Kapitel 22

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James und ich hatten den Auflauf schon aufgegessen und schauten uns den vierten Film in Folge an. Ich habe High School Musical durchgesetzten können. Denn ganz ehrlich, diese Filme waren einfach nur toll! Die Musik war toll, und die Schauspieler waren göttlich! Ich war an die Brust meines Cousins angelehnt und wir sangen lauthals die Lieder mit, wenn auch sicherlich etwas schief.

Right here, right now.
I'm looking at you and my heart loves the view, cause you mean everything.

Schmerz durchzog meinen Körper. Warum dachte ich an Alex? Warum? Es erinnerte mich an die Szene mit Cindy und dann daran, dass ich nicht auf die Nachrichten meines Dads geantwortet habe, und dann an meine Mom und Tante Linda.

Ich spürte wie James einen Arm um mich legte und mich sanft drückte. Ich vermisste Alex einfach so sehr. Ich vermisste seine Umarmungen. Ich vermisste sein Lachen, seine Stimme, seine Nähe. Ich vermisste einfach ihn. Er würde mich jetzt umarmen, und mich nie wieder loslassen. Er würde mir zuhören und mit meinen Haaren spielen.

Ein Lächeln umspielte meinen Mund und ich schaute meinen Cousin dankbar an.



DING-DONG

Unsere Köpfe schnellten zu der Haustür. Wer konnte das sein? Nervös biss ich auf meine Unterlippe.

„Soll ich-", setzte James an.

Aber ich raffte mich auf: "
„Nein, schon gut, ich schaffe das."

Ich lächelte gequält und tapste zu der Tür. Beim Vorbeigehen warf ich noch schnell einen Blick in den Spiegel. Ich sah grauenhaft aus. Meine Haare standen verknotet aus einem provisorischen Dutt heraus, und geschminkt war ich auch nicht. Dunkle Ringe untermauerten meine matten Augen, die sonst vor Energie sprühten. Die Augen, die ich von meiner Mom hatte. Ich trug einen weiten schwarzen Pulli von James, der mir etwa bis zu der Mitte meiner Oberschenkel reichte und dazu eine weite schwarze Jogginghose. Gekrönt wurde dieses fabelhafte Outfit von pinken Kuschelsocken, die mit Hamburgern verziert waren. Allem in allem... Ich sah echt scheiße aus. Aber hey, so glich mein Erscheinungsbild immerhin meiner momentanen Gefühlslage.

Ich knallte die Klinke herunter und schaute geradewegs in die stechend blauen Augen von Alex. Ich sah wie im sein Blick entgleiste. Fassungslos, überrascht und besorgt glitt sein Blick an mir herab.

„Bist du krank", fragte er mich aus dem Nichts heraus.

Wenn krank sein die Bezeichnung dafür war, dass zwei meiner geliebten Menschen gestorben sind, dann ja. Ich schluckte den sich bildenden Kloß in meinem Hals hinunter und schüttelte meinen Kopf.

Er trat einen Schritt auf mich zu, doch ich hielt ihn davon ab, indem ich eine Hand ausstreckte: „Alex, bitte, ich habe dir doch gesagt, dass alles gut ist."

Er schaute mich besorgt an: „Nein, du hast geschrieben, dass etwas mit seiner Familie sei."

Ich trat einen Schritt zurück. Ich konnte jetzt nicht darüber reden, das konnte ich einfach nicht. Warum konnte man nicht einfach seine Ruhe haben? Manchmal brauchte man ganz einfach Ruhe. Manchmal wollte man einfach alleine sein.

„Alex, ich kann jetzt echt nicht mit dir reden. Ich werde nächste Woche wieder in die Schule kommen, versprochen, aber bitte lass mich jetzt erstmal in Ruhe", sagte ich und schloss die Tür vor seiner Nase.

Tränen sammelten sich wie sooft in letzter Zeit in meinen Augen und ich begann zu schluchzen. Mein ganzes Leben war zum Heulen. Mein Exfreund war wieder da, ich war in einer Beziehung mit meinem Lehrer, den ich jetzt aus meinen Leben ausschloss.

First Love, Last Love? - In Lehrer verliebt man sich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt