habe meine Tage und darf schweres nicht tragen. Wenn du deine Tage hast, darfst du auch immer zu Hause bleiben und die Schule schwänzen", faucht sie mich direkt an. Mein Gott! Ich habe nur einmal blau gemacht, aber an dem Tag ging es einfach nichts anderes. Ich werde mir das wahrscheinlich mein ganzes Leben lang anhören.

Seufzend blicke ich meine Mutter an. Ich habe wohl keine andere Wahl, denn mein schwachsinniger Bruder verabschiedet sich schon seit knapp einer halben Stunde von seiner Freundin, angeblich. Langsam bücke ich mich und hebe diesen verdammten Karton langsam an. Und genauso schwer wie er aussieht, so ist er auch. Mit aller Mühe trage ich diesen Karton zum Wagen. "Bitteschön", sage ich höflich und gebe den Karton meinen Onkel. Er nimmt ihn mir ab und verstaut ihn im Wagen. "Wie sieht es drin aus? Wenn wir noch vor Anbruch der Dunkelheit in Seattle ankommen wollen müssen wir die nächsten 15 Minuten losfahren. Schafft ihr das?", redet mein Onkel auf mich ein. Ich starre auf sein T-Shirt. Mein Vater hatte das gleiche T-Shirt. "Amelia?", fragt er sanft. Ich nicke abwesend und gehe zurück ins Haus. 15 Minuten und eine lange Liste schaffe ich das?...

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Ich habe es tatsächlich geschafft und das ohne Hilfe! Erschöpft sitze ich in dem Umzugwagen meines Onkel und schaue aus dem Fenster. Ich schließe meine Augen und versuche die Situation um mich herum einfach auszublenden. Ich hasse es Auto zu fahren. Ich hasse es Auto nach DEM Vorfall zu fahren. Ich hasse es auf dem Beifahrersitz zu sitzen, aber heute kann ich leider nicht anderes. Meine Mutter hat einfach kein Geld um mir ein Flugticket zu kaufen und so bin ich gezwungen Auto zu fahren, aber das ist okay. Es ist okay. "Alles okay, Amelia?", fragt mein Onkel sanft. Ich lasse meine Augen geschlossen und atme langsam ein und aus. "Alles okay", presse ich heraus. Das werden die 13 schlimmsten Stunden meines Lebens! "Es ist alles okay, Amelia. Wir haben 6 Uhr morgens. Die Straße ist leer und es wird nichts passieren, das verspreche ich dir!", höre ich meinen Onkel wieder reden. "Versprechen bedeuten mir gar nichts!", gebe ich ein wenig zu zickig rüber, als gedacht. "Du warst die ganze Nacht wach. Schlaf etwas..."

In einem Auto schlafen?! Never!
Ich öffne meine Augen und krame aus meinem Rucksack Handy und Kopfhörer heraus. Ich schalte Handy und Musik an und lasse mich leicht in den Sitz fallen. Meine Augen fallen zu und ich höre der Musik zu. Ich merke wie mein Körper mir Signale zum Schlafen sendet, doch ich ignoriere sie gekonnt. Mein Kopf ist einfach viel zu voll mit Gedanken um schlafen zu können. Immerhin ziehen wir in eine Stadt die 13 Autostunden entfernt ist und obwohl ich keine Freunde habe, die ich hätte verlassen müssen, geht es mir trotzdem scheiße! Ich verlasse meine Vergangenheit. Ich verlasse IHN und das fühlt sich verdammt scheiße an! Ich werde Miles City vermissen.








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Wöchentlich EIN neues Kapitel :)

New Life - New Problems [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt