Kapitel 75: Nicht mehr da

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Sonntag, 29.06.

„Es tut mir so leid, Baby. Bitte glaube mir. Ich werde dich immer liebe, egal was passieren wird. Du warst meine erste große Liebe und wirst es auch immer bleiben. Ich liebe dich."

Ich öffnete meine Augen und drehte mich nach rechts und fühlte nach meinem Engel, aber da war niemand, wahrscheinlich war sie im Badezimmer und machte sich fertig.

Ich dachte noch einmal an gestern und konnte es immer noch nicht fassen. Unglaublich. Unbeschreiblich. Wie es ihr wohl ging? Ob sie wund war? Bestimmt. Hoffentlich bereute sie es nicht. Ich grinste leicht und schüttelte meinen Kopf. Ich drehte mich auf den Rücken und schaute an die Decke. Was sollten wir heute machen? Immerhin waren jetzt Semesterferien. Ich sollte mit ihr irgendwo hin fliegen, auch wenn sie meinte, dass sie gerne hier bleiben würde und keinen Urlaub irgendwo anders brauchen würde.

Ich nahm mein Handy und schaute wo man alles hinfliegen konnte. Mh. Ich hatte noch nicht mal eine Ahnung, ob wir eher dahin fliegen sollten, wo es warm ist oder wo es kalt ist. Wo Meer ist oder doch nicht, wo es massig Sehenswürdigkeiten gab oder nicht. Großstadt oder doch lieber Land? Fuck.

Ich legte mein Handy weg und machte mir weiter Gedanken darüber. Ich sollte sie gleich mal ausfragen, dann wusste ich ja ungefähr wonach ich suchen sollte.

Ich nahm mein Handy wieder und schaute auf die Uhr, 10:14 Uhr. Es sind schon knapp 1 ½ Stunden vergangen? Was machte Mel so lange im Badezimmer? Ich stand auf und klopfte an die Türe. Keine Antwort. Ich klopfte noch einmal, aber immer noch keine Antwort. Ich drückte die Klinke runter und schaute ins Badezimmer, aber niemand war da. Seltsam, aber ich dachte mir nichts weiter und ging selbst ins Badezimmer. Putzte mir die Zähne, wusch mir das Gesicht und rasierte mich. Schmierte mir After Shave ins Gesicht und ging zu meinem Schrank und nahm mir Sachen raus. Schloss ihn wieder und zog mich um. Ging runter und begrüßte die anderen.

„Hat jemand Mel gesehen?", fragte ich sie, aber alle schüttelten den Kopf.

„Sicher, dass sie nicht oben ist? Bin seit 7:00 Uhr wach, aber Mel kam nicht runter.", sagte Mum und zog eine Augenbraue hoch.

„Sicher Mum? Warst du vielleicht mal weg oder so?", fragte ich weiter.

„Ich war nirgendwo, Mar. Und wenn einer die Türe rausgegangen wäre, hätte ich es gehört.", sagte Mum und runzelte die Stirn. Ich lief wieder hoch, schaute in jedes Zimmer, aber nirgendwo war Mel. Lief in den Fitnessraum, aber auch hier war sie nicht. Klapperte oben zur Sicherheit noch einmal alle Räume ab, aber nirgendwo war sie. Ich lief in den Keller und schaute hier überall, aber auch da war sie nicht. Fuck. Wo war sie?

Ich lief wieder hoch, auch die anderen suchten mit, aber nirgendwo war sie. Fuck, fuck, fuck. Amber kam aus meinem Zimmer und schaute traurig aus. Was war los?

„Auf deinem Bett liegt ein Umschlag, Loon.", sagte sie leise und schaute mich an. Ich schob sie auf Seite und lief hoch. Ging zu meinem Bett und nahm den Umschlag. Was war hier los? Lag er eben schon da? Wieso habe ich ihn nicht gesehen?

Ich öffnete ihn mit zitternden Händen und schüttete alles auf mein Bett aus. Ein Brief, ein Geschenk, ein Bilderrahmen. Nein Mel. Niemals.

Ich schluckte und nahm den Brief.

Öffnete ihn und las. Merkte wie mir immer mehr Tränen die Sicht trübten. Nein. Fuck. Nein.

Das konnte nicht ihr ernst sein. FUCK! Wieso hatte sie nichts gesagt? Wieso? Meine Fresse. Wieso? Ich las den Brief, weiter, aber er wurde nicht besser.

Meine Tränen tropften auf meine Hand. Ich wischte sie weg und las weiter. Schmiss den Brief auf den Boden und nahm den Bilderrahmen. Fuck.

Ein Foto von uns, wo wir uns küssten. Fuck. Nein.

Ich nahm das Geschenk und öffnete es.

Nahm das silberne Armband raus mit einer Gravur. 'Ich liebe dich <3' Auf der Rückseite stand '17.05 - M & M'

Niemals. Ich legte mir das Armband an und stand auf. Wischte mir die Tränen weg und schlug gegen die verfickte Wand.

„FUCK!", schrie ich und schlug wieder dagegen.

„Marlon, beruhige dich. Was ist passiert?", fragte Mum und kam ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

„Fuck Mum. Sie ist weg.", schniefte ich eher und schlug wieder gegen die Wand. Ich war so sauer. Sauer auf sie, auf mich, auf alles.

„Marlon. Komm her.", sagte Mum und öffnete ihre Arme. Ich ging zu ihr und sie umarmte mich lange und streichelte mir immer wieder über den Rücken.

„Willst du mir erzählen was passiert ist? Warum ist sie weg?", hakte Mum weiter nach und ich löste mich aus ihren Armen und hob den Brief auf und gab ihn ihr.

Mum las den Brief und wurde immer weißer.

„Scheiße.", war das erste was Mum sagte und schluckte.

„Vielleicht ist sie noch zu Hause.", sagte ich und lief aus meinem Zimmer. Weder hatte ich Schuhe an, noch einen Schlüssel mit genommen, ich lief zu ihrem Haus und klingelte unendlich lang, aber niemand machte auf. Ich klopfte feste gegen die Türe, aber immer noch nichts. Ich schrie und klopfte immer wieder dagegen.

Elisa machte die Türe auf und grinste mich an. Dreckige Nutte.

„Wo ist Mel?", fragte ich sie drohend.

„Weg!", sagte sie lachend und ging in die Küche. Ich lief hoch in Mels Zimmer und öffnete die Türe. Nichts. Ich öffnete ihren Schrank kaum noch Sachen drin. Ich schaute zu ihrem Schreibtisch, wo unser Foto stand. Auch da war nichts mehr.

Ich lief wieder runter und stellte mich vor Elisa.

„Wo ist Mel?", fragte ich aufgebracht.

„Weg. Keine Ahnung. Irgendwas in Berlin. Sie ist heute um 5 Uhr schon losgefahren. Du bist ein bisschen zu spät Marlon!", lachte sie. Ich schlug gegen die Wand 10 Zentimeter neben ihrem Gesicht und sie war ruhig. Man hörte von ihr nichts mehr.

Ich entfernte mich von ihr und lief wieder nach Hause. Scheiße.

Ich klingelte und Am machte die Tür auf, ließ mich rein, sagte aber nichts. Ich lief in mein Zimmer und schaute in den Kleiderschrank. Keine Sachen mehr von ihr. Ich schaute nach Marlon, auch er war weg. Schaute im Badezimmer nach ihren Sachen, aber auch hier war nichts mehr. Das konnte sie mir nicht antun.

Mit allem hatte ich gerechnet, aber nicht damit. Wieso? Wieso hatte sie nicht mit mir gesprochen? Das was sie im Brief geschrieben hatte konnte ich ja irgendwie verstehen, aber das hier war mehr als scheiße. Fuck. Ich nahm mein Handy und wählte Mels Nummer - Mailbox. Verdammt. Ich schrieb ihr, dass sie sich melden sollte und schmiss mein Handy aufs Bett das konnte einfach alles nicht sein.

Ich ließ mich an der Tür runter rutschen und wusste nicht mehr was ich machen sollte. Da hatte ich meinen Engel gefunden und dann ging er einfach so. Und hinterließ mir einfach nur einen fucking Brief. Als ob sie mir nicht gereicht hätte, sie war doch alles, was ich jemals wollte. Alles was ich brauchte um glücklich zu sein und dann war sie weg. Nach Berlin, wenn man Elisa glauben konnte. Wieso nur? Wieso hat sie nicht einfach mit mir gesprochen? Ich wäre ihr nach dorthin gefolgt. Hätte für sie alles hier aufgegeben und hätte mir da ein Leben mit ihr aufgebaut. Sie war doch alles was ich immer wollte. Sie war das Mädchen, das ich niemals wieder gehen lassen wollte, mit der ich meine Zukunft bestreiten wollte. Sie war meins. Mein ein und alles. Meine Liebe des Lebens. Und nun? Nun war sie weg und ließ mich hier zurück. Zurück mit Schmerzen, die ich vorher niemals kannte.

Ich liebte sie. Ich liebte sie mehr als mein eigenes Leben.

Summer RainWhere stories live. Discover now