-4- Mittagessen

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Louis fühlte sich nicht wohl, das war klar. Andauernd rückte er seinen Pullover zurecht, wechselte möglichst leise seine Position und blickte immer wieder zu dem Lockenkopf herüber, der ihm schon längere Zeit den Kopf verdreht hatte.

Und ihm war es einfach nur peinlich, wie er sich immer wieder blamierte. Generell, er war so unmännlich, wer wollte ihn denn bitte haben? Welcher Junge verhielt sich bitte so wie er? Betrübt ließ Louis den Kopf hängen und spielte an seinem Sweater herum.

"Ich gehe mal etwas zu trinken holen", meldete sich Liam zu Wort, erhob sich und verschand in der Küche, ließ Louis allein mit Zayn und Harry. Okay, das mit Zayn tat nicht viel zur Sache, Harry war derjenige, der für den kleinen Doncaster zählte. Fast automatisch fuhr er sich durch die zerzuddelten Haare, zählte im Kopf bis drei, um seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen.

Louis' Handy klingelte und zeigte an, dass er eine Nachricht bekommen hatte. Durch den Ton lag die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf ihm und sofort schluckte er. Er mochte es nicht, im Mittelpunkt zu stehen, auch wenn Harry ihn jetzt anschaute.

Sei cool, Louis, und guck einfach ganz lässig nach, wer dir geschrieben hat, dachte er sich und fischte sein iPhone 5 aus seiner Hosentasche. Zwar war es nicht das Neuste und gebraucht hatte er es damals auch gekauft, aber es war sein ganzer Stolz, immerhin hatte es sich der Junge selbst zusammengespart.

Hallo, Lou.
Hier ist Mama, ich bin gerade in der Drogerie. Soll ich dir dein Lieblingsshampoo mitbringen? Ich habe gesehen, dass die alte Packung fast leer ist.
LG, Mama

Louis biss sich auf die Lippe. Seine Mum war so peinlich und sie schrieb immer so komisch formell. Hoffentlich hatte niemand gesehen, was für eine Nachricht er erhalten hatte, aber als er hochblickte, sah er, dass Zayn und Harry ihr volle Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher zugewandt hatten. Also antworte er kurz, dass sie ihm es bitte mitbringen solle und sofort packte er sein Handy wieder weg, als Liam das Wohnzimmer betrat.

Dieser plumpste auf die Couch und stellte die drei Gläser auf den Tisch, schenkte auch gleich Cola ein.

Louis Herz rutschte etwas tiefer. Sein Bruder hatte nicht daran gedacht, seinem kleinen Bruder auch etwas zu Trinken mitzubringen. Wie kam er auch auf die dumm Idee, Liam würde an ihn denken? Natürlich wurde er erst gar nicht gefragt. Er war ja immerhin überflüssig.

Schnell schnappte er sich seinen Teller und stand so schnell wie möglich vom Sofa auf. Er schniefte leise.

"Was hat der denn jetzt schon wieder?", lachte Louis' Bruder, denn ihn nervte der Blauäugige gewaltig.

Und leider hörte Louis diese Worte. Und es schmerzte. Er schluchzte in der Küche laut auf und krallte sich mit seinen kleinen Fingern in die Küchentheke. Wieso musste er denn auch bitte weinen? Das ergab nicht einmal Sinn.

Schnell packte er sein Geschirr in die Spülmaschine und eilte noch immer leicht weinend nach oben, um sich in seinem Zimmer eizuschließen.

Er hatte sich vor Harry blamiert. Mal wieder. Warum musste er auch wegen allem weinen? Und er hasste sich selber doch so dolle dafür. Bloß, weil Liam ihm kein Glas mitbebracht hatte und ihm somit wieder klar geworden war, dass er nicht dazugehörte.

"Boah, Louis ist so eine Heulsuse", meckerte Liam währenddessen und fragte sich ernsthaft, wie sowas sein Burder sein konnte.

Alle lachten. Auch Harry. Aber was keiner wusste, war, dass dem Lockenkopf der Kleine doch irgendwie Leid tat. Niemand weinte einfach so, aber irgendwie vergaßen das viele.

**

Mittagessen in der Cafeteria der Schule, denn heute hatte die gesamte Oberstufe schon lange Schule. Für Louis hieß dies, dass er mal wieder alleine saß und einfach sein Essen verspeiste. Und ja, es schmeckte hier auf seiner Schule sogar. Außerdem war einer der Mitarbeiter, Lucas, immer sehr nett zu ihm. Manchmal schlich sich der Blauäugige sogar in die Küche, wenn der große Ansturm der Schüler vorbei war. Dann redeten die beiden immer ein wenig. Für Louis waren solche Momente sehr wichtig. Dann fühlte er sich willkommen und musste nicht alleine sein.

Aber heute ging es nicht, da Lucas keine Zeit hatte. Das meinte er zumindest, als Louis sich bei ihm sein Essen abholte.

Was der kleine Wuschelkopf allerdings nicht wusste: Harry beobachtete ihn. Er fand ihn nämlich irgendwie anders. Ob positiv oder negativ anders, konnte Harry noch nicht sagen, aber seit gestern, als Louis geweint hatte, musste er an ihn denken. Er hatte es nie wirklich registriert, aber jetzt fiel es ihm auf. Immer wieder diese Kommentare, die ihm an den Kopf geworfen wurden, meist noch nicht mal so ernst genommene und seinen Bruder Liam konnte man jetzt auch nicht als super freundlich bezeichnen. Zumindest nicht zu Louis. Zwar fand Harry ihm sehr komisch und... er suchte nach dem passenden Wort... unmännlich. Immerhin weinten Jungs eigentlich nicht so schnell, aber irgendeinen Grund musste es ja gegeben haben.

"Lasst mich bitte in Ruhe", murmelte der Besagte in dem Moment, als Phil und Mike aus seiner Stufe sich an seinen Tisch gesetzt hatten, einfach, um ihn zu nerven. Denn Louis war klein und besaß nicht viel Kraft, das perfekte Opfer also.

Harry hörte natürlich nichts, aber jeder aus zwei Kilometern Entfernung konnte sehen, dass die Jungs untereinander nicht befreundet waren.

"Lou, jetzt erzähl doch von deinem Tag!", grinste Mike schief und Louis fand, sein Verhalten glich dem eines Grundschulkindes. Aber er sagte natürlich nichts.

Phil legte einen Arm um den Doncaster, feierte sich selber für seine Taten und piekste Louis in die Seiten. Dieser quiekte leise auf und rückte sofort ein Stück weg. Er mochte es nicht, wenn jemand seinen Bauch und alles drum herum berührte. "Lass das!", fauchte er also und zog sein Shirt zurecht.

Die beiden Jungs lachten. Louis verlor jeglichen Funken Hoffnung, dass die Jungs vor ihm in irgendeiner Weise Intelligenz besaßen.

Noch einmal zwickte Phil in seine Seiten. Louis gab einen gequälten Laut von sich, ließ sein Tablett einfach stehen, schnappte sich seine Sachen und versuchte, so schnell wie auf seinen kurzen Beinchen eben möglich, die Cafeteria zu verlassen. Dass so gut wie jeder guckte, weil Louis nun mal nicht sehr leise gewesen war, bekam er gar nicht mit, und auch nicht die ganzen Lacher von Mike und Phil. Diese feierten sich nämlich, als seien sie Könige. Dabei war es eigentlich traurig, wie kindisch die beiden sich verhalten hatten.

Und Harry? Der hatte alles beobachtet, tat jedoch nichts dagegen und würde es auch nicht, immerhin würde Louis seinen Ruf zerstören, den er sich über Jahre hinweg aufgebaut hatte. Und Liam würde ihn auch ziemlich komisch angucken. Wichtig war ihm Louis nämlich nicht.

Und dieser saß nun einfach im Gras vor dem Gebäude und wühlte in seiner Schultasche herum, in der Hoffnung, er könnte noch etwas Essbares finden, immerhin hatte er sein eigentliches Mittagessen stehen gelassen. Und die Blöße, jetzt wieder rein zu gehen, würde er sich ganz bestimmt nicht geben.

lovey-dovey // larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt