Teil 5

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Desirée

"Guten Tag, ich möchte gerne ein Zimmer für einige Tage.", sage ich zum etwas älteren Herrn an der Rezeption. "Ja, Ihre Kreditkarte bitte." Ich reiche ihm eine, doch sie funktioniert nicht. "Zum Glück hat man mehrere dabei.", sage ich, versuche ein Lächeln und reiche ihm die nächste. "Tut mir Leid, aber die funktioniert auch nicht." Es ist ihm sichtlich unangenehm. "Dieser Schuft.", murmle ich und sage dann lauter: "Das muss an ihrem Gerät liegen." "Das kann ich mir nicht vorstellen.", antwortet er mir. Ich gebe ihm die letzte und hoffe inständig, dass sie funktioniert. "Gibt es ein Problem?" Ein anderer Mann, der wohl einer der Hoteleigentümer sein muss, ist jetzt dazugekommen. "Ich kann mir das nicht erklären, ihr Gerät muss kaputt sein.", lüge ich. "So, die hier geht.", sagt der Mann an der Rezeption. Ich atme innerlich durch und bin froh, lasse mir jedoch nichts anmerken. "Wir entschuldigen die Unannehmlichkeiten. Ich würde mich freuen, wenn ich Ihnen an der Bar einen Drink spendieren dürfte. Und sonst wünschen wir Ihnen einen schönen Aufenthalt hier bei uns.", meldet sich der Eigentümer wieder zu Wort. Ich nicke knapp, drehe mich dann um und gehe aufs Zimmer. Im Rücken spüre ich den Blick des Eigentümers noch und höre den Mann an der Rezeption sagen: "Schön habens das g'sagt."

Später sitze ich an der Bar, als dieser Herr Stahl, der Hoteleigentümer von vorhin, mich sieht und sich zu mir setzt. Innerlich verdrehe ich die Augen. Was will der denn schon wieder hier, denke ich, doch ich setze ein Lächeln auf und nippe an meinem Cocktail. "Was hat sie denn hierher verschlagen, in unser bescheidenes Bichlheim?", fragt er und bestellt sich einen Kaffee. Ich will gerade antworten, als ich eine bekannte Stimme hinter mir höre. "Friedrich, kommst du mal bitte, ich muss etwas mit dir besprechen." "Hat das nicht Zeit?", antwortet er genervt. Da drehe ich mich um. "Hallo, Mutter."

Das müsste man aufnehmen, denke ich und amüsiere mich köstlich über meine schockierte Mutter. "Desirée, was machst du denn hier.", antwortet Beatrice.

Herr Stahl merkt wohl, wie lange wir uns nicht mehr gesehen haben und lässt mich mit meiner Mutter allein.

Das Gespräch zwischen meiner Mutter und mir ist recht quälend. Es besteht eine recht grosse Spannung zwischen uns. Beatrice behauptet zwar, sie habe sich verändert, doch ich kann ihr nicht verzeihen, was sie mir damals angetan hat und dass sie nie für mich da war.

Plötzlich steht David, mein Halbbruder in der Tür und wir begrüssen uns überschwänglich, erfreut darüber, dass ich endlich von Beatrice wegkomme.

Wir gehen in den Blauen Salon und setzen uns an einen Tisch. Ich erzähle David von meinen finanziellen Problemen, wegen meinem Freund, der mir, nachdem ich abgehauen bin, sämtliche Konten gesperrt hat. Doch auch David kann mir in Sachen Geld nicht aushelfen.
Als ich ihn frage, was er in letzter Zeit so gemacht habe, erzählt er mir die ganze Geschichte, wie er an den Fürstenhof kam, die Intrige von Beatrice, in der er mitspielen musste, wie er sich in Luisa verliebte, von Beatrice zusammengeschlagen wurde, seine Amnesie, wie er schliesslich Beatrice hinterging, seine Ehe annullierte und jetzt der Hochzeit von Luisa und Sebastian nichts mehr im Weg steht. Das ganz grob. Die Geschichte ist weiss nicht wie lang und mit vielen grausamen, aber auch schönen Details ausgeschmückt, die ich jetzt nicht alle erwähnen will.

Auf jeden Fall sind wir glücklich, dass wir einander wieder einmal gesehen haben. Da David wieder an die Arbeit muss, er arbeitet als Sommelier im Fürstenhof, gehe ich auf die Terrasse und bestelle mir einen Kaffee. Da kommt Clara auf mich zu.

Ich kenne sie, weil ich sie vorher im Wald getroffen habe und sie von einem Hochsitz rettete, von dem sie nicht mehr runter kam.

Clara setzt sich zu mir und ich frage sie, warum ich sie überhaupt von diesem Hochsitz retten musste. Sie seufzt. "Na ja, Adrian, ein guter Freund von mir, will mit mir Fallschirmfliegen gehen, doch ich habe Höhenangst. Ich wollte schauen, ob es immer noch so schlimm ist, und ob ich sie nicht überwinden kann. Doch das Resultat hast du ja selbst gesehen. Ich hab keine Chance." "Und wieso sagst du ihm das nicht einfach?" "Das ist nicht so einfach. Aber genug davon. Was machst du eigentlich hier?" "Ich bin auf der Suche nach einem Job.", antworte ich und trinke einen Schluck Kaffee. "Als was denn?", fragt Clara interessiert. "Als PR-Managerin." Clara überlegt eine Weile bevor sie sagt: "Hier im Hotel suchen sie schon seit längerem eine PR-Managerin. Bewirb dich doch mal, du hast bestimmt gute Chancen." Ich bedanke mich bei ihr für den Tipp, dann muss auch sie wieder an die Arbeit.

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⏰ Last updated: Aug 12, 2016 ⏰

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Sturm der LiebeWhere stories live. Discover now