Luke hatte Recht, das hatte ich tatsächlich schon immer gesagt. Auch schon vor dem allem hier. Alles was ich wollte, war, dass Tess glücklich war und ihr Leben genießen konnte. Denn das hatte sie verdient, sie hatte nichts als ein schönes Leben verdient. Das hatte ich auch nach unserer Trennung gedacht, wahrscheinlich war das der Grund, warum ich sie gehen gelassen hatte. Sie war das netteste, hübscheste und liebenswerteste Mädchen auf Erden, ihr wehzutun sollte eine Straftat sein, für die man ins Gefängnis gesteckt werden und dort zu Tode gefoltert werden sollte.
Ganz genau das hatte ich verdient, es war eine Schande, dass ich überhaupt noch frei herumrannte.
Andere Jungs wären ihr nachgelaufen, hätten an ihre Tür gehämmert, bis sie herausgekommen wäre. Andere Jungs hätten mit ihr gesprochen, ihr alles erklärt und sich bei ihr entschuldigt.
Aber andere Jungs hätten diesem Mädchen sowas auch nie angetan.
Ich hatte keine Vergebung verdient, ich wollte einfach nur, dass es ihr gutging und mit Leuten lebte, die sie nicht betrügen und belügen würden.
Auch jetzt wollte ich noch, dass sie einfach nur ihr Leben genoss. Ich war froh, dass sie ihr Leben lebte, dass sie neue Freunde gefunden hatte und stets einen Grund zum Lachen hatte. Das war das Leben, für das dieses Mädchen in die Welt gesetzt wurde. Nicht mehr und nicht weniger. Um so zu leben war sie doch nach Amerika gekommen, und ich hoffte sosehr, dass sie hier Freunde zum Lachen gefunden hatte.
Ich war so froh, dass es ihr gut ging, wirklich. Aber es schmerzte auch, es zerstörte mich. Denn ich war mit meinem Leben noch keinen Zentimeter weitergekommen.
Ich sah Luke an, sagte nichts und schloss meine Augen. Ich nahm einen tiefen Atemzug, ließ meine Hand durch mein Haar gleiten und öffnete meine Augen wieder.
Luke sah mich noch immer an, sein Blick war ruhig und mitfühlend.
Er sollte feiern und seinen Spaß haben, und nicht seine Zeit mit mir vergeuden.
„Ich weiß", Begann ich flüsternd und ging einige Schritte zurück, sodass ich meinen Rücken gegen die Kücheninsel lehnen konnte. Am liebsten würde ich mich auf den Boden legen und nie wieder aufstehen.
„Ich weiß." Wiederholte ich und atmete tief durch. „Aber ich vermisse sie, Luke." Flüsterte ich und ließ meine Hand erneut durch mein Haar gleiten. „Es tut so weh."
Ich spürte erneut, wie sich die Tränen in meinen Augen sammelten. Ich hatte keine Kraft sie zurückzuhalten, und so ließ ich ihnen einfach freien Lauf.
„Ich kann das nicht mehr." wimmerte ich und wischte mir mit meinem Handrücken über das eine Auge, und dann über das andere.
„Ash, ist schon gut. Das wird wieder, du musst nur Geduld haben. Alles wird gut." Luke sprach in einem Flüsterton, er war mir verdammt nahe, aber ich konnte meinen Kopf nicht heben, um ihn anzusehen.
Gar nichts wird gut, rein gar nichts. Nichts wird je wieder so sein wie früher, nichts, das mich bisher glücklich gemacht hatte, würde ich je wieder erleben können. Nichts.
Weder mit Tyler noch mit Tess. Mein Leben war vorbei, all diese Monate hatte ich diese Gedanken nicht zugelassen, aber es war die einzige Wahrheit. Egal, was in meinem Leben noch passierten würde, egal wie weit meine Band noch kommen würde, nichts würde je wieder so sein wie früher. Ich würde alles dafür geben, um in mein altes Leben zurück reisen zu dürfen, ich würde meine Seele dafür verkaufen, ich würde einfach alles machen, um noch einmal so leben zu können wie vor dem Unfall.
„Verdammt!" ich atmete tief ein, aber es schnürte mir sofort wieder die Luft ab.
Ich sackte wieder auf den Boden nieder, dort, wo mich Luke schon vorhin aufgefunden hatte. Dort, wo ich auch hingehörte. Der Schmerz in mir war undefinierbar, mein Kopf war gefüllt von Schmerzen wie Nagelstiche, meine Kehle brannte wie Feuer, meine Atemwege stopften sich als wäre ich beim Ertrinken und sogar meine Fingerspitzen kribbelten, als wären sie bereit, eine ganze Hausmauer zu durchschlagen. Mir war kalt und heiß zur selben Zeit, mein ganzer Körper bebte.
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Unavoidable ~ With Or Without You
Teen Fiction❝ Narben erinnern uns an das Erlebte, aber sie definieren nicht unsere Zukunft ❞- Mark Twain Das Leben ist kein Wunschkonzert, soviel ist Tess im letzten Jahr mehr als klar geworden. Denn noch vor einem Jahr hatte sie alles, ihr Leben schien per...
Epilog
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