Kapitel 64

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Kapitel 64

Mirabella's POV

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, waren Nialls Arme noch immer um mich. Wir hatten uns aber etwas bewegt und ich lag nun auf dem Bauch und er neben mir. Er schlief noch immer, als ich meine Augen öffnete. Ich blickte ihn sanft an.

Ich zog meinen Arm unter mir hervor und fuhr über die Augenringe unter seinen Augen. Seine Augenbrauen hoben sich, doch ich wusste nicht, ob er noch schlief oder wach war. Ich fuhr über seine Wange bis zu dem kleinen Grübchen in seinem Kinn.

Er zog mich näher an sich. Wenn er noch schlief, dann war sein Griff um meinen Bauch unbewusst. Wenn er wach war, war es instinktiv.

Ich glaubte nicht, dass er es wusste, doch er würde ein großartiger Vater sein.

Einen Moment später öffnete er seine Augen. Sein Blick hielt meinem stand und ich fühlte mich erwischt.

„Du brauchst mehr Schlaf.", grummelte er.

Ehe ich etwas erwidern konnte, hörte ich laute Stimmen von draußen. Ich verstand die Worte nicht, doch die Stimme war die meines Vaters.

Niall spannte sich an und stand schnell auf, ehe er eine Decke über mich legte. Ich wollte nicht, dass er ging. Ich brauchte ihn bei mir.

„Nein.", bat ich ihn und hielt ihn am Handgelenk fest.

Sein Gesicht wurde hart und er schüttelte seinen Kopf. „Das letzte, was wir brauchen, ist, dass er denkt, wir hätten miteinander geschlafen."

„Haben wir doch aber.", gab ich leicht amüsiert zurück.

Dennoch verstand ich seine Angst. Ich fragte mich, wie lange ich es geheim halten konnte. Ich konnte nicht immer lose Kleider tragen. Selbst wenn ich das könnte, gäbe es dann immer noch das Baby.

Ich hatte Angst davor, wie Vater reagieren würde, und deshalb ließ ich Niall los und zog mir die Decke bis zum Hals. Er küsste mich kurz auf die Stirn, ehe er in meinen Schrank ging, um sich dort zu verstecken.

Die Stimmen draußen wurden lauter, doch die Tür öffnete sich nicht. Was passierte da? Mein Herz schlug schneller. Was, wenn Vater mein Zimmer durchsuchen würde? Was, wenn er Niall finden würde?

Ich musste die Überhand haben.

Ich stand auf, hatte den Morgenmantel bereits um mich und als ich die Tür öffnete, war alles, was ich sah, den Rücken von Wellington.

„Wellington?", flüsterte ich ungläubig. Er trat zur Seite, sein Gesicht hart wie Stein, und ich erblickte meinen Vater.

„Eure Hoheit.", antwortete er und verneigte sich. „Ich habe mein Versprechen nicht gebrochen."

Ich wusste sofort, was er meinte, und mein Herz schmolz wegen seiner Treue. Ich hatte ihm gestern Nachmittag gesagt, er solle niemanden hineinlassen, und er hatte es eingehalten. Sogar den wütenden König hatte er nicht hereingelassen.

Und dabei Nialls Leben gerettet.

Wenn er unter dem strengen Blick meines Vaters nachgegeben hätte, wären Niall und ich gefunden worden. Auch wenn letzte Nacht nichts passiert war, wäre dennoch nichts Gutes dabei herausgekommen.

Doch als ich die nächsten Worte hörte, war wirklich nichts Gutes dabei herausgekommen.

„Sie sind entlassen, Wellington.", sagte mein Vater. „Sie können ihre Uniform in ihrem Schließfach lassen."

Mein Herz knackste. Wellington versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, doch er schaffte es nicht. Seine Augen fuhren nervös zu mir, als er sich verneigte.

Frozen HeartOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz