Kapitel 4

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Ruby besetzte das Bett rechts von mir. James das linke. Seufzend vergrub ich mein Gesicht im Kissen, soweit man es als Kissen bezeichnen konnte. Da kam Damec nochmal wieder. "Morgen früh, um halb sechs treffen wir uns. Mit Kampfmontur zur Morgensport Einheit.".
HATTE DER GERADE WIRKLICH HALB SECHS GESAGT? Ich traute meinen Ohren nicht. Auch die anderen starrten Damec mit offenem Mund an. Dieser rauschte davon und hinterließ eine Menge verblüffter Gesichter. Müde schloss ich meine Augen. Es war ein langer Tag gewesen. Viel Schlaf würde ich wohl nicht finden. "Du Ruby, wie findest du es hier?", wollte ich von ihr wissen. "Anstrengend. Und Damec und der Anführer sind echte Spaßbremsen. Du?", fragte sie. "Ja, das denke ich auch. Aber wir müssen das durchziehen. Oder willst du obdachlos sein?", fragte ich zweifelnd. Da schaltete sich James ein. "Leute was redet ihr hier. Ich finds hier echt klasse, fast wie im Schlaraffenland.", sagte er sarkastisch. "James du bist so witzig", sagte ich ebenfalls ironisch zu ihm. "Ich weiß", meinte er und setzte sein größtes Lächeln auf. Allgemein sah er garnicht mal so schlecht aus. Braune Haare, braune Augen, leichten Bart. Trotzden würde er bei mir immer der Nerd bleiben. Was war eigentlich aus dem zweiten Nerd geworden? Dieser lag auf dem Bett neben James. "Wie heißt du eigentlich?", fragte ich und deutete auf den jungen Mann. "Fynn", antworte dieser mürrisch. Echt netter Kerl. So wie fast jeder hier. Ironie, komm auf! Neben Ruby lag noch ein Mädchen. Ziemlich klein, schöne dunkelbraune Haare, die sie zu einem Zopf geflochten hatte. "Und du? Wer bist du?", fragte ich höflich. "Lia", antwortete sie. "Ich bin America. Aber nenn mich ruhig Ami", sagte plötzlich ein Mädchen neben Lia. Das waren mir eindeutig zu viele Namen. Ich schaute auf meine Smart Watch. Es war bereits zwölf Uhr. In fünf Stunden mussten wir wieder fertig sein.
"Ich geh dann mal schlafen!", sagte ich. Auch die anderen schienen diesen Gedanken zu verfolgen. Vorher aber wollte ich mir noch die Sanitärsanlagen anschauen. "Ruby, Lia, Ami, kommt ihr noch mal mit zu den Toiletten?", fragte ich und stand von dem Bett auf.
Auch die anderen standen auf. Zusammen begaben wir uns zu den Wc's.

Dort angekommen mussten wir einige Male schlucken. Die Duschen sahen aus wie aus dem 18. Jhr., von den Waschbecken zu schweigen. Es gab noch nicht mal Trennwände zwischen den einzelnen Duschen. Es hingen einfach ein paar Duschköpfe an der Wand, mehr nicht. Und hier sollte ich zusammen mit Männern duschen? Never.In.My.Life. Die Toiletten sahen auch nicht besser aus. Überall lag Klopapier, die Klos hatten keinen Deckel. Immerhin gab es hier Kabinen. Manche Klos waren verstopft, andere total verdreckt. Ein paar wenige waren halbwegs sauber. Ruby verzog angeekelt das Gesicht und rümpfte die Nase. Dennoch beschloss ich eine Toilette vor dem schlafengehen zu benutzen.

Nachdem wir alle unseren "Waschgang" beendet hatten, gingen wir wieder in die Schlafhalle zurück. Die Luft war stickig, überall tanzten Staubflocken umher.
Ich legte mich in mein Bett und schloss die Augen und versuchte einzuschlafen. Aber versucht das mal, wenn man mit zwanzig Leuten in einem Raum zusammen ist. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Trotzdem musste ich es versuchen. Irgendwann fielen mir dann doch die Augen zu.

Durch ein lautes Grunzen wurde ich am nächsten Tag wach. James lag auf der Seite, sein Mund war geöffnet. Da hatten wir den Übeltäter also. Leise schlich ich mich aus meinem Bett und ging an sein Bett. Mit einer Hand hielt ich ihm den Mund zu, mit der anderen die Nase. James keuchte laut auf. "Mila willst du mich verarschen?", flüsterte er leise. "Du schnarchst wie ein komplettes Sägewerk", empörte ich mich. "Kann ich was dafür?", konterte er. Murrend zog ich mich wieder in mein Bett zurück. Ein Blick verriet mir, dass es kurz nach vier war. Noch eine dreiviertel Stunde, dann mussten ich und die anderen aufstehen. Seufzend wickelte ich die Decke um mich und drehte mich auf die Seite. Lasst mich doch alle in Ruhe. Mäx lag jetzt wahrscheinlich in hochmodernen Betten mit allem Luxus und durfte ausschlafen bis zum geht nicht mehr. Meine Augenlider wurden schwer und ich schlummerte doch tatsächlich nochmal ein.

"Mila! Mila! Austehen! Es ist schon zwanzig nach fünf!", rief auf einmal eine Stimme. Verschlafen blinzelte ich kurz und schaute dann mit zugekniffenen Augen in Lia's Gesicht. "Ja, Schlafmütze aufstehen! Du hast noch zehn Minuten!"
Lia stand schon putzmunter in ihrer dunkelroten Kampfmontur vor meinem Bett. Und ich lag noch im Schlafdress im Bett. Welch Ironie. Seufzend erhob ich mich und trauerte meinem 'kuscheligen' Bett nach. Ich klemmte mir die Kampfmontur unter den Arm und machte mich auf den Weg zu den Toiletten. Kurzerhand schloss ich mich in einer Kabine ein und zog mich um. Toll. Der Anzug war viel zu klein. Die Hose passte, jedoch bekam ich kaum den Reißverschluss über meinem Busen zu. Welche Größe war das hier bitte? Oder war das eine Männerkampfmontur? Naja, vielleicht würde der Stoff ja noch nachgeben. Ich schloss die Tür auf und ging wieder in die Halle. Damec und die anderen warteten schon auf uns. Damec scannte mich von oben bis unten ab, sein Blick blieb an meinen Brüsten hängen. Ja, komm, glotz noch mehr, ich weiß, dass es die falsche Größe ist. Damec räusperte sich und bedeutete uns ihm zu folgen. "Ist das eine Männermontur?", fragte Ruby kichernd. "Klappe", murmelte ich. "Ey Mila, die Montur platzt wohl gleich bei deinem Atombusen!", lachte James los. Ich zeigte ihm meinen Mittelfinger. Daraufhin warf er mir eine Kusshand zu. Arsch. "So liebe Leute wir beginnen mit zehn Kilometern joggen! Ich hoffe heute gibt es keine Luschen so wie gestern! Bewegt euren faulen Hintern gefälligst!", brüllte Damec uns an. Er joggte los, wir folgten im brav. Nach acht Kilometern konnte ich einfach nicht mehr. Auch der Rest der Truppe war dem Ende nah. Dennoch mussten wir es durchziehen. Die Konsequenzen waren zu hart. Nachdem wir tatsächlich die zehn Kilometer geschafft hatten, erlöste uns Damec. "Fünf Minuten Pause! Danach geht es weiter!", rief er. Ich ließ mich auf den Boden fallen. Ruby, Ami, Lia, Fynn und James setzten sich zu mir. "Sklaventreiber", sagte James. Wir alle stimmten ihm atemlos zu und nahmen einen großen Schluck aus unseren mitgebrachten Flaschen. Es tat so gut, wie das kühle Nass unsere trockenen Kehlen befeuchtete. "Weiter geht's", verkündete Damec. Müde rappelte ich mich auf. Wir waren noch nicht mal zwei Stunden dran und ich schwächelte schon. Mäx, ich will zu dir!

Red - Colour of Blood Where stories live. Discover now