Kapitel 5

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Amenias P.O.V

Erschöpft legte ich mich in mein Bett und seufzte erleichtert. Der Tag heute war anstrengend, aber seit langem spürte ich kein brennen, kribbeln oder sonstiges, das sich anfühlt, als würde ich beobachtet werden. Gelöst schloss ich die Augen, endlich frei. Ich dämmerte vor mich hin. Das Haus war still und ruhig, die Bäume rauschten leise durch das geöffnete Fenster und ich hörte das Plätschern des nahe gelegenen Bachs.

Und ich hörte ein Summen, wie von weit entfernten Stimmen. Hunderten Stimmen. Das Summen wurde lauter, verwirrt runzelte ich die Stirn. Es hörte sich an, wie ein Festplatz, aber in der Umgebung des Hauses gab es keinen. Die Stimmen waren inzwischen keine 10 Meter entfernt, jetzt öffnete ich meine Augen wieder, um zu sehen, woher sie kamen. Und schaute mich erst einmal irritiert um.

Ich stand auf einem kleinen Hügel, der in ein großes verdorrtes Feld überging. Es hatte die Farbe einer Felsenwüste, war es auch fast. Nur vereinzelt wuchsen Gräser und Sträucher aus dem steinigen Boden.

Ich richtete meinen Blick zum Horizont, schwarz und düster erstreckte er sich soweit das Auge reichte. Dort war ein Lager errichtet worden, ein Feldlager stellte ich überrascht fest, als ich die Gestalten mit Waffen und Rüstungen umherlaufen sah.

Auch hatten die Gestalten seltsame Silhouetten. Ihr Gang hatte etwas abgehaktes an sich, als wären ihre Beine zu kurz für die hünenhaften Körper, ihre Arme hingegen waren unnatürlich lang und berührten fast den Boden. Außerdem trugen sie verdreckte, tief- schwarze Kapuzenumhänge, die ihre Gesichter im Dunkeln ließen.

Ihr Lager war riesig, zehntausende Zelte aus schwarzem Stoff bedeckten die Erde und verschwanden in dem schleimigen, undurchdringlichen Nebel, der überall durch die Zeltreihen wogte. Ein Ort des Bösen, der seelenlosen Schatten und der kalten Dunkelheit.

Je länger ich das Feldlager beobachtete, desto mehr Furcht empfand ich, aber auch eine ebenso unerklärliche starke Entschlossenheit, mein Volk zu schützen. Schaudernd wandte ich mich von dem Anblick der scheußlichen Kreaturen ab, als hinter mir wieder Stimmen laut wurden.

Dort wurde auch ein Feldlager befestigt. Diese Krieger hatten eine normale menschliche Gestalt und trugen eine grün, blaue Rüstung aus einem schimmernden Metall. Schweigsam führten sie kraftvolle Schlachtrösser, gesattelt in denselben Farben der Krieger, zu deren Ruheplätzen. Auch errichteten sie einen gut durchdachten Schutzwall und kümmerten sich sorgfältig um die verschieden Waffen.

Jeder der Krieger hatte mehrere Dolche, einen Schild ein Schwert, einen Speer oder einen Bogen mit Köcher und Pfeilen. Das schien die Grundausstattung zu sein. Seltener hatten sie einen Morgenstern, eine Axt oder einen Säbel.

Aber wirklich alle gingen mit ihren gewählten Waffen meisterhaft um. Manche der Krieger kämpften auf Übungsplätzen gegeneinander.

Am Anfang standen sie sich mit gezogenen Waffen gegenüber und begannen dann, sich stetig im Kreis zu drehen, den Gegner immer fest im Blick. Um dann plötzlich, ohne Vorwarnung, vor zu springen und sich mit dem Partner einen Schlagabtausch zu liefern. So schnell, dass ihnen das Auge fast nicht folgen konnte, schlugen und parierten sie. Dabei wirkten sie aber nicht brutal, sondern huschten sehr flink mit anmutigen Bewegungen umher. Wie in einem Tanz wirbelten sie umeinander, duckten sich unter ausholenden Klingen durch oder sprangen darüber hinweg. Das Trommeln der aufeinanderprallenden Klingen einem beständigem Rhythmus folgend. Ein sehr faszinierender Anblick.

Aber ich bemerkte auch, dass ausnahmslos alle Soldaten einen grimmigen, fast furchtsamen Ausdruck im Gesicht trugen, gemischt mit einer ebenso starken Beharrlichkeit im Kampf nicht zu unterliegen.

Ich ließ meinen Blick über die Zelte wandern und stellte bedrückt fest, dass es nur einige tausend waren, wohingegen die andere Seite zehntausende zählte. Dies würde ein aussichtsloser Kampf werden gegen eine solche Übermacht, aber es gab keinen Ausweg, wir mussten kämpfen.

The Door In The Forest Where stories live. Discover now