Kapitel 4

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Ich blinzelte kurz und schloss wieder meine Augen. Ein gequältes Stöhnen entfuhr mir und ich versuchte mich aufzurichten. Plötzlich durchzuckte mich ein schmerzhaftes Stechen und ich ließ mich zurück in die weichen Kissen fallen.
Moment... Kissen? Was zum Teufel...?

"Schön, dass du wieder unter den Lebenden weilst.", lächelte Reni erleichtert.
Ich schaute meine Freundin an, die sich besorgt über mich beugte und mir ein Glas Wasser reichte.

"Was ist denn passiert? Warum bin ich bei dir zu Hause? War ich so betrunken?", fragte ich verwirrt und fuhr mir mit der Hand durch das Haar. Just in diesem Moment zog ich sie wieder zurück, als dieses grauenvolle Stechen meinen Kopf durchzuckte.

"Au.", murmelte ich. "Wurde mir eine mitgegeben?"
Sie lachte kurz auf und runzelte die Stirn.

"Oh je. Du kannst dich echt an nichts erinnern?"
Verständnislos starrte ich meine beste Freundin an.
"Hmm. Dr. Kroenen hat mir aber schon mitgeteilt, dass du eine leichte Amnesie haben wirst."

Meine Augen weiteten sich und Bilder schossen durch meinen verwirrten Kopf.
Die Party. Der Maskenmann. Heinrich Himmler.

"Reni, was ist denn gestern passiert? Ich kann mich erinnern, dass ich gehen wollte, aber dann setzt es bei mir aus.", rätselte ich resigniert.

"Gehen wollte? Lieb ausgedrückt.", sagte Reni mit hochgezogenen Augenbrauen. "Du bist wie eine Irre aus dem Saal gestürmt."

"Ja naja... Also.."

"Aber das ist ja auch kein Wunder. Wenn mir der der Reichsführer so ein Kompliment machen würde, wäre ich auch völlig aus dem Häuschen.", unterbrach sie mich schwärmend.

Ich zog mir die Decke über den Kopf und lugte nur noch mit den Augen hervor.
"Ich bin dir hinter hergerannt und als ich dich sah, lagst du schon am Boden.", fuhr Reni fort. "Gott sei Dank war Dr. Kroenen sofort anwesend und hat dich ärztlich versorgt."

Panisch fasste ich mir an den Kopf. Dieses Monster hat mich verarztet. Vielleicht hatte er mir etwas eingepflanzt? Bei dieser braunen Brut wusste man das nie. Wenn die Gerüchte stimmten, wurden in den KZ-Lagern grauenhafte Experimente an Juden durchgeführt. Mich durchlief ein eiskalter Schauer und mir wurde schlecht.

"Später erfuhr ich, dass du Herzog über den Haufen rennen wolltest.", sagte meine Freundin stirnrunzelnd und fügte amüsiert hinzu: "Klar, dass du eine Platzwunde davon getragen hast. Der Mann ist kräftig und sehr groß. Ein Mann aus Kruppstahl. Da hattest du definitiv keine Chance."

"Herzog wer?", fragte ich irritiert.
"Standartenführer Heinrich Herzog.", klärte sie mich auf. "Sehr erfolgreich bei der SS und ein guter Freund vom Führer höchstpersönlich. Er ist viel außerhalb von Deutschland unterwegs und macht seine..."

Sie setzte eine vielsagende Pause ein und grinste mich schelmisch an. "...Arbeit."

Ich lachte kurz und zog eine Grimasse. Na toll, gestern war anscheinend nicht mein Glückstag und er schien es heute auch nicht zu werden, als meine Freundin weitersprach.

"Dr. Kroenen möchte später nochmal nach dir schauen."

"Das ist nicht nötig.", winkte ich hastig ab und wurschelte mich aus dem Bett. "Mir geht es gut. Richte einfach meinen Dank aus."

Verschmitzt grinste sie mich an, doch bevor sie was sagen konnte, sprang die Tür auf. Ein Mann in SS-Uniform mit braunen kurzem, seitlich gekämmten Haar trat in das Zimmer.

"Guten Morgen die Damen.", grüßte er freundlich und schlug höflich seine Hacken zusammen. Dann ging er auf Reni zu und gab ihr einen innigen Kuss.

Als sie sich genug liebkost hatten, wandte er sich an mich. "Mein Name ist Johann Fuchs Fräulein Müller."

Renis zukünftiger Mann schüttelte meine Hand. "Ich hoffe, es geht Ihnen etwas besser. Wir hatten gestern leider gar keine Gelegenheit mehr uns kennenzulernen."

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