Kapitel 29 - Mia

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Ich muss lachen, als Jonas I hate you, I Love you laufen lässt. Ausgerechnet das Lied, mit dem ich versucht habe, ihn von einer Liebesgeschichte zu überzeugen. Er fand es doch angeblich so schlimm, warum  lässt er es dann jetzt laufen?

"Ist das jetzt dein Ernst?", frage ich spöttisch.

Er nickt. "Jap. Dieses Lied passt perfekt zu diesem Teil, Prinzessin. Immerhin hast du als Hauptperson gesehen, wie ich, in den du natürlich unsterblich verliebt bist, mit einer anderen rumgemacht habe."

"Und darum hasse und liebe ich dich jetzt gleichzeitig?" Ich ziehe spöttisch die Augenbrauen hoch und schwöre mir im selben Moment, dass ich vor dem Spiegel üben werde, nur noch eine hochzuziehen.

"Guck mich nicht so an. Ihr wolltet doch alle Liebe und Emotionen. Was gibt's da besseres als innere Zerrissenheit?"

Da hat mein Tanzpartner wohl recht... Leider.

"Ich weiß gar nicht, ob ich das zu dem Lied kann", murmle ich und hoffe, dass er es nicht gehört hat. Ich sollte bloß keine Unsicherheit zeigen.

Anscheinend aber doch. "Klar, das geht und angeblich bist du doch so eine gute Tänzerin."

Ich stemme die Hände in die Hüften: "Angeblich also? Hast du dir etwa keine eigene Meinung gemacht?"

Er tut, als müsse er überlegen: "Sagen wir mal so. Ich gebe dir noch eine Chance, also los Prinzessin! Ich lass den Song nochmal von vorne laufen." Findet er wirklich, dass ich so schlecht bin?

Dem zeig ich es.

Ich stelle mich in die Mitte des Raums und warte bis Jonas fertig ist.

Dann geht's los und ich gebe alles.

Das Tanzen ist so schön wie lange nicht mehr. Ich vergesse alles und jeden um mich herum und lasse einfach mal meine Gefühle heraus. Das funktioniert  bei diesem Lied echt gut.

Wahrscheinlich ist es genau deswegen viel zu schnell vorbei.

Ich drehe mich zu Jonas und versuche in seinem Gesicht abzulesen, was er davon hält. Totale Fehlanzeige. In finde nicht mal den Hauch einer Gefühlsregung.

"Und wie war ich?", frage ich deshalb und bin etwas außer Atem.

Er sieht mich an. Mehr nicht. Gefühlte Stunden betrachtet Jonas mich von oben bis unten. Währenddessen ist sein Blick immer noch ausdruckslos. Wenigstens lacht er mich nicht aus. Zumindest noch nicht...

"Möchtest du irgendwann auch mal mit mir reden?" Ich versuche spöttisch zu klingen, doch leider kann ich den unsicheren Unterton in meiner Stimme nicht verstecken. Was soll das werden?

Jonas hält es immer noch nicht für nötig, mir zu antworten. Er starrt mich weiter nur an. Langsam wird es gruselig... Und dass er jetzt auf mich zukommt, macht es nicht gerade besser. Irgendwie hat er gerade etwas von einem Raubtier, das kurz davor ist, seine Beute zu verspeisen. Warum habe ich schon wieder das Gefühl, dass er mich auffressen will?

Seine leuchtend blauen Augen ziehen mich irgendwie in den Bann, so dass ich nicht mehr in der Lage bin, mich zu bewegen. Nicht in der Lage bin, zu fliehen.

Direkt vor mir angekommen wirkt es so, als würde er mein Gesicht genauestens studieren. Seine Lippen haben sich zu einem schmalen Strich verzogen. Ich beginne auf meiner Unterlippe zu kauen. Wenn ich nur wüsste, was dieser Typ vor hat... oder woran er denkt...

Dance into my SoulWhere stories live. Discover now