Auf ihren Lippen trug sie ein breites Grinsen, ich starrte sie nur an, mit dem Mund leicht geöffnet. Tess biss sich auf ihre pinke Unterlippe, und da ich viel zu sehr abgelenkt wurde, bemerkte ich erst zu spät, wo sich ihre Hand nun befand. Sie war dabei den Gürtel meiner Hose zu öffnen, und leider bekam sie es viel zu schnell hin. Ihre Hand fuhr in meine Hose, massierte meinen hartwerdenden Penis und schon bald gab sie ein Lachen von sich, entfernte dann aber ihr Gesicht von meinem und sie rutschte nach unten.
Ich musste meine Augen wieder schließen, ich konnte das einfach nicht sehen. Ich bekam kaum noch Luft, mein Herz schlug als würde es einen Marathon um die Welt laufen und ich war nicht fähig mich entweder zu bewegen oder auch nur etwas zu sagen.
Tess fuhr mit ihren kleinen Fingern am Samt meiner Boxershorts entlang und als sie den Stoff leicht nach unten zog, schnürte es mir die Luft komplett ab.
Ich versuchte nach Luft zu schnappen, riss meine Augen auf und hielt mich an den Bettlacken fest. Ich atmete schwer, mein Herz fühlte sich an als würde es jeden Moment explodieren und ich schüttelte immer wieder meinen Kopf.
Noch bevor ich wusste was ich tat, warf ich Tess von mir und flüchtete aus dem Raum.
Ich lief in die Küche, ging dort einige Schritte hin und her und versuchte mich irgendwie zu fassen. Aber das ging nicht so leicht, ich konnte überhaupt nicht mehr auf irgendeine Weise klar denken. Ich hatte noch nie so etwas gefühlt wie gerade, und es machte mir verdammt Angst. Ich versuchte nach wie vor irgendwie zu atmen, aber das war mir noch nie so schwer gelaufen wie in dem Moment.
Irgendwann spürte ich, wie Tränen aus meinen Augen liefen, ich presste meine Stirn gegen den Kühlschrank und im nächsten Moment sackte ich auf den Boden nieder.
„Fuck!" ich lag einfach nur da, immer mehr Tränen strömten aus meinen Augen und ich konnte noch immer nicht richtig atmen.
„Scheiße!" schluchzte ich und rang nach Luft, meine Hände zitterten und ich ließ meinen Tränen freien Lauf.
Ich war eigentlich nicht sensibel, ich heulte nicht wegen jeder Kleinigkeit, überhaupt nicht. Es war fast ein Jahr her, als das letzte Mal richtige Tränen über mein Gesicht gelaufen waren. Das war an jenem Abend gewesen, an dem Tess das von Becca erfahren hatte. Seitdem konnte ich es immer kontrollieren, auch wenn es mir nicht immer so gut ging. Dass es erst jetzt aus mir rauskommen würde - und so brutale Schmerzen verursachte - damit hatte ich ganz und gar nicht gerechnet. Es war, als würde die ganze Last des letzten Jahres endlich frei werden wollen, aber ich fühlte mich trotzdem nicht besser.
Ich wollte nicht weinen, ich wollte mich nicht benehmen wie ein kleines Baby, schließlich war ich einundzwanzig und eigentlich hier, um die beste Zeit meines Lebens zu haben. Aber anstatt den Aufstieg meiner Band zu feiern, lag ich hier am Küchenboden und heulte, und aus irgendeinem Grund versuchte ich es auch nicht mehr zurückzuhalten.
Tess hatte mir einmal erzählt, dass Weinen tatsächlich helfen würde. Damals, als Tyler gestorben war. Ich hatte sie so oft weinen gesehen, und ich hatte sie einfach immer nur festgehalten und getröstet. Auch wenn es vielleicht nicht immer so ausgesehen hatte, hatte ich das auch ziemlich oft gebraucht. Keine Ahnung, ob sie das wusste, aber ich wusste nicht, ob ich Tylers Tod je ohne sie verkraftet hätte.
Ich vermisste sie so sehr.
Es war eine gefühlte Stunde vergangen, als ich aufgrund eines Geräusches hochschreckte. Anfangs dachte ich es wäre Tess, die sich vielleicht aus dem Zimmer schleichen wollte, aber als ich mein Schluchzen zum Stoppen brachte, wurde mir klar, dass das Geräusch vom Ende des Flures kam. Jemand anderes war hier.
Noch ehe ich reagieren konnte, wischte ich mein Gesicht mit den Ärmeln meines Hemdes trocken und suchte in meiner viel zu engen Jeans nach einem Taschentuch, vergebens.
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Unavoidable ~ With Or Without You
Jugendliteratur❝ Narben erinnern uns an das Erlebte, aber sie definieren nicht unsere Zukunft ❞- Mark Twain Das Leben ist kein Wunschkonzert, soviel ist Tess im letzten Jahr mehr als klar geworden. Denn noch vor einem Jahr hatte sie alles, ihr Leben schien per...
Epilog
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