Sein weißes Hemd spannte an seinen Schultern und Oberarmen, die dunkelbraunen Haare waren zu einer Art Tolle frisiert und die grünblauen Augen wirkten niedergeschlagen.

Und dann war ich einfach zu ihm gegangen. Weil ich von Corey enttäuscht war, mich trotzig verhalten wollte, weil ich mir von ihm mein Silvester nicht vermiesen lassen wollte und weil ich Mitleid mit Blake hatte. Obwohl der vermutlich nur zu faul war, um nett zu sein, denn rein vom Optischen, könnte er sowieso jede haben.

Aufgrund dieses Gefühlscocktails war ich ihm also näher gekommen und hatte meine Hand auf den Flaschenhals gelegt, so dass sie seine etwas berührt hatte.

Blakes Augen waren nach oben geschnellt und hatten in meine geblickt. Er war verwirrt und neugierig gewesen, dass hatte ich ihm angesehen. Kurz darauf schloss ich meine Augen, denn der Countdown endete mit „Eins!" und während die Raketen in die Luft zischten, presste ich meine Lippen auf seine.

Darüber, das diese Aktion auch richtig nach hinten losgehen könnte, dachte ich erst nach, als ich ihn küsste. Deshalb beließ ich es auch bei einem einfachen Kuss und löste dann meine Lippen wieder von seinen. Er war eh so überrascht gewesen, dass er nur ganz leicht Druck aufgebaut hatte.

Danach sah ich ihm in die Augen und ich war mir sicher, dass ich wie ein kleines Reh aussah, dass mit aufgerissenen Augen in die Scheinwerfer eines Wagens blickte.

Ich hatte Blake Harrington geküsst.

Zwar nicht mit Zunge, aber unsere Lippen hatten sich berührt und damit stieg die Anzahl an Mädchen, die mich lynchen wollten ins unermessliche.

In Newport Beach, einer der Wohlhabendesten Städte der USA, waren sowieso alle reich, gutaussehend und beliebt. Doch dann gab es an unserer Schule, der Harbor High noch mal fünf Typen, die alle anderen in den Schatten stellten. Sie waren die Captains der Sportteams: Football, Basketball, Wasserball, Fußball und Baseball.

Für mich waren Blake und seine Freunde nur die „teuflischen Fünf", für alle anderen waren sie eher die „glorreichen Fünf" oder die „ultraheißen Fünf".

Blake Harrington war der Captain des Basketballteams und ein echter Draufgänger. Oder wie auch immer man Typen wie ihn bezeichnen wollte. Das er Basketball spielte war noch harmlos, dass er eine Leidenschaft für schnelle Wägen und Motorräder hatte, war ihm in der Vergangenheit schon zum Verhängnis geworden. Im Sommer hatte er einen Unfall, seitdem zierte eine Narbe seinen Unterarm und eine weitere seine Stirn. Durch seine heutige Frisur konnte ich die auch erkennen.

Allerdings nicht mehr allzu lange, denn mein Blick fixierte sich wieder auf seine grünblauen Augen. Die Überraschung über meinen Überfall war aus ihnen verschwunden, stattdessen war da etwas anderes, etwas tiefgründigeres.

Ich dachte noch darüber nach, was das zu bedeuten hatte, da griff er mit seiner Hand an meine Taille und zog mich näher an sich. Zwischen uns war nur noch die Flasche Wodka, die ich ausließ und er wegschob. Ich dachte, er würde sie abstellen, doch er ließ sie einfach los und mit einem klirrenden Geräusch zerbrach sie am Boden. Mir blieb keine Zeit mehr darüber nachzudenken, denn mit seiner nun freien Hand griff er nach meinem Gesicht und zog es zu seinem.

Nun war er derjenige, der die Initiative ergriff und dieses Mal fühlten sich seine Lippen ganz anders an. Blake Harrington war ein guter Küsser, aber so etwas hatte ich auch erwartet. Innerhalb weniger Sekunden war ich so von seiner Leidenschaft benebelt, dass ich dankbar war, als er seine Hand um meine Taille legte und mich so davon aufhielt, auf den Boden zu sacken. Meine Beine waren zu Wackelpudding geworden, meine Wangen fühlten sich heiß an und meine Zunge war wie taub, als Blakes sie sanft dazu aufforderte, sich zu bewegen. Ich platzierte meine Hände an seinen breiten Schultern und fing an zu genießen.

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