Kapitel 17 - Gwens Sicht

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Die freundliche Mitarbeiterin lenkte unsere Aufmerksamkeit wieder auf die Welpen. "Das ist der jüngste Wurf. Die kleinen sind 8 Wochen alt und ein Huski Retriever Mix." So stolz, wie sie die Welpen ansah, könnte man fast meinen, es seien ihre eigenen Kinder, was wirklich süß war. Die Frau war eindeutig richtig in ihrem Beruf. Neugierig trat ich näher, um mir die kleinen Fellknäule genauer anzusehen, die durch ein Gitter, das den speziell für sie bereitstehenden Bereich abgrenzte, ebenso neugierig zu mir hoch blickten. So putzig, wie die kleinen mit ihren großen Hundeaugen zu mir hoch sahen, würde ich sie am liebsten alle mitnehmen. Und ich bezeichne wirklich nicht besonders oft etwas als ernsthaft "süß".

Um sie etwas besser ansehen zu können, kniete ich mich hin. Die Ladenmitarbeiterin und Juan hatte ich jetzt mal für kurze Zeit ausgeblendet. Vorsichtig streckte ich eine Hand aus und ließ die Welpen daran schnuppern, ehe ich durch die Stäbe hindurch ein wenig durch das Fell einiger der Tiere strich, dass so flauschig weich war, dass ich mir kurz vorstellte, wie bequem es wäre, sich zu den Welpen ins Gehege zu legen. Obwohl ich alle Welpen unglaublich toll fand, sprach mich einer besonders an. Jeder der Welpen wedelte aufgeregt mit dem Schwanz, bellte ab und an freudig und beobachtete mich interessiert. Es war jedoch nur einer dabei, der dazu noch wild durch das Gehege sprang, noch lauter bellte als die anderen und versuchte über die Abgrenzung drüber zu springen, um zu mir rüber zu kommen.

Diese energiegeladene Art ließ mich grinsen. Der kleine Frechdachs war eindeutig einer, der sein Ziel mit allen mitteln durchzusetzen versuchte, fast so ein Sturkopf wie ich.
"Darf ich einen rausnehmen?" Ich stand wieder auf, um mich zu der Mitarbeiterin, die geduldig neben mir stand, umzudrehen. Diese nickte. "Natürlich, solange du vorsichtig bist und nur einen raus nimmst, ist das kein Problem."
Ich lächelte sie als Antwort an und sah mich anschließend nach Juan um, der nämlich nicht mehr hinter mir stand. Die rothaarige Mitarbeiterin bekam dies anscheinend mit. "Dein Freund ist rüber zu den ausgewachsen Hunden. Ihr seid übrigens wirklich ein hübsches Paar!"
Kurz sah ich sie total überrumpelt an, ehe ich den Kopf schüttelte. "Nein, wir sind kein Paar." Stellte ich sofort klar, wobei irgendwo in meinem Inneren irgendetwas leise 'leider' flüsterte. Diesem kleinen etwas schenkte ich jedoch keine Beachtung, sondern konzentrierte mich auf die Frau, die gerade etwas zu meiner Antwort sagte. "Wirklich? Ich habe da sonst immer einen wirklich guten Instinkt, seltsam." sie bohrte jedoch nicht weiter, sondern tat das Thema mit einem Schulterzucken ab. Mich hatte ihre Aussage mehr aus der Bahn geworfen, als mir lieb war.
Dabei wollte ich doch einfach weitermachen wie bisher! Das stellte sich jedoch eindeutig als schwierig heraus, als ich es mir gewünscht hatte. Jedoch war mir das eigentlich von Anfang an klar gewesen. Ich wusste wie intensiv Gefühle für eine Person waren und wusste somit, dass ich sie natürlich nicht einfach ignorieren konnte. Doch genau das war ja der Grund, weshalb ich mich die letzten Tage von ihm ferngehalten hatte und selbst dann hatte mich das ganze in Gedanken gequält. Aber ich wollte mich weder verlieben noch verliebt sein! Vor allem, weil Juan eindeutig nicht so wirkte, als würde es ihm ähnlich gehen. Ich hingegen hatte in Momenten wie gerade mit der Mitarbeiterin das Gefühl, man könnte es mir an der Nasenspitze ablesen, obwohl ich mich eigentlich genauso verhielt wie immer. Ob es letztendlich jedoch wirklich nur Paranoia oder doch irgendetwas an meinem Verhalten war, das nicht mehr dem Vorherigen entsprach, konnte ich nicht sagen.
Diese ganzen Gedanken an Gefühle wieder zurück in die Ecke schiebend, die seit Montag in meinem Kopf bestand, widmete ich mich wieder den Welpen.

Der freche Kleine von vorhin versucht nun den Kopf durch die Gitterstäbe zu bekommen, was mich leise lachen ließ. Vorsicht streckte ich die Hände heraus, um ihn aus dem abgetrennten Bereich zu mir auf den Arm zu nehmen. Das ließ den kleinen, es war ein er, noch wilder mit dem Schwanz wedeln und kurz fröhlich aufhellen. Das erste, was er versuchte, war, mir über das Gesicht zu lecken. Da er da jedoch nicht rankam, gesabberte er meine rechte Hand. "Urg" lachend wischte ich die Hand an meinem Oberteil ab. Das würde wohl später gewaschen werden müssen.
"Ihr scheint euch ja gut zu verstehen." Die Mitarbeiterin, die vorhin kurz weg gewesen war, kam gerade wieder zu mir. Nickend sah ich zuerst zu dem kleinen frechen Zwerg auf meinem Arm zu der rothaarigen Frau. "Ja, der kleine hier ist ein richtiger Wildfang, das find ich super." Ich kraulte den Welpen zwischen den Ohren, was ihm zu gefallen schien, da er nun auch ruhiger wurde und die Augen schloss, jedoch nicht aufhörte freudig mit dem Schwanz zu wedeln. Der könnte damit ja fast einem Propeller Konkurrenz machen.

Während ich mich auf den Welpen konzentrierte, tauchte auch Juan wieder auf. "Ich sehe du hast einen gefunden, der dir gefällt." Ich nickte als Antwort. "Der kleine Frechdachs hier hat am stursten versucht zu mir zu gelangen, da hab ich mich sofort in ihn verliebt."
"Dann passt er ja wirklich gut zu dir und wenn du dich verliebt hast, kann man ja sowieso nichts machen." Dass diese Aussage von Juan durchaus doppelt passend war, ließ mich kurz den Blick abwenden, wobei ich diesen, damit es nicht so auffiel, über die Regale mit den Hundenutensilien schweifen ließ, als würde ich überlegen, was ich nun noch alles brauchte. Als ich das Gefühl hatte, diese Aussage und ihren doppelten Wahrheitsgehalt einigermaßen verdaut zu haben, sah ich zurück zu Juan. "Und bei dir? War kein Tier dabei, dass es dir angetan hat?"
Er schüttelte den Kopf. "Nein, ich hab mich ja lediglich kurz umgesehen."
"Wir können ja nochmal zu den ausgewachsenen Hunden, damit du nochmal genauer gucken kannst, ob wirklich keiner dabei ist", schlug ich vor, doch Juan schüttelte den Kopf.
Glaub mir, ich merke es, wenn ich mich verliebt habe. Und das ist eben nicht so bei diesen Hunden der Fall gewesen." Kurz hatte ich das Gefühl einen bitteren Ausdruck in seinen Augen zu sehen, doch das verging so schnell, dass ich es mir genauso gut hätte einbilden können, vor allem weil ich ja nicht direkt neben ihm, sondern einige Schritte entfernt stand.
"Also nimmst du ihn nun? Wie willst du ihn nennen?" Wechselte Juan das Thema. Nachdenklich sah ich den kleinen Welpen an, der treuäugig zu mir hoch sah. "Frechdachs. Das scheint mir der perfekte Name für den Kleinen hier." Frechdachs, wie er ja jetzt hieß, schien der Name auch zu gefallen, denn er bellte kurz und ich grinste.

Danach erklärte uns Mrs. Müller, so hieß die rothaarige Mitarbeiterin nämlich, was ich alles brauchte. Nach einer halben Stunde verabschiedeten wir uns, Frechdachs bei mir an der Leine, sowohl meine als auch Juans Arme voller Hundesachen und um viel Geld ärmer als vorher. 

Juan ließ auf dem Rückweg, ebenso wie er es auf dem Hinweg getan hat, immer wieder Kommentar dazu fallen, was er von meinem spontanen Einfallen hielt, wobei ich das Gefühl hatte, dass er sich nicht nur wegen des jetzigen Einfalls aufregte, sondern auch wegen des letzten spontanen Einfalls - des Kusses. Bereute er ihn wirklich so sehr oder interpretierte ich aufgrund meines unzurechnungsfähigen Zustandes zu viel in seine Aussage hinein?

Eine Antwort darauf bekam ich nicht.

Do You Believe In Fate?Where stories live. Discover now