"Hey, ich hab' mich gefragt..."

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Aber dadurch bestätigte sich wohl meine Annahme, dass er mich noch nie beachtet hatte und wahrgenommen erst recht nicht. "Nein, wieso fragst du?" - "Kann mich nicht erinnern, dass ich dich jemals irgendwo gesehen habe." Das war ja natürlich klar. Wieso hätte er mich auch sehen sollen, ich war ja nur ich und er.. er war halt eben Tim, mein Herz. Ich unterdrückte eine enttäuschte Antwort und nur schwer brachte ich etwas anderes heraus: "Ich bin wohl ziemlich unscheinbar." Der braunhaarige nickte kurz zustimmig und wie schon vorhin, verfielen wir beide wieder in ein tiefes Schweigen. Eine gute Sache hatte dies allerdings, blamieren konnte ich mich so ja kaum.

Von ihm wohl unbemerkt rutsche mein Blick ab und an ein wenig zu ihm, wie gesagt schien ihn das aber nicht zu stören oder aufzufallen. Ich fragte mich die ganze Zeit, ob er nicht auch spüre, dass ich was besonderes für ihn bin, schließlich war dies doch so. Er wusste es nur noch nicht, aber es war so! Leider zeigte er nur keinerlei Interesse, so wie er dort gelangweilt rum saß. Dir wäre nicht so langweilig, würdest du dich ein wenig mit mir beschäftigen, wollte ich sagen. Nur meine Lippen formten nicht ein Wort. Schüchternheit und die Angst es zu vermasseln waren noch zu stark vertreten um mich anzunähern, oder es zumindest zu versuchen. Komm schon Tim, wieso übernimmst du es nicht?

Trotz der Nervosität wollte ich keines Falls, dass die Zeit rum geht, was leider nicht so gut klappte, wie ich es mir vorgestellt hatte, da wir nur noch gut eine halbe Stunde hatten.
Stegi, bitte. Mach irgendwas! Verzweifelt versuchte ich mir was einfallen zu lassen, doch mein Körper machte da nicht mit, ich blieb stumm.
Ich hätte ihn so gerne nach einem Date gefragt, aber er hätte doch so oder so abgelehnt. Ich seufzte leise. Zumindest sollte es leise werden, doch die Tatsache, dass Tim mich fragend von der Seite anschaute, ließ mich an der gewollten Lautstärke zweifeln. Er sagte zwar nichts, aber seine Mimik sagte genug aus.
Peinlich berührt wartete ich darauf, dass er seinen Blick abwendete. Was hätte ich denn auch sagen sollen? "Hey, ich hab' mich gefragt, ob du eventuell mit mir- einen dir Fremden- auf ein Date gehen würdest, ach, deine Antwort ist nein? Wie schön, ich geh dann mal kurz weinen, verzweifeln und einen meiner Anfälle bekommen. Bis dann." Na ganz sicher...

Als das Nachsitzen ein Ende gefunden hatte, stand ich alleine auf dem Schulhof und schaute kurz um mich. Ich hatte das dringende Bedürfnis Tim hinterher zu laufen, aber wahrscheinlich wäre es diesesmal zu auffällig gewesen, schließlich hatte er mich nun schon gesehen. Also entschied ich mich dazu nach Hause zu gehen und das demnächst nachzuholen.

Zuhause angekommen rief ich ein lautes "Ich bin Zuhause" durch die Wohnung, dass wahrscheinlich eh niemand hörte, da meine Mum erst Abends Feierabend hatte. Meine Jacke fand ihren Platz in irgendeiner Ecke und ich rannte rauf in mein Zimmer, um mich gleich darauf ins Bett zu schmeißen. Tim hat mit mir gesprochen. Mit mir, dem kleinen und unscheinbaren Jungen, der es eigentlich gar nicht wert ist, dass so jemand wie Tim mit ihm sprach. Ich kam aus dem Grinsen gar nicht mehr raus und setzte mich auf, um die Wand an meinem Bett zu betrachten. Freudig strich ich über die Fotos, die an ihr klebten und nuschelte immer mal wieder vor mich hin, wie glücklich ich doch war und wie sehr es mich freute, dass Tim mich nicht abgelehnt hatte.
"Tim, du weißt es vielleicht noch nicht, aber bald wirst du sehen, dass dein Herz auch nur für mich schlägt." Ein kurzes Kichern entwich mir und mit einen Griff in die Schublade meines Nachtschrankes, zog ich mein Tagebuch hervor. Wobei es wohl eher kurze Notizen pro Tag waren, als das es wirklich ein Tagebuch sei. Ein wenig uneinfallsreich ließ ich das Ende des Stiftes gegen die leere Seite dotzen, bis ich einfach >"Lehrers Liebling, nh?" -Tim ♥< schrieb. Das müsste reichen um mich daran erinnern zu können. Schnell schrieb ich noch das Datum dazu, wonach ich mich entschloss alles weitere für den nächsten Schultag vorzubereiten.
Das bedeutete für mich Hausaufgaben, Tasche packen, Klamotten raus legen. Ja, ich war einer dieser Menschen und man kann sagen, dass ich schon ein wenig stolz darauf war.


Erneut betrat ich den Schulhof und sah mich, so wie jeden Morgen auf ihm um. Tim saß nicht mit den anderen auf der Tischplatte, was entweder bedeutete , dass er wieder einmal zu spät kam, oder er ist krank. Oder zumindest ist er Zuhause. Seinen Gesundheitszustand musste ich, falls er nicht im die Schule kommt, wohl überprüfen gehen. Nicht das er sich irgendwas eingefangen hatte, ich würde es doch keinesfalls solange alleine in der Schule aushalten.

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Hey, na?🌚

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⏰ Last updated: Jun 29, 2016 ⏰

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Two faces, one passion.   -Stexpert FFWhere stories live. Discover now