Chapter 10

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Als Jenny nach Hause kam, ging Ivy zunächst zu ihr. Sie brauchte jemanden, da sie in der einsamen Wohnung beinahe durchdrehte. Sie weinte und erzählte abwechselnd Jenny die ganze Geschichte, die nicht drum herum kam auch sauer zu werden und Dinge umher zu schmeissen, oder Ivy in den Arm zu nehmen und sie zu trösten.

Es tat gut sich alles von der Seele zu sprechen. Sie hätte sich immer noch an Charles wenden können, aber das hätte sie nie über sich gebracht und ausserdem wusste sie nicht einmal ob er überhaupt noch in der Stadt war. Vielleicht war er endlich in sein altes Leben zurück, wo er um seine Frau trauern konnte, und Ivy konnte um ihre alte Beziehung trauern.

Die Tage vergingen langsam und Ivy hörte absolut nichts von Ray. Sie ging arbeiten und liess sich von Jenny ablenken, aber sie konnte Ray nicht aus ihrem Kopf streichen. Sie fragte sich, wo er gerade war und ob er immer noch Drogen am verkaufen war...

Ray war aber nicht der einzige Mann, der in ihren Gedanken schwebte. Auch Charles hatte sich eingenistet und es machte sie so sauer, da sie nicht an ihn denken wollte. Er hatte sie abserviert und trotzdem konnte sie nicht aufhören ihren Kuss in ihrem Kopf abspielen zu lassen. Es war, als wolle ihr Gehirn sie quälen.

Alleine in der Wohnung konnte sie kaum bleiben. Sie hatte das Gefühl als fiele ihr die Decke auf den Kopf. Also übernachtete sie die ersten paar Nächte bei Jenny, deren Eltern endlich wieder gegangen waren, wie Jenny so schön sagte.

Aber Ivy wusste auch, dass es keine Lösung war, da Jenny ihre Wohnung endlich mal wieder für sich haben wollte, auch wenn sie das abstritt und Ivy bei sich behalten wollte. Sie war nun mal eine gute Freundin.

„Du kannst so lange bleiben, wie du willst Ivy. Ich mag dich hier. Wir können jeden Abend einen Sleepover machen!", meinte Jenny und versuchte Ivy die Tasche aus der Hand zu reissen. Man sah ihr klar an, dass sie sich Sorgen um Ivy machte und diese nicht alleine lassen wollte, aber Ivy musste lernen auch alleine klar kommen zu können. Sie konnte nicht immer andere Leute einnehmen und sie mit ihren Problemen beschlagnahmen.

„Ich kann nicht jeden Abend mit dir einen Sleepover machen, Jenny. Ich liebe dich, keine Frage, aber ich kann nicht für immer kitschige Filme schauen und Eis essen. Ich würde nach einem Jahr sterben...vielleicht zwei."

„Wir können auch abwechseln. Es muss nicht immer Eis sein. Und vielleicht auch mal ein Horrorfilm?"

„Und was machen wir, wenn du einen Typen mitbringst? Schauen uns zusammen einen Film an?", fragte Ivy trocken und Jenny schien sich das erste Mal ernsthaft zu überlegen, was sie sagen sollte.

„Das ist natürlich etwas anderes...wobei ich nicht glaube, dass er etwas dagegen hätte, wenn du mit von der Partie bist..."

„...ich aber doch und deshalb gehe ich", erwiderte Ivy und umarmte sie fest.

„Vielen Dank, Jenny. Für alles." Sie winkte ab, als sei es nichts Grosses gewesen und zwinkerte Ivy zu.

„Du hast mir schon so oft einen Gefallen getan, da kann man ruhig mal zurückgeben. Karma und so." Ivy grinste und stieg in das Taxi ein, das gerade vor der Wohnung angehalten hatte.

Es war Zeit für Ivy die Windeln abzuziehen und erwachsen zu handeln. Sie musste sich nun auf ein Leben einrichten, in welchem Ray nicht mehr vorkam. Dann war sie das erste Mal, seit sie aus ihrem Elternhaus geflüchtet ist Single. Na und? Das hatten andere geschafft und das würde auch Ivy schaffen.

Es war 9 Uhr, als Ivy bei ihrer Wohnung ankam. Sie suchte gerade in ihrer Handtasche nach ihrem Schlüssel als sie etwas aus ihrem Augenwinkel an der Haustür sah. Sie machte erschrocken einen Schritt zurück, als sie einen zusammengekauerten Ray vor der Tür sah.

Future ManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt