Ich bin froh, dass er neben mir liegt. Ich will auch ehrlich gesagt gar nicht, dass er aufwacht und wir aus dem Bett steigen. Ich möchte im Moment einfach nur bei ihm sein und seine Nähe genießen.

Ich schmiege mich an ihn, lege meine Hand auf seine Brust und meinen Kopf an seine Schulter. Mir ist vorher nie wirklich aufgefallen, was für ein Mann er ist. Seine Muskeln, seine vielen Tattoos und sein männlicher Duft ziehen mich förmlich zu ihm hin. Sein Hals, seine Lippen, seine Kieferknochen, seine Nase, seine Augen und Augenbrauen, seine dunklen Haare und sogar diese Narben auf seinem wunderschönen Oberkörper - alles Perfekt.

War ich denn so sehr von Aiden geblendet...?

Ohne es zu bemerken, streiche ich mit meiner Hand über seine Starke Brust die mit mysteriösen Tattoos überzogen ist. Ich denke darüber nach, was er alles zu mir gesagt hat. Wie überzeugt er davon gesprochen hat, dass er mich unbedingt an seiner Seite haben will.

Ich runzle die Stirn. Kaum ist Aiden weg, sehe ich Darrow mit ganz anderen Augen. Was ist nur los mit mir...?

Darf ich das überhaupt? Ihn sofort nach einem Tag so sehr bewundern? Ist es so einfach, Aiden in die Hölle zu schicken?

Ja.

Ich weiß nicht wieso, aber plötzlich ist es so als... als wäre eine Last von meinen Schultern gefallen. Als hätte ich schon die ganze Zeit gewollt, Darrow so nah sein zu dürfen, ohne Aiden hintergangen zu haben. Ich habe mich innerlich immer so sehr bestraft, wenn ich mich so zu ihm hingezogen gefühlt habe. Mich immer aufgehalten, mich immer schuldig gefühlt. Aber jetzt, da ich weiß, dass Aiden kein Stück meiner Aufmerksamkeit verdient hat, ist es wie eine Befreiung.

Darrow hatte im Auto von mir verlangt, dass ich es zugebe, dass ich sage was ich über ihn denke, ohne mich vor jemanden rechtfertigen zu müssen. Nicht einmal vor mir selbst. Aber ich konnte nicht, weil ich mir nicht sicher war. Darrow wusste es schon früher als ich. Nur ich war so blind und habe geglaubt, dass meine Beziehung mit Aiden perfekt ist und sie durch niemanden zerstört werden darf. Ich war so sehr an falsche Träume, falsche Hoffnungen gebunden, dass ich das mit Darrow nicht zugelassen habe. Aber jetzt ist alles anders.

Er hat mir nicht nur die Augen geöffnet, er hat mir meine Wünsche von den Lippen abgelesen, ohne dass ich wusste, diese Wünsche überhaupt gehabt zu haben. Seine Blicke, seine Worte. Er hat mich immer so angesehen, als gäbe es so etwas wie mich nur ein einziges mal auf der Welt. Er hat immer so überzeugt gesprochen, wenn er jedes mal gesagt hat was er über mich denkt, was er fühlt. Als er mir davon erzählt hat, wie er sich unsere gemeinsame Zukunft miteinander vorstellt, haben seine Augen fast geglitzert.

Er hat diese Worte ernst gemeint, das habe ich immer sofort gemerkt, aber trotzdem nicht geglaubt. Ich meine, wie besessen kann jemand davon sein, mich unbedingt für sich zu gewinnen?

Diese Dinge, die er zu mir gesagt hat, diese Zuneigung die er mir gegenüber hat, hat mir nie jemand geschenkt. Er hat hinter meine Maske gesehen, dabei wusste ich nicht einmal, dass ich eine getragen habe. Nicht einmal meine Familie, oder erst recht nicht meine Familie, haben mich so gut behandelt wie Darrow...

Natürlich ist er immer noch ein Idiot, aber ein Idiot, den ich jetzt ganz gut leiden kann. Ein Idiot, den ich jetzt viel mehr, als 'ganz gut', leiden kann.

Ich möchte mich nicht mehr verstecken. Ich möchte mich nicht mehr an Dinge halten, die andere von mir erwarten! Ich möchte von jetzt an das tun, was ich für richtig halte!

Und ich halte es für richtig, hier und jetzt, bei ihm zu sein. Ich finde es richtig, diese Gefühle zuzulassen. Ich finde es ist richtig, endlich ich selbst sein zu dürfen. Endlich ich selbst zu sein, wenn ich an seiner Seite bin.

'Sofort nach einem Tag' hin oder her. Ich muss mich vor niemandem rechtfertigen!

Ich sehe ihn an. Er bewegt sich etwas, ist aber nicht wach. Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen. Ich habe ihn genug zappeln lassen.

Ich lehne mich zu ihm rüber und lege meine Hand auf seine Wange. Vorsichtig lege ich meine Lippen auf seine.

So weich...!

Dieses Gefühl ist ganz anders als wenn ich Aiden geküsst habe. Es lässt mein Herz hundert mal schneller schlagen und meine Wangen werden ganz warm. Dieser Kuss macht mich nervös aber auch glücklich. Sehr glücklich...!

Ich spüre, dass er aufgewacht ist. Langsam löse ich mich von ihm. Er lächelt mich sanft an.

,,Dir ist klar, dass es jetzt kein zurück mehr gibt.", haucht er leise.

,,Ich weiß.", antworte ich lächelnd und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.

Ich weiß...!






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PrisonerWhere stories live. Discover now