IV - Blut

1K 162 30
                                    

Wie mein Blut sich auflöste.

Heute hasste ich dich. So sehr, dass ich Angst vor mir selbst hatte. Deine Fotos hatte ich zerrissen. Selbst die, die mich sonst immer zum Lächeln gebracht hatten. Sie brachten nichts als sinnlose Melancholie. Du hattest dich entscheiden.
Nicht für mich.
Der Regen trommelte gegen die Fensterscheiben.
Monton.
Unaufhörlich.
In mir schrien die Stimmen. Sie wurden Tag zu Tag lauter, irgendwann würden sie mir das Trommelfell zerreißen.
Diese Monotonie,
dieses Leben - alles kotze mich so sehr an.
Aber am schlimmsten war dein Gesicht, was nicht einmal verschwand, wenn ich die Augen schloss.

Das Wasser lief schon über, als ich den Hahn zu drehte. Ich machte mir nicht einmal die Mühe, es fort zu wischen. Stattdessen setze ich mich in die Wanne.
Sofort saugte sich die Flüssigkeit in meine Kleidung. Zog an mir, aber ich wollte ihr nicht nachgeben.
Noch nicht.
Das Messer reflektierte das Licht, ich zögerte einen Moment - war kurz davor, es nicht zu tun.
Da flammte dein Gesicht vor meinem inneren Auge auf.
Du hattest dich entschieden.
Ich auch.
Zwei Schnitte, der Schmerz ließ mich zusammenzucken. Er jagte durch meine Venen, tief hinein in mein Fleisch.
Langsam färbte sich das Wasser.
Wie ein nebliger Schleier zog sich die rote Suppe durch die Oberfläche.
Schmerz.
Nichts als Schmerz und deine warnenden Schreie, als ich ins Wasser sank.

Und ich fühlte wie sich mein Blut lautlos im Wasser auflöste.

humanus (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt