Ich weiß das es real ist

98 9 0
                                    

Ich laufe durch den Gang des Anstaltes. Alle sind der Meinung ich sei zurecht eingesperrt, aber sie liegen falsch. Ich weiß das alles, was sich jede Nacht wiederholt real ist. Es gibt nichts was mich daran zweifeln lässt. Die Liebe meines Lebens ist real. So real wie ich hier stehe und meine Geschichte erzähle. Meine schnellen schritte Hallen durch die Menschenleeren Gänge. Die Klinik wirkt verlassen und düster. Der Geruch eines Krankenhauses liegt in der Luft, woher das kommt ist mir unmöglich zu sagen. Es gibt viele Verrückte hier, Menschen mit verschobenener Weltsicht, aber sie werden von der Außenwelt getrennt. Harmlose, normale Menschen mit ein paar Problemen werden hier in großzügigen Wohnungen gehalten.
Lautlos atme ich aus, und setzte mich auf einen der hässlich, blauen und ungemütlichen Sesseln in dem Wartezimme und lege meine Hände in den Schoß. In meiner Psychatrie haben sie Therapeutin welche wir jeden Tag, außer Samstag und Sonntag, besuchen müssen. Anscheinend sind wir hier die schweren Fälle. Die Uhr tickt im Hintergrund. Diese Uhr....noch 7 Stunden und ich kann sie sehen. Ich bin nicht dumm. Ich weiß, das sie mich in eine gewisse Abhängigkeit getrieben hat und ich mir ein Leben ohne ihre nächtlichen Besuche nicht mehr vorstellen kann. Es ist eine Sucht. Eine wunderbare Sucht, eine ungefährliche Sucht, glaube ich.

"Baxter Haddock!" Der Ruf der Therapeutin reist mich unsanft aus meinen Gedanken, und unterbricht meine Tagträumerei. "Das bin ich!"
Eine neue? Anscheinend haben wir die alte wieder verjadgt. Kurz grinse ich. Sie bittet mich auf der roten Couch Platz zu nehmen.
"Sie können mich Becky nennen!" lächelt die blonde Frau mich an. Sie wird von mir gemustert. Circa 25 Jahre alt, unverheiratet, blaue Augen, schmale Lippen und weiche Gesichtszüge, eigentlich eine sehr hübsche Dame. Jeder andere Mann würde sich ihr mit Haut und Haaren hingeben. Doch ich nicht. Ich bin vergeben.
Sie kritzelt etwas in ihren Block unf fängt an zu sprechen: " Wollen wir sofort beginnen. Sie sind shizophren, laut ihrer Akte. Und haben dadurch Halluzinationen." Sie macht eine Pause, da sie eine Zustimmung hören will. Doch ich schüttel unkooperativ den Kopf. "Nein." Sie nickt und legt den Block beiseite. "Ein wichtiger Punkt um so einen Fall heilen zu können, ist das man sich selbst eingesteht eine Krankheit zu haben." Missmutig lasse ich mich tiefer in die Couch sinken. Ich mag diese Couch. Sie ist überraschend weich. Genau so eine bräuchte man vor dem Fehrnseher. "Ich habe kein Halluzinationen, alles ist real."

Die Frau names Becky schüttelt den Kopf und ihr Pferdeschwanz fliegt nach links und rechts. "Wir haben sie letzte Nacht beobachtet." Entsetzt sehe ich sie an. "Haben sie meinen Engel gesehen?" frage ich sie.

Traurig wiederspricht sie mir. "Nein Baxter, wollen sie das Überwachungsvideo sehen?" Zögerlich nicke ich mit dem Kopf.
Becky steht auf und ihr kurzes Sommerkleid fällt nach unten während sie gemütlich zu ihrer schwarzen Laptoptasche geht und einen neumodischen, kleinen Laptop mitsamt einer CD herauszieht.
"Sehen sie Baxter, jedes mal um Mitternacht weißen sie diese Symptome auf." Sie loggt sich ein. Ihr Passwort ist "K3BXTR.HDoCk4" Ich habe es gesehen, habe allerdings nicht vor es zu missbrauchen. Vermutlich sind nur Langweilige Dokusüber den Mensch und ein paar Familienfotos vorhanden. 

Becky startet ein Video auf dem mein Zimmer zu sehen ist. Der Stoffhase sitzt direkt im Winkel von der Kamera. Ihr fragt euch villeicht wiso ich, als Erwachsener, noch einen vermutlich bedeutungslosen Stoffhasen mitschleppe. Er gehörte meinen Sohn, bevor.... . Auf dem Video sieht man mich schlafend und unruhig wälze ich mich von einer Seite auf die andere.
"Baxter passen sie auf!" flüstert Becky. Die dunkelgrüne Uhr schaltet auf Mitternacht. Sofort richte ich mich auf. Die Vorhänge sind zugezogen. Unsicher beäuge ich das Szenario.

Ich lasse den Stoffhasen zu Boden fallen und bewege mich zu Fenster, während ich wie in Trance die Vorhänge zurseite schiebe. Hinter dem Fenster sieht man schwärze. Im ersten Moment. Dann taucht eine große Gestalt auf. Eine wunderschöne Gestalt. Mein Herz klopft etwas schneller. Sie hat Flügel, weiße wunderbare große Flügel.
Ich bin so gebannt von dem Anblick. Man sieht wie ich anfange zu schluchzen und mich gegen das Fensterglas presse. Doch das ist alles nebensächlich. Ich habe nur Augen für meinen Schatz dort hinter dem Fenster. Plötzlich macht sie eine bewegung an die ich mich nicht erinnern kann. Sie winkt zu der Kamera?! Ihre Lippen formen ein Wort. "B.A.X.T.E.R" Das hat sie letzte Nacht nicht getan? Wie ist das möglich? Ein Schauder durchfährt meinen Körper. Das Video endet. Sie hat mir gerade gewinkt? Wusste sie das ich dieses Video sehen werde? Aber diese Stelle ist letzte Nacht doch garnicht geschehen!

"Baxter. Wissen sie jetzt was ich meine?" Die Therapeutin legt einen Finger auf meine Lippen. "Sie sind krank, ich muss ihnen helfen." Eine meiner Augenbrauen fährt nach oben. "Aber da war sie doch? Haben sie meinen geliebten Engel nicht gesehen?" flüstere ich. Irretiert von meinen Worten wendet Becky sich zu dem Laptop zu. "Bitte? Sie haben den Engel am Video gesehen?" Heftig nicke ich und meine dunkelbraunen-fast schwarzen Haare wippen im Takt mit.

"Das ist unmöglich Baxter. Ich hab ihn nicht gesehen." Villeicht sind ja sie krank? frage ich mich Gedanken.

"Wissen sie was?" spricht Becky weiter. "Nein, weiß ich nicht." gebe ich als Antwort. Sie verdreht die Augen. "Zeichnen sie das Monster." Mir werden Stift und Papier hingehalten. "Sie ist kein Monster!" fauche ich. "Sie ist ein Engel! Ein wunderschöner, sanfter, gutmütiger Engel! Das schönste Wesen das sie sich vorstellen können, sie.......!" Ich muss tief Luft holen. Sie ist mir ausgegangen. Das Video wird neu gestartet. Ich versuche meine Traumfrau zu zeichnen doch es gelingt mir nicht. Es ist verstörend sie auf weißem Papier so verstümmelt zu haben. Es sollte kein Bild von ihr geben.

"Das ist sie?" lacht Becky. Beleidigt ziehe ich eine Schnute. "Sehen sie doch an was sie gezeichnet haben!" Sie hält mir meine Zeichnung hin und deutet auf die Flügel. "Jaja, es ist nicht sonderlich gelungen."  "Das meine ich nicht." lacht Becky weiter. "Sie werden sich doch nicht in einen Text verliebt haben!"
Einen Text? "Ich soll einen Text geschrieben haben? Also ich sehe einen Engel. Meinen Engel. "Hören sie ich lese ihnen vor:

Tschüss, mein Schatz, die Uhr tickt. Deine Engerie spürt man bereits. Sie ist um uns herum, mein Kraftwerk.

"Was wollen sie damit aussagen Baxter?" lacht sie. "D...das habe ich nicht. Ich habe doch meinen Engel gezeichnet!" rufe ich verzweifelt. Doch im Hinterkopf bin ich glücklich. Das ist das erste Mal das ich am Tag etwas mit meinem Engel zu tun habe.

Was will mir mein Engel damit sagen? Ich kann seltsamerweiße keinen klaren Gedanken fassen. Ich bin so....müde...plötzlich. "Baxter?" höre ich noch Becky panisch brüllen bevor ich von der roten Couch rutsche und mit dem Kopf auf dem Holzboden aufschlage.

Ich sehe noch wie mein Engel mir von dem fenster aus zu winkt. Sie wirkt irgendwie lebendiger als sonst, und ihre Haut wirkt fast rosig. Dann schlafe ich ein.

City of AngelsWhere stories live. Discover now