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,,Allison Demir, du weißt ganz genau, dass das mit deinen Noten so nicht weitergehen kann!" Ein aufgebrachter Herr Ehrenmann saß mir gegenüber und meinte, mir seinen ekelerregend nach Fisch und Kaffee riechenden Atem ins Gesicht pusten zu müssen, während er mich beinahe anschrie.

Ich gab es ja zu, die Schule in letzter Zeit (damit meine ich die kompletten 11 1/2 Jahre meiner Schulzeit) etwas vernachlässigt zu haben.

Aber der Unterricht interressierte mich einfach nicht. Was halfen mir Logarithmen, die Anatomie einer Nacktschnecke und das Wissen, dass Bluesstücke sich durch die Bluenotes auszeichneten, welche irgendwelche tiefenalterierten normalen Noten waren, in meinem späteren Leben? Genau. Namlich rein gar nichts.

Es war aber nicht so, dass alles in der Schule Unterrichtete unnötig war. Manche Unterrichtsfächer, wie zum Beispiel Chemie, Geschichte und Deutsch fand ich tatsächlich ganz nützlich. Das zeigte sich auch in meinen Punktzahlen für diese Fächer.

Für Chemie habe ich mich schon interessiert, seit meine Tante mir mit drei Jahren einen Chemiebaukasten für Kleinkinder geschenkt hatte. Der Ballon, der sich, wenn er über eine Flasche mit Essig und Backpulver gespannt wurde, von alleine aufblies, faszinierte mich unglaublich.

Daheim liebte ich es, immer irgendwie zu experimentieren, indem ich einzelne Substanzen zusammenkippte. Mit Natalia, meiner besten Freundin, hatte ich schon so manch dumme Experimente duchgeführt.

Einmal, als wir gerade das Experiment mit dem Ballon wiederholt hatten, hatten wir dieses Fazit gezogen: Backpulver und Flüssigkeiten reagieren miteinander. Der Kuchen ging durch Backpulver doch auch auf und da war kein Essig drin!

Von unserer Erkennnis beflügelt, gingen wir auf die Terrasse meines Hauses, mischten Backpuver vorsichtig mit Öl zusammen und warteten gespannt auf eine Reaktion.

Wie zu erwarten, geschah nichts, aber wir waren tatsächlich sehr enttäuscht.

Ich muss anmerken, dass wir damals die dritte Klasse besuchten.

Bei der Erinnerung daran musste ich mir ein Lachen verkneifen.

„Allison! Was gibt es da zu lachen? Findest du es etwa lustig, in zwei Fächern 6 Punkte und in einem nur 5 zu haben? Wie willst du dein Abi auf diese Weise bestreiten? Es ist jetzt schon das zweite Halbjahr der 11. Klasse!" Herr Ehrenmann übertrieb mal wieder. Er sah sich immer nur die schlechten Noten an. In Chemie, Geschichte, Deutsch und Ethik hatte ich immerhin 13, 14 und sogar 15 Punkte. Außerdem konnten sich die schlechten (und leider auch die guten) Punktzahlen ja noch ändern.

Leider würden sich die unerfreulichen Zahlen vermutlich nicht ändern, da die Fächer mich nicht wirklich interessierten, und was mich nicht interessiert, mit dem beschäftige ich mich auch nur ungern. Mit dem was mich interessiert, umso mehr.

Geschichte fand ich eigentlich das wichtigste Gewaltpräventionsfach. Man konnte aus den Fehlern in der Vergangenheit lernen und versuchen, die Zukunft besser zu gestalten. Leider gibt es immer Menschen, die aus Fehlern nichts lernen, aber das ist ja nichts Neues.

In Deutsch lasen wir immer die meiste Zeit Bücher, da unsere Deutschlehrerin fand, dass man durch das Lesen anspruchsvoller Literatur am besten Deutsch lernen konnte.

Eigentlich lasen wir nur diese kleinen gelben Reklambücher mit Schriftgröße acht oder neun und Seiten, die aus Zeitungspapier zu bestehen schienen. Außerdem waren es meist irgendwelche Bühnenfassungen fürs Theater, sodass wir nur wörtliche Rede mit Regieanweisungen zu lesen hatten, und da viele Punkte zu bekommen, war nicht schwer, da wir die Bücher in den Klausuren meist interpretieren mussten, und ich das relativ gut konnte.

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⏰ Last updated: Jan 01, 2017 ⏰

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The MarshallsWhere stories live. Discover now