Ich war's.

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Keine Sekunde später sprangen die Türen auf und fröhlich lächelnde Schüler, traten aus den Klassenräumen. Sie mussten wohl denken, dass dies eine dieser Proben war, die jedes halbe Jahr mal stattfinden, oder ein Versehen der Lehrer. Schließlich würde sie Schule niemals abbrennen, das wäre nur zu schön.
Mein Blick richtete sich auf die Tür von Tims Klassenzimmer, das er soeben mit einem Kumpel verließ. David, im alter von fünf aus Amerika nach Deutschland gezogen, hat am 17.02 Geburtstag und ist außerordentlich gut in Fußball.
Mein Gehirn ratterte wie automatisch jede Information runter, die ich über diese Person wusste, während ich weiter auf die beiden schaute.

Kopfschüttelnd verließ dann auch ich, wie die ganze Schule, das Gebäude. Alle versammelten sich im Park, der gegenüber der Schule lag. Der Ort hatte wohl genügend Sicherheitsabstand zur "brennenden" Schule, weswegen sich alle Schüler, samt Lehrer, hier treffen mussten.
Kreise und Gruppen bildeten sich -die üblichen wie immer- und redeten miteinander. Alleine stand ich am Rand, an eine Laterne gelehnt und sah kurz zu Tim, der wirklich ganz fröhlich aussah, schließlich musste der Mathetest wohl für heute in den Sand gesetzt werden. Gern geschehen, schönster Mensch der Erde. Ich musste unfreiwillig grinsen. Mir machte es nichts aus dauerhaft alleine zu sein, denn alleine Tims glückliches Lächeln füllte mich -wie in diesem Moment- vollkommen mit Zufriedenheit aus, da war kein Platz in meinem Herzen, für solch bedeutungslose Gefüle wie Einsamkeit. Es reichte mir zu wissen, dass Tim existiert. Er reichte vollkommen.

Es dauerte eine Weile, bis sich die Lage in der Schule aufgeklärt hatte und die Lehrer schienen zu besprechen, was nun genau der Auslöser war. Dann mussten die Schüler näher rücken. "Wir gehen davon aus, dass ein Schüler die Ursache für den Feuerarlarm war. Wir mü-" "Ich war's!"
Ich fing die Blicke der Schüler ein und ebenso die von den Lehrern, auch von der Schulleiterin, die in mitten der Masse stand. "Wa-" "Ich bin Schuld, ich bin gegen den Alarm gekommen." Meine Stimme klang monoton, gelangweilt, als würde ich mich, mit einer älteren Dame, über Geschichte oder das Wetter unterhalten. Schließlich war ich mir auch keiner Schuld bewusst, ich musste es tun. Für die Liebe.

Letztendlich bekam ich das, was ich wollte. Die Schule zeigte mich nicht an, auch wenn die Schulleiterin mindestens tausend mal erwähnte, dass dies möglich gewesen wäre. Das einzige was ich bekam war Nachsitzen für eine Woche und einen Brief an meine Eltern, den sie sowieso nie zu Gesicht bekommen würden und nicht zu vergessen, diese eine Sekunde in der Tim mich ansah und grinste. Und einzig und allein diese Sekunde war es mir wert. Und es würden weitere folgen, und das auch schon gleich nach der Pause, die nur noch einige Minuten anhielt. Ich war unfassbar glücklich und nun blieb nur noch zu hoffen, dass Tim mich mögen wird. Aber da war ich recht zuversichtlich, schließlich wären wir perfekt zusammen, ich bin nur für ihn geschaffen.

Die Pause war zuende und ich muss zugeben, ich war nicht gerade ruhig als ich die Treppen zum Klassenraum hoch lief. Meine Hände schwitzten ein wenig und auch mein Herz randalierte ganz schön in meinem Brustkorb. Dabei hatte ich eigentlich gar keinen Grund nervös zu sein, leider nur sank in Gegenwart von Tim mein Selbstbewusstsein in bodenlose Tiefen.
Trotz des Stresses, den ich mir unnötig machte, öffnete ich die Tür mit einem strahlenden Lächeln. Leider umsonst, denn der Raum war leerer als die Mägen alter Obdachloser. (Achtung Humor! Kann Spuren von Nüssen enthalten.)
Weder der Lehrer noch Tim war zu sehen, also setzte ich mich schon mal ruhig auf einen Platz in der vordersten Reihe.
Nach circa zwei Minuten betrat dann Herr Braunschweig das Klassenzimmer. "Wo ist der andere Kollege?" fragte er und knallte seine Mappe auf den Tisch, wo schätzungsweise die Arbeiten einer Klasse drinne waren. Ich zuckte unwissend mit den Schultern und hoffte inständig, dass er nicht schwänzen würde. Der Lehrer murmelte irgendwas unverständliches vor sich hin und setze sich ebenfalls. Schweigend wartete ich darauf, dass Tim durch die Tür kommen würde.

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Kommt er oder nicht? Mhhhm.

Two faces, one passion.   -Stexpert FFWhere stories live. Discover now