2. Entscheidung mit Folgen

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Müde öffnete ich meine Augen und blinzelte mehrmals. Oh man, warum war ich denn bitte wach geworden? Es war doch noch nachts! Plötzlich bemerkte ich den Grund dafür, denn meine Mutter stieß mich mit dem Kopf immer wieder leicht an. Sie wollte, dass ich aufstehe und mit ihr komme, das war mir, trotz aller Müdigkeit sofort klar. Doch was war denn bitte los, dass wir so schnell weiter mussten? Ein wenig tapsig bemühte ich mich, auf die Beine zu kommen, was mir allerdings erst nach ein paar Anläufen gelang. Schwankend blieb ich stehen und sah schlaftrunken hoch zu meiner Mutter und reckte ihr meinen Rüssel entgegen. Doch sie drängte mich zur Eile, indem sie mich immer wieder in die Seite stieß, nun härter, damit ich endlich anfing zu laufen. Und langsam übertrug sich diese Panik auf mich, die sich schon in der ganzen Herde ausgebreitet hatte. Das letzte mal, als die Herde so in Panik geraten war, waren große Tiere, deren Name mir entfallen war, gekommen, die uns nicht gerade freundlich gesinnt waren, so viel wusste ich jetzt. Als diese Erkenntnis mich traf, sah ich mich hektisch um. Und tatsächlich entdeckte ich trotz des Dämmerlichtes etwas, was meine Aufmerksamkeit erregte, weil es sich bewegte. Ich quietschte panisch auf und rannte wie von der Tarantel gestochen los, meine Mutter hatte Mühe hinter mir her zu kommen. Nun hatte auch der Rest der Herde die Bedrohung erkannt und alle liefen sie los, einfach nur so schnell sie weg konnten. In der walzenden Masse meiner Herde versuchte ich meine Mutter zu entdecken, doch es war mir komplett unmöglich. Panisch rief ich nach ihr, als die großen Tiere die Herde angriffen. Wir stoben in alle Himmelsrichtungen auseinander, hatten nur noch einen Gedanken: Ich muss überleben! Ich hörte die Rufe der Mütter, die nach ihren kleinen riefen und auch meine Mutter hörte ich ganz deutlich. Ich antwortete, so laut ich konnte, doch das war vermutlich der größte Fehler, den ich in dieser Situation hatte machen können. Ein paar der Tiere wurden aufmerksam und kamen nun auf mich zu, anstatt den Rest der Herde zu jagen. Ängstlich stolperte ich rückwärts, versuchte zu entkommen, doch sie trieben mich immer weiter weg von der Herde, zingelten mich ein und umkreisten mich lauernd, als würde sie auf irgendetwas warten. Und in dem Moment, als eines von ihnen zum Sprung ansetzen und seine Zähne in meinem Nacken und seine Krallen in meinem Bein vergrub, wurde es zurückgeschleudert, sodass es fauchend durch die Luft flog und auf den trockenen Boden krachte und liegen blieb. Doch der Schmerz durchzog mich so stark, dass ich wimmernd zu Boden sank. Von dort aus sah ich, wie die anderen das gleiche Schicksal ereilte und einige flohen, wollten nicht so enden, wie ihre Kameraden. Ich fand dieses Verhalten trotz meiner Angst total feige, denn in unserer Herde halfen wir uns gegenseitig und ließen nie die anderen im Stich. Meine Mutter hatte mir schon Geschichten über unsere Herde erzählt, wie sie in die schlimmsten Situationen geraten waren, doch es daraus geschafft hatten, weil sie zueinander gehalten hatten und einander geholfen hatten. Ein Fauchen holte mich wieder zurück in die Realität zurück und ich sah gerade noch so eines der großen Tiere, Löwen, wie mir jetzt wieder einfiel, auf mich zurennen. Ich rappelte mich auf und wollte wegzukommen, weg von dem Ort der Gefahr, wo der Tod so nah schien. Doch ich wollte meine Mutter auch nicht alleine lassen, um nichts in der Welt. Schließlich war sie immer für mich dagewesen, wenn ich sie brauchte. Hin- und hergerissen sah ich von meiner Mutter zu der Löwin, die auf mich zu rannte, suchte den Blickkontakt mit meiner Mutter. Und sie sah mich an, mit einem Blick in den Augen, der mir das Herz zerriss, doch mir die Entscheidung abnahm, auch wenn sie noch so sehr schmerzte. Ich floh, floh so schnell ich mit meinem verletzten Bein konnte und rannte fort von dem Ort, nur fort. In meiner Panik achtete ich nicht auf den Weg, den ich einschlug und auch nicht darauf, ob die Löwin noch hinter mir war. Ich rannte wie mit Scheuklappen, sah nicht nach links und nicht nach rechts, sondern stürzte nur geradeaus, stolperte, machte Bekanntschaft mit dem trockenen Erdboden, rappelte mich wieder auf und rannte weiter. Erst nachdem ich das dritte Mal hingefallen war, fiel mir etwas auf. Die Löwin hätte mich längst geschnappt haben müssen, denn diese Löwen waren schnell, das wusste ich aus eigener Erfahrung. Ich setzte alles auf eine Karte und wurde langsamer, auch weil ich nicht mehr konnte und blieb schließlich stehen. Vorsichtig sah ich mich um, doch von der Angreiferin keine Spur mehr. Erleichtert entspannte ich mich und pumpte in schnellen Zügen Luft in mich hinein. Erst jetzt, wo sich mein Denken wieder einstellte und die Panik nachließ, realisierte ich die Umgebung und der nächste Schreck fuhr mir in die Glieder. Ich erkannte nichts wieder, überhaupt nichts. Ich war hier noch nie gewesen und hatte keine Ahnung mehr, aus welcher Richtung ich gekommen war, denn alles sah gleich aus. Die altbekannte Panik stieg in mir auf und ich fing an zu rufen. Nach meiner Mutter, nach irgendwem. Hauptsache es hörte jemand, der mir den Weg zurück zeigen konnte.

Ich weiß nicht, wie lange ich schlussendlich gerufen habe und wie lange ich umher geirrt war, doch mit jedem Schritt sank meine Hoffnung und damit mein Mut, die Herde jemals wiederzufinden. Auch von solchen Geschichten hatte meine Mutter mir erzählt, von Elefanten, die ihre Herde verloren hatten und nun alleine waren, auf sich gestellt. Unfähig zu überleben. Als ich erkannte, das mir das gleiche Schicksal blühte wie diesen Jungtieren, sank ich zusammen. Ich würde sterben. Nach alledem, was meine Mutter für mich getan hatte, war das der Dank für sie? Ich war dem Tode geweiht und hatte keine einzige Chance, zu überleben.


Hey meine Lieben!

Ja, ich melde mich auch endlich mal. Wollte es eigentlich schon früher veröffentlichen, aber dann habe ich es irgendwie jedes Mal verpeilt.. Sorry ^^

Diese Art von Story war ein Experiment. Naja, was heiß Experiment. Es war eine Aufgabe bei einem Schreibwettbewerb, aber ich muss sagen, dass sie bisher nicht zu meinen Favoriten zählt. Ich hoffe sie gefällt euch trotzdem.

Bis bald!

CookieSanx3

Kleine Paralleluniversen - KurzgeschichtensammlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt