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Vogelezwitscher drang an mein Ohr und riss mich aus meinem Schlaf mit ihrem lieblichen Klang. Meliodisch und fröhlich zwitscherten sie und es schien mir, als würden sie nur singen, um mich wach zubekommen. Doch ich wollte auf keinen Fall aufstehen.
Als Antwort auf ihren Gesang drehte ich mich murrend im Bett um, sodass ich nun auf meinem Bauch lag und vergrub mein Kopf unter dem Kissen.

"Ach, haltet doch die Schnauze.", murmelte ich böse und legte meine Hände über meine Ohren. Aber mir war meine Ruhe anscheinend nicht gegönnt.

"Morgen, Stella! Oder soll ich dich doch nun lieber Melanie nennen? Na egal! Jetzt ist es mal wichtig, dass du endlich aufstehst.", sagte eine klare, weibliche Stimme enthusiastisch und ich wunderte mich nur wer sie war und von woher sie meinen Namen kannte.

Verschlafen und aus Gewohnheit grummelte ich:" Lass mich schlafen Calu-"

Doch auf einmal stoppte ich. Langsam nahm ich meine Hände wieder von meinen Ohren und richtete mich in eine sitzende Position auf.  Angespannt krallte ich meine Hände in die Bettdecke. "Calum.", sagte ich leise und blickte der Frau aufgewühlt in die Augen. "Ich habe Calum verlassen, oder?"

Ihr Lächeln wich von ihren Lippen und sie wich mir meinen Blick aus, doch trotzdem nickte sie kaum merkbar. "Ja, Clock hat mir die ganze Geschichte erzählt.", flüsterte sie und drehte mir auf einmal ihren Rücken zu. "Beruhige dich ein bisschen und komm dann bitte in den Garten. Deine Brüder und ich werden dort auf dich warten." Dann verließ sie den Raum ohne ein weiteres Wort zu sagen und ließ mich alleine mit all meinen Gedanken.

Ich hätte mir gewünscht, dass sie bei mir geblieben wäre.

Nun war ich alleine. Alleine gefangen in einer Welt, die ich nicht mehr verstand. Alleine in einer Welt, die mich überforderte. Alleine in einer Welt ohne Calum.

Ich vergrub meine Finger noch tiefer in die Bettdecke, doch auch das ließ den Schmerz in meinem Herzen nicht verschwinden und ich schlug frustriert gegen meinen Polster. "Verdammt.", schrie ich laut und warf das Kissen von mir. "Verdammt.", fluchte ich nochmals, diesmal um einiges leiser und versteckte mein Gesicht schluchzend in meine Hände. "Wieso schmerzt es mich so sehr von ihm getrennt zu sein, obwohl es die richtige Entscheidung war?"

Aber weder die Vögel, die nun endlich verstummt waren, noch ich selber konnte diese Frage beantworten.

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Versunken in Trauer und Wut zugleich blieb ich für einige Zeit auf dem Bett sitzen, bis ich mich wieder daran erinnerte, dass Clock, die Frau von zuvor und noch einer der Götter auf mich warteten und ich nun langsam zu ihnen gehen musste, selbst wenn ich überhaupt keine Lust darauf hatte.

Seufzend zwang ich mich aus dem Bett und schlürfte planlos durch die unendlich langen Flure, bis ich wirklich den Ausgang zum Garten fand. Unsicher trat ich aus dem Haus heraus und musste sogleich meine Augen zusammen kneifen, da ich von dem gleißenden Sonnenlicht geblendet wurde.

"Ah, da bist du ja endlich. Ich war kurz davor dich selber aus dem Schlafzimmer zu holen.", begrüßte mich ein Mann lachend, doch ich sah ihn nur unscharf vor mir stehen und konnte nicht erkennen wer da mit mir sprach. Trotzdem murmelte ich leise eine Entschuldigung und der Mann sagte sorglos:" Brauchst dich nicht zu entschuldigen, Hauptsache ist doch, dass du endlich da bist! Komm, Vision hat Frühstück gemacht und Clock und sie warten nur auf dich, damit wir endlich beginnen können."

Ohne auf meine Antwort zu warten nahm er meine Hand und zog mich rasch mit. Überrumpelt stolperte ich ihm hinter her und langsam gewöhnten sich meine Augen an das helle Sonnenlicht und ich konnte von der Seite erkennen, wie der Mann aussah.

Zuallererst fiel mir sofort sein wirres und von allen Seiten abstehende rote Haar auf. Es sah ein bisschen aus, wie als wäre er gerade aufgewacht und  sich nicht die Mühe gemacht seine Haare zu kämmen. Er sah von der Statur her aus wie ein durchschnittlicher Erwachsener und seine Haut war bräunlich gebrannt. Er hatte eine schmale Nase, einen Mund, um den schon die ein oder andere Falte zu erkennen war und strahlende grüne Augen, die mich sofort an Calum seine erinnerten, doch ich schüttelte schnell alle Gedanken über ihn von mir.

"So, da sind wir.", riss mich der Mann aus meiner Betrachtung und ließ meine Hand los.
Wie er es gesagt hatte, stand vor uns ein gedeckter Gartentisch, der überfullt war mit allem Möglichen. Von Orangensaft bis zu Kaffee und von Spiegelei mit Speck zu einer Schüssel Müsli gab es alles, was das Herz erwünschte.

"Ich glaube du hast wieder ein bisschen übertrieben Vision.", sagte Clock mit hochgezogener Augenbraue, der mit Vision (so hieß also die Frau, die mich geweckt hatte) schon zusammen bei Tisch saß. Vision machte aber nur eine abwertende Handbewegung und sagte:" Aber nicht doch Clock, ich hätte sogar noch viel mehr gemacht, wenn Bright mich nicht gestoppt hätte."
"Also können wir froh sein, dass ich es getan habe, weil ansonsten würden wir alle nach diesem Frühstück einige Kilo mehr wiegen.", witzelte der rothaarige Mann und schob den Gartenstuhl lautstark zurück. Er wollte sich schon hinsetzten, doch stoppte in seiner Bewegung und drehte sich zu mir um.

"Du brauchst nicht hier herum zu stehen wie bestellt und nicht abgeholt, du kannst dich ruhig hinsetzten!", sagte er zu mir und ohne einen Mucks von mir zu geben schob ich ebenfalls einen Sessel zurück und wollte ihn näher an den Tisch ziehen, als mir plötzlich meine Kniekehlen einklappten, da jemand anderes es für mich getan hatte.

Überrascht drehte ich mich um und sah direkt in das Gesicht des rothaarigen Mannes. Ohne das ich es gemerkt hatte, hatte er sich anscheinend hinter mich telepotiert. "Du kannst ruhig ein bisschen mehr locker sein. Wir sind deine neuen Geschwister, wir werden dir nichts antun."
Freundlich lächelte er mich an und auch ich zwang mir ein Lächeln von den Lippen.
"Danke .. uhm ..."
"Bright, mein Name ist Bright.", stellte er sich offiziel mir vor und setzte sich auf seinen Platz.
"Das ist deine Schwester Vision.", erklärte er mir und die Frau, die mich geweckt hatte und nun meine neue Schwester war, grinste mich mit vollen Mund an.
"Und Clock kennst du schon, oder?", endete Bright seine Vorstellungsrunde und ich nickte und warf einen kurzen Blick zu Clock. Dieser sah mich in Gedanken versunken an, schüttelte aber schließlich seinen Kopf und versteckte sich hinter der heutigen Zeitung.

"Können wir jetzt endlich mit den Formalitäten aufhören und essen? Ich will endlich sehen wie Melanie mein Essen schmeckt!", sagte Vision mit aufgeregt glitzernden Augen und zusammen begannen wir nun endlich zu frühstücken.

Schon wieder das Kapitel so spät erst heraus gebracht. Ich danke euch trotzdem für eure Geduld und hoffe, dass auch das Buch gefällt. Zusätzlich habe ich erst vor kurzem ein neues Buch hier auf Wattpad geladen und es würde mich freuen, wenn ihr da vorbeischauen würdet. Ansonsten wünsche ich euch noch einen schönen Tag.

Forgive meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt