T H I R T Y

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Montag, 06. Mai. vormittags

Ihre Hände zitterten als sie auf ihn zuging. Er hatte seine Hände in den Hosentaschen vergraben und lehnte an seinem Spind, seine Freunde natürlich rund um ihn herum. Als sie sich durch zwei von ihnen durchschob, fingen sie an zu grölen und zwinkerten ihm zu. Mit ein paar anzüglichen Pfiffen zogen sie sich zurück und sie musste ihn festhalten, da er gerade auch am Abhauen war.

"Bleib jetzt sofort stehen! Du kannst mich mal! Weißt du wie scheiße es sich anfühlt, wenn man von der Person die man liebt und die zudem auch noch der beste Freund ist, ignoriert wird? Ich kann nichts für meine Gefühle, ich habe mir das nicht ausgesucht. Ich will dich doch als meinen besten Freund nicht verlieren." Sie hatte angefangen zu heulen, ihre Unterlippe zitterte und ihr Atem ging stoßweise. Er hatte aufgehört sich zu bewegen, völlig regungslos hatte er ihrer Rede mit dem Rücken zu ihr gelauscht.

Langsam drehte er sich um und schon fand ihre Hand seine Wange. Das Klatschgeräusch hallte durch den Flur und auch die letzten Schüler beobachteten nun das Spektakel.

Nun redete sie nicht mehr. Sie schrie.

"Was habe ich dir getan? Sag es mir! Was? Vom einen auf den anderen Tag ignorierst du mich plötzlich, nur weil wir uns bei diesem bescheuerten Spiel küssen mussten und ich dir dann auch meine Gefühle gestanden habe? Als beste Freunde hättest du mir sagen müssen, dass wir das schon irgendwie hinkriegen, nicht mir plötzlich die kalte Schulter zeigen! Weißt du was? Du kannst mich mal! Du scheiß Mistkerl! Seit fast einem Monat laufe ich dir jetzt schon hinterher, mir reichts! Sag mir nur, warum du es getan hast! Warum-"

Er schnitt ihr das Wort ab. Sein Kopf war hochrot, vor Wut, nicht vor Scham und eine Ader an seinem Hals machte sich bemerkbar. Er schrie auch.

"Weil ich dich verdammt nocheinmal liebe! Schon seit 5 verdammten Jahren! Wie hätte ich dir bitte glauben sollen, dass du mich plötzlich wie aus dem Nichts heraus liebst? Es gab nie irgendein Anzeichen dafür, dass du mich mehr mögen könntest. Ich war überfordert mit der ganzen Sache. Ich wusste keinen anderen Ausweg. Ich hoffe seit 5 Jahren, dass diese Gefühle für dich verschwinden und dann kommt wie aus dem Nichts dieses verdammte Spiel und du küsst mich und bringst mich so aus dem Gleichgewicht wie noch nichts zuvor! Und dann sagst du auch noch dass du mich liebst, ich dachte du verarscht mich. Du spielst doch so gerne Streiche, es könnte doch die Rache für den Vorhang sein, den ich zerissen habe. Vielleicht wolltest du es mir ja einfach heimzahlen. Und dann-"

Seine Gedanken waren leer. Es war, als würde er schweben. In dem Moment, in dem ihre Lippen seine berührten, war plötzlich alles so, wie es sein sollte. Es fühlte sich richtig an. Ihre zarten Lippen bewegten sich auf seinen und nach einigen Schocksekunden, küsste er sie zurück. Mit allem, was er geben konnte, küsste er sie. Er umschlang ihre Taille und zog sie näher an sich. Der Applaus drang nur stumpf in ihre Ohren, es gab nur sie Beide. Sie, und dieses unglaubliche Kribbeln, dass sich in ihrer beider Körper verteilte. Ihre Hände verwuschelten seine Haare, während seine an ihrer Hüfte verweilten. Der Augenblick war perfekt.

Als sie sich lösten, flüsterte sie ihm etwas ins Ohr.

"Ich scherze nicht bei solchen Dingen. Ich liebe dich wirklich. Nicht seit 5, aber doch auch schon seit 2 Jahren. Du hattest auch nie den Eindruck auf mich gemacht, als würdest du mehr wollen. Wahrscheinlich wollten wir beide einfach unsere Freundschaft nicht gefährden. Aber wir schaffen das. Weil ich dich liebe."

Seine Augen funkelten, warum hatte er geglaubt, sie würde lügen? Es war einfach zu absurd, dass dieses vollkommen perfekte Mädchen ihn lieben könnte. Aber nun glaubte er ihr.

"Ich liebe dich auch. Wir schaffen das. Gemeinsam. Denn du bist perfekt. Perfekt für mich. Ich mache dass jetzt ganz offiziell. Willst du meine Freundin sein?"

Vor Freude begann sie wieder zu weinen. Darauf hatte sie so lange gewartet.

"Ja, ich will. Das klingt, als würden wir gerade heiraten."

Sie schniefte und lachte zugleich. Sie hätte nicht schöner aussehen können.

"Irgendwann werden wir das auch, Baby. Aber wir fangen erst einmal damit an, dass du wieder mal eine Nacht durchschläfst. Oh Gott, es tut mir so leid. Ich bin der Grund, weshalb du nicht schlafen konntest. Ich bin so ein egoistisches, selbstgefälliges Arschloch. Du hast etwas Besseres-"

Zorn blitzte in ihren Augen auf, der aber sogleich einem Ausdruck mit solcher Wärme wich, dass sein Herz zu schmerzen begann. Es war ein unerträglich süßer Schmerz.

"Sag das nie wieder! Du bist Alles. Du bist das Beste. Du bist perfekt für mich. Fangen wir einfach damit an, dass du mich wieder ent-blockierst. Ich würde dir gerne wieder schreiben."

"Gut, solange es nicht mehr um 4 Uhr morgens ist."

"Abgemacht."

early morningsTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon