Kapitel 4

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Amenias P.O.V

Wütend ging ich Yvonne hinterher, meine Schritte waren abgehakt und schnell. Warum konnten die beiden nicht einfach normal Antworten? War das so schwer? Immer mussten sie bloß belangloses Zeug faseln. Solche ignoranten, blöden Menschen! Solche... Moment. Belangloses Zeug? Stimmt das? Sie haben sich nicht so Verhalten, als würden sie wissen von was ich überhaupt geredet habe. Ihre verwirrten Blicke sind echt gewesen. Aber sind sie wirklich so Ahnungslos? Sie schienen etwas zu wissen, doch was? Was verdammt? Wussten sie etwas über mich, dass ich nicht weiß? Warum verfolgen sie mich? Sind sie Stalker? Oder doch bloß durchgeknallte Jugendliche? Ich wusste es nicht und das machte mich verrückt.

Und wie habe ich es geschafft, die beiden so einzuschüchtern und sie meinen Blick spüren zu lassen? Ich bin sehr Wütend gewesen, aber das ist mir vorher auch noch nie passiert. Verzweifelt raufte ich mir die Haare, so kann das nicht weiter gehen. Das war zu viel.

Yvonnes P.O.V

Bedrückt lief ich schon mal zu den Physiksälen. Die Stirn besorgt gerunzelt. Irgendwas ist mit Amenia los, sie wirkt bedrückt und mit den Nerven am Ende. Sie hat sich verändert, ob zum Guten oder zum Schlechten, weiß ich nicht. Schaudernd dachte ich an den Moment, als Amenia ausgerastet ist. Das war richtig unheimlich.

Rückblick

„Und was hast du für eine Note?" fragte ich sie.

Betrübt blickte sie auf. „Eine Fünf."

„Oh" tröstend strich ich ihr den Arm entlang. „Das wird schon wieder."

Amenia zuckte bloß mit den Schultern und starrte weiterhin vor sich hin. Verwundert sah ich sie an. Was war denn jetzt los? Normalerweise hätte sie sich zusammengerissen, die Schultern gestrafft und aufmerksam den Unterricht verfolgt. Doch sie saß bloß zusammengesunken auf ihrem Stuhl. Ich mache mir richtig Sorgen um sie.

Als die Stunde zu Ende war, lief sie Stumpf aus dem Klassenzimmer. Ich folgte ihr zu unseren Spinden.

„Jetzt komm das ist nicht so schlimm. Das machst du wieder wett."

Niedergeschlagen lehnte sie an den Spinden. Sie stand einfach da, ohne etwas zu zeigen. Keine Freude, kein Kampfgeist nicht einmal Wut. Sie war wie eine leere Hülle. Ich sah sie weiter an, meine beste Freundin, diejenige von uns, die immer stark war. Die, die immer auf uns aufgepasst hat. Jetzt konnte sie nicht mehr. Jetzt musste ich stark für uns sein. Entschlossen trat ich näher an sie heran, um sie noch einmal zu trösten.

Gerade wollte ich etwas sagen, als sie sich versteifte. Verwundert schaute ich sie an. Ihr Körper war aufs äußerste gespannt, die Hände hatte sie zu Fäusten geballt, so stark, dass ihre Knöchel weiß wurden. Und erst ihr Gesicht! Eben noch war es ausdruckslos, desinteressiert, vielleicht auch ein wenig düster. Aber das ist kein Vergleich zu jetzt! Blanke Wut stand in ihrem Gesicht, es schien, als glühten ihre Augen. Als könnte sie mit ihnen Feuer entfachen und ich war mir nicht sicher, ob ich es mir nur einbilde. Nein, sie leuchtet wirklich! Sie strahlte eine Aura von Macht aus. Erschrocken prallte ich zurück. Die Wand aus Macht war physisch spürbar. Unglaublich hell und rein, wie ein neugeborener Säugling. Doch ihr wohnte auch eine Härte inne, die jeden zurückschrecken ließ. Unnachgiebig hüllt sie meine beste Freundin ein, ließ sie strahlen, wie einen Stern. Diese Kraft richtete sich jedoch nicht gegen mich, irgendwas hinter Amenia erregte dessen Aufmerksamkeit. Amenia drehte sich langsam von mir weg und dem hinter ihr zu. Als sie den Blick hob, sah ich ihre brennenden Augen. Ja, sie brannten! Nicht im Sinne von Feuer, sondern sie brannten unangenehm, wie Brennnesseln auf meiner Haut.

Hoch erhobenen Hauptes schritt sie wie eine Königin, nein wie eine Göttin mit anmutigen, fast schwebenden Schritten auf die Personen hinter ihr zu. Der Junge begegnete ihrem Blick zuerst und zuckte erschrocken zurück. Man sah Angst und Verwirrung in seinem plötzlich bleichen, sonst so hübschen Gesicht aufblitzen. Er trat unbewusst einen Schritt weg von Amenia und näher zu dem Mädchen hin, das davon noch nichts mitbekommen hatte. Amenia aber ließ sich nicht beirren und ging selbstbewusst mit festem Blick auf die beiden zu. Keine zwei Schritte vor dem Jungen blieb sie stehen, der vergeblich versuchte gelassen zu wirken. Mit einem unglaubwürdigen, leicht verzerrten Lächeln, fragte er Amenia etwas. Worauf sie sich noch größer vor ihnen Aufbaute und mit ungespielter Ruhe antwortete. Unermesslich kraftvoll, aber auch gefährlich sah sie den beiden ohne mit der Wimper zu zucken entgegen. Wie eine Göttin eben. Der Junge machte sich noch kleiner und erwiderte etwas, als er plötzlich überraschend vor Schmerz das Gesicht verzog und ein scharfes zischen ausstieß.

The Door In The Forest Where stories live. Discover now