Kapitel 12: Geständnisse

Start from the beginning
                                    

"Na schön. Aber ich fange an."

"Meinetewegen."

"Wie du dir denken kannst, sind wir im Präsidium nicht besonders glücklich darüber, dass wir eine Schwachstelle haben. Die Informationen, die heute gesendet wurden, sind noch nicht mal verifiziert. Aber leider fliegt uns jetzt der ganze Drecksfall von damals um die Ohren. Der Comissioner verlangt nach Antworten. Leider war ich in den Fall damals nicht involviert und der Kollege, der ihn bearbeitet hat, ist vor 2 Jahren bei einer Schießerei gestorben. Ich hoffe, du kannst mir weiterhelfen."

"Das hoffe ich doch."

"Bist du dir sicher, dass Jimmy tot ist?"

"Absolut. Du hast mit Sicherheit die Blutmenge gesehen, die er damals am Tatort zurückgelassen hat. Die Schleifspuren zum Pier. Wer auch immer Jimmy angeschossen hat, hat ihn ins Wasser geworfen. In seinem Zustand hat er das unmöglich überlebt."

"Aber wir haben niemals seine sterblichen Überreste gefunden."

"Die findet man in den seltensten Fällen. Du kennst die Strömungen der Ol' Lady besser, als die meisten Cops. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Leiche nicht sofort kilometerweit abgetrieben wird? Bis irgendjemand auf die Idee kam, Jimmy zu suchen, waren seine Überreste längst im Meer, zur Hälfte gefressen von irgendwelchen Raubfischen."

"Das haben wir auch immer für die wahrscheinlichste These gehalten. Aber wir dürfen die neuen Hinweise nicht außer Acht lassen. Auch wenn das heißt, dass wir den ganzen Scheiß-Fall nochmal komplett aufrollen müssen."

"Was äußerst schwierig werden dürfte, weil ja keiner mehr lebt, der damals irgend etwas mit der Sache zu tun hatte." Außer Vince. Und Ich. Aber darauf musste ich Jim nicht extra hinweisen.

"Was für eine Theorie hältst du jetzt für die wahrscheinlichste?"

"Ich weiß es nicht. Was, wenn Jimmy wirklich noch lebt? Was, wenn er alles nur inszeniert hätte, um weiß der Teufel was zu tun? Abzutauchen?"

"Er hätte sich bei mir gemeldet, mich beauftragt, ein paar falsche Spuren zu legen."

"Dann hätte er dich aber auch töten müssen, um sein Geheimnis zu wahren."

Ich ließ den Gedanken kurz in der Luft hängen. Das Bild, das Jim von meinem Alter Ego zeichnete, war kein schönes.

"Jimmy hätte Rachel nie ein Haar gekrümmt. Er hat sie wirklich geliebt."

"Aber was, wenn er herausgefunden hätte, dass sie nicht die war, für die sie alle hielten?"

"Wie meinst du das?"

Jim atmete tief durch. Er kämpfte kurz mit sich, bevor er weitersprach.

"Was, wenn Jimmy herausgefunden hat, dass Rachel eine Informantin war?"

"Eine WAS? Meinst du das ernst?"

Sein Blick verriet mir, dass ihm nicht zu Scherzen zumute war.

"Dir ist bewusst, dass sie die Tochter vom alten Sam war, oder?"

"Genau das machte die Sache für uns so interessant. Aber auch gefährlich. Irgendjemand meinte damals, es wäre eine gute Idee, sie an der Uni anzuquatschen. Und zu unserer aller Überraschung fand sie die Idee gut. Der Comissioner hielt das zunächst für einen dummen Scherz, aber es wurde schnell klar, dass sie wirklich nicht viel von den Geschäftspraktiken ihres Vaters hielt. Darum studierte sie auch Jura. Nicht, um nach Schlupflöchern zu suchen, sondern um etwas wieder gut zu machen. Ihr Familien-Erbe."

"Und wusste sie, dass ich...?" auch ein Informant war? Den Rest der Frage musste ich nicht aussprechen.

"Nein. Die Verantwortlichen hielten es damals für das beste, wenn sie nicht wusste, dass wir noch einen weiteren Maulwurf hatten. Zumal außer mir keiner wusste, wer dieser andere Maulwurf war."

Jimmy is Dead - ein Noire-KrimiWhere stories live. Discover now