Winterseele

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Die eisige Luft zerschnitt ihre Lungen wie Rasierklingen.
Ihre blasse Haut spannte sich bereits über das schmale Gesicht, bald würde der Frost sie endgültig zum reißen bringen.

Die Distanz war erbarmlos.

Genau wie das kalte Herz des Winters.
Auf auf, bevor sie eingeholt wurde!

Sie kam nur schleppend vorran. Immer wieder musste sie stoppen, da der Schnee ihr die Sicht nahm. Die feinen Flocken setzen sich in ihrem Haar fest, auf ihrer Haut, sie waren einfach überall und verteilten ihre tödliche Kälte.

Auch in ihrem Herzen.

Das immer mehr zu Eis erstarrte.

Der Wind heulte erneut auf, blies ihr all seine Kraft entgegen und sie ruschte endgültig aus, verlor den Halt und strauchelte zurück.

Nein, da war sie!

Sie hielt die Hände schützend vor ihr Gesicht, denn sie wollte die Winterseele nicht sehen.

Leise wispernd schlich sie um ihre Beine, aber sie biss sich auf die blauen Lippen. Sie würde nicht aufgeben.

Ein Schritt vor den anderen.
Wie ein Kind, was zu laufen begann, bahnte sie sich ihren Weg durch die Kälte.

Eins.
Zwei.
Drei.

Nur das Geräusch der ewigen Kälte war zu Hören.

Das Knacken des Eises wie Knochen, die zersplitterten.

Das Rauschen des Windes wie das Blut, das durch die Venen jagte.

Das Knirschen des Schnees.

Und das Lied der Winterseele, die ihr nicht mehr von der Seite wich.

Es war zu spät. Auch die letzte Kraft entrann aus ihrem Kopf und verlor sich im Sturm.

Sie blieb stehen.
Keuchend, den Tränen nah.

Und da sah sie die Augen.

Die kalten Augen des Winters und das Grinsen seiner Seele.

Aus.

dunkles HerzWhere stories live. Discover now