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"Bist du dir ganz sicher, dass ich dich nicht hinein begleiten soll?", fragte Matthew besorgt aus dem hinunter gelassenen Fenster seines Autos. " Falls irgendwas passiert, dann...", begann er, doch ich wollte ihn nicht fertig reden lassen. "Nein Matthew. Das ist zwar sehr lieb von dir, aber es wird nichts passieren und ich schaffe das schon selber."
Um das zu bestärken lächelte ich ihn bemüht an, doch trotzdem sah er noch immer skeptsich aus und bevor er nun wirklich mit mir hinein ging verabschiedete ich mich schnell:" Nochmals danke für alles, ich schulde dir was. Wir sehen uns!"

Dann rannte ich, noch immer ein bisschen unsicher auf den Beinen, Calums kurze Auffahrt hinauf, bis ich an seiner Haustür angekommen war. Ich wollte die Tür schon öffnen, doch kurz hielt ich inne und warf nochmal einen Blick hinter mich. Doch entgegen meiner Erwartungen war Matthew schon weg.
An der Stelle wo sein Auto geparkt hatte stand stattdessen eine unheimliche Gestalt, bei der ich weder das Gesicht, noch das Geschlecht ausmachen konnte.
Sie tat nichts anderes als stocksteif auf der Stelle zu stehen, trotzdem bekam ich eine Gänsehaut und drehte mich beunruhigt wieder zu Tür.

Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig und glaubte zu hören, wie die Person näher kam.
Mit beschleunigtem Atem und zitternden Händen holte ich den Hausschlüssel aus meiner Hosentasche heraus und versuchte ihn einige Male in die Tür zu stecken, doch ich war so panisch, dass mir er mir schlussendlich hinunter fiel. Ich beugte mich zu Boden, um ihn aufzuheben, als ich es auf einmal spürte.
Ein Atemzug an meinem Ohr. Leise. Flüstern. Ein Satz. Fast schon unverständlich. Doch ich verstand es und mir blieb vor Schrecken mein Herz stehen.

"Ich vermisse dich, meine Todesgöttin"

Schreiend fiel ich zu Boden und krabbelte nach hinten. Ich presste meinen Rücken gegen die Tür, sodass ich der Person ins Gesicht hätte sehen sollen. Doch da war niemand. Nur die leere Ausfahrt lag vor mir und ein kurz aufkommender Wind bließ einige verwelkten Blätter davon.
Schwer schluckte ich und sah um mich. Aber wirklich. Nichts war da.

Ich wusste, dass ich mich eigentlich hätte beruhigen können, doch ich tat es nicht. Die Angst vor mir selber kehrte mit einem Mal wieder vollends zurück und schnürte mir die Kehle zu.
Was war bloß los mit mir? Werde ich langsam paranoid? Ich weiß doch, dass Nicolas sein Verließ nicht verlassen kann, da er von den Göttern persönlich bewacht wird. Er kann nicht fliehen.
Wie um das zu bestätigen flüsterte ich mit zitternder Stimme:" Er ... er kann nicht fliehen ... oder?"

Dann ging hinter mir plötzlich die Haustür auf und fast wäre ich nach Hinten gefallen, aber Beine stoppten meinen Aufprall.
"Melanie! Was machst du hier in der Kälte am Boden?", fragte mich Calum überrascht und half mir schnell aufzustehen. Aber er ließ mich nicht antworten und holte mich kurzerhand ins Haus. Da wollte ich ihm wieder antworten, doch plötzlich umarmte er mich. Fest, wie als würde er mich nie wieder los lassen.

Ich hatte ihn zwar nur einen Tag nicht gesehen, dennoch kam es wir vor, als würde ich ihn nach einer Unendlichkeit wieder sehen und legte mein Gesicht auf seine Schulter. Alleine wieder in seiner Nähe zu sein dämpfte die Panik ein wenig und ich hätte ihn am liebsten niemals mehr losgelassen.
Leise murmelte er:" Verdammt nochmal Melanie. Du musst aufhören mir diese Schrecken einzujagen und einfach so zu verschwinden.". Ich wusste nichts besseres zu sagen, als mit belegter Stimme zu flüstern:" Es tut mir leid..."
Mehrere Minuten verharrten wir in unserer Position, als ich auf einmal hörte wie Schritte auf uns zu kamen.

"Calum, ich will endlich wieder zu ...", sagte Janosch laut und sah uns zuerst nicht, da er auf sein Handy tippte. Doch als er aufsah stoppte er überrascht. "Oh ...", murmelte er vorm Kopf gestoßen und holte seine Hände aus den Hosentaschen seiner Jogginghose.
Aber plötzlich von einem Moment auf den anderen wandelte sich sein Gesichtsausdruck und feindselig blickte er auf mich. Demonstrativ verschränkte er seine Hände vor seiner Brust und unwohl löste ich mich von Calum. Mit einer Gefühlskälte, die ich von einem Teenager nicht erwartet hatte zischte er:" Es ist also wieder da."

"Janosch!", rief Calum entrüstet aus und ging drohend auf ihn zu, doch bevor er ihn erreichen konnte telepotierte er sich weg.
"Verdammt nochmal Janosch!", fluchte mein Freund lautstark, sodass der Jugendliche es hätte hören sollen, doch keine Antwort ertönte.
Frustriert seufzte Calum und fuhr sich durch seine wilden Locken. Dann drehte er sich wieder zu mir und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

Er tröstete mich:"Sei nicht beleidigt wegen ihm. Er ist eben in der Pubertät und ein bisschen verwirrt.". Ich nickte nur geistesgegenwärtig. Innerlich war ich sehr getroffen worden von Janosch Worten. Vielleicht hatte Calum recht, doch nachdem was ich getan habe (oder vielleicht nicht getan habe?) stimmten diese Worte.

"Alles in Ordnung?", fragte er und ich nickte bemüht lächelnd, wie bei Matthew. Doch ich machte den Fehler, dass Calum nicht Matthew war. Er kannte mich schon länger, als es mir bewusst war und wusste wann ich log.
Sanft nahm er mein Gesicht in seine Hände. "Melanie, sieh mich an.", sagte er mit ruhiger Stimme. "Du darfst dich von ihm nicht unter Druck setzen. Er ist nur eine kleine Krechtze, die es nicht besser weiß."
Unweigerlich musste ich lachen.
Ich hatte gedacht, dass er irgendetwas philosophisches sagen würde, doch da hatte ich mich wohl geirrt.

"Danke, Calum.", schmunzelte ich und er lächelte mich unwiederstehlich an. Ich konnte nicht anders, als dass meine Beine weich wurden. Und noch mehr schmolz ich in seinen Armen, als er meine Wange mit seinem Daumen sanft streichelte.
"Du musst müde sein, möchtest du dich jetzt hinlegen und erst später mir alles erzählen?"
"Ja, das hört sich gut an.", anwtortete ich erleichtert. Somit hatte ich nun Zeit mir eine Lüge auszudenken, damit er nicht erfahren muss, was eigentlich passiert ist.
Immerhin ist eine Lüge mehr oder weniger nicht mehr so schlimm, nachdem ich es schon so oft getan hatte.

Bevor ich weiteres sagen musste telepotierte Calum uns zu seinem Schlafzimmer und wollte danach mich in Ruhe lassen, doch ich stoppte ihn.
"Bitte geh nicht!", sagte ich ein bisschen zu panisch und er sah mich fragend an. "Ich-ich ... ich habe Angst im Moment alleine zu sein.", setzte ich zögerlich hinzu und mir fuhr ein Schauer über den Rücken, als ich an an meine Begegnung vor der Haustür dachte.
"Würdest du dich zu mir legen?"

Mit Angst im Blick sah ich ihn an, doch ich brauchte nicht mehr sagen, denn Calum schloss schon die Schlafzimmertür und nahm mich wortlos in seine Arme.

Forgive meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt