Ich will sterben

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Warum lebe ich? Oder anders gefragt: Warum sollte ich nicht sterben wollen? Diese Frage unterscheidet uns Menschen von den übrigen Lebenwesen. Wir nehmen die Dinge nicht immer so hin, wie sie sind. Wir stellen Fragen. Insbesondere in Krisenzeiten stellen wir eine Frage hierbei immer wieder, die Frage nach dem Sinn des Lebens. Und zwar nicht nach dem Sinn des Lebens schlechthin, sondern nach dem Sinn des eigenen Lebens ganz speziell. Gerade wenn es den Menschen schlecht geht, wenn ihre Kraft aufgebraucht zu sein scheint, drängt sich ihnen diese Frage auf. Es ist eine der wichtigsten Fragen. Nicht selten entscheidet sie über Wohl oder Wehe, über Glück und Unglück, über Leben und Tod. Und es ist eine hilflose Frage, die eine Antwort verdient. Auch wenn dies nicht wünschenswert ist, so kann es doch jedem einmal passieren, dass er an einen Punkt in seinem Leben kommt, wo sich ihm diese eine Frage aufdrängt - es geht um das Sterbenwollen.



Ich will nicht mehr leben
Normalerweise wollen Menschen leben. Das wohnt uns inne. "Ich will nicht mehr leben" heißt übersetzt oft "Ich will so nicht weiter leben". Der Selbsterhaltungstrieb ist einer der am stärksten ausgeprägten Triebe des Menschen. Das ist unser Programm und ob wir wollen oder nicht, diesem inneren Programm folgen wir, auch wenn wir dafür töten müssten. Die Rechtssprechung nennt das dann Notwehr und stützt damit unseren Drang, Leben zu wollen. Ich kenne nur zwei Lebenssituationen, in denen dieser Wunsch zu leben, sich in einen Wunsch zu Sterben umkehrt. Einmal sind es sehr alte Menschen, die des Lebens einfach müde geworden sind und sich nun ihre wohlverdiente ewige Ruhe wünschen. Zum anderen sind es todsterbenskranke Menschen, die ihrer Qual ein vorzeitiges Ende bereiten wollen. In diese zweite Gruppe gehören oftmals auch unter Depressionen leidende Menschen, auch wenn das die Umwelt vielfach anders wahr nimmt. Etwa jede Zehnte Depressive beugt sich dem Druck seiner Krankheit und wählt schließlich den Freitod als Erlösung. Die Depression ist leider tatsächlich eine tödliche Krankheit. Menschen, die unter ihrer Depression suizidal werden, also über ihren Tod nachdenken, sich ihren Tod vorstellen, wünschen oder sogar ihren Tod vorbereiten, sind aber oftmals gar nicht wirklich an dem Punkt, dass sie nicht mehr leben wollen. Sie wollen nur so nicht mehr leben. Sie wollen so wie bislang nicht mehr weiter leben. Das ist die eigentliche Botschaft der Suizidalität psychisch Kranker! Ebenso ist es die eigentliche Botschaft der Depression. "Ich möchte so nicht mehr weiter leben!" Depressive interpretieren das oft so, indem sie formulieren: "Ich möchte, dass sich etwas ändert!" Wenn es nun gelingt, diese Botschaft in die Aussage: "Ich möchte etwas ändern!" umzuformen, dann ist der Schlüsselsatz für die Genesung ausgesprochen.

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