take forty four.

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[im radio läuft gerade ohne scheiss scharlachrot von patent ochsner. ich bin nicht bereit für diesen schritt...]


Blonde Haarsträhnen kitzelten meine Nasenspitze. Ich rieb mir den restlichen Schlaf aus den Augen, während Attila sich näher an mich ran kuschelte. Obwohl er schon eine gefühlte Ewigkeit bei mir im Bett schlief, hatte er sich erst diese Nacht das erste Mal getraut Edgars alten Platz auf meiner Schulter einzunehmen.

Ich strich mit meinen Fingern durch die feinen blonden Haare des einstigen Strassenjungen. Dieser rümpfte die Nase und drehte sich weg. „Nicht aufstehen", murmelte der blonde Junge total verschlafen. „Du musst aber", flüsterte ich kichernd. Attila drehte sich erneut und vergrub seinen Kopf in meiner Halsbeuge. „Ich muss nichts ausser sterben!"

Leise seufzte ich und wuschelte Attila durch die blonden Haare. „Komm schon. Heute wird ein guter Tag!" Doch Attila schüttelte den Kopf. „Tage an denen Du mich um sieben aus den Federn holst sind keine guten Tage, Nael." „Tage die Du verschläfst sind keine guten Tage", grinste ich und rollte mich aus dem Bett. Unsanft landete Attila auf der Matratze und funkelte mich wütend an. „Komm zurück!"

Nein."

„Aber nur unter der Decke ist es warm! Du wirst draussen in der Kälte erfrieren!", schmollte Attila. Er klopfte auf den Platz neben sich und musterte mich mit seinen grossen hellen Augen, die noch immer schlaftrunken waren. „Und ich bin das Highlight unter der Decke. Nicht die Wärme. Nur ich."

Ich rollte mit den Augen. „Du hast in zwei Stunden einen Vorstellungstermin für einen Ausbildungsplatz", zwinkerte ich ihm zu, „Und dafür solltest Du Dich gut vorbereiten. Duschen. Schön machen. Gut kleiden." „Schlafen ist wichtiger!", brummte Attila und drehte sich um.

Schultern zuckend griff ich nach der Kleidung, welche ich mir am Vorabend rausgelegt hatte, und war darauf das Schlafzimmer zu verlassen. „Ich bin duschen."

„Kann ich mitkommen?", fragte Attila und lugte einen Spaltbreit aus der Decke hervor. Doch ich schüttelte den Kopf. „Nope." „Fick Dich Nael", rief mir Attila hinterher als ich beinahe schon aus der Tür war, „Dann steh ich heute halt nicht auf!"

Als ich aus der Dusche kam war das Bett leer. Attila war wohl doch endlich aufgestanden. Ich verschwand im Zimmer und zog mich um.

Noch immer mit dem Handtuch um den Hals hängend lief ich ins Wohnzimmer. Die Balkontür war offen. Attila und Flurina sassen draussen, rauchten und redeten. Ich lehnte mich an die Wand und begann die beiden zu beobachten, zu lauschen. In der Hoffnung, sie würden mich vom Balkon aus nicht bemerken.

„Was läuft jetzt eigentlich zwischen euch beiden?", wollte Flurina wissen. „Absolut gar nicht", hörte ich Attila. Er klang sichtlich frustriert. „Ich meine, bis es zwischen ihm und Ed gefunkt hat sind ein paar Jährchen vergangen."

„Und die Geschichte glaubst Du ihm?", zischte Flurina schnippisch. Es war ein kleiner neuer Stich in meine altbekannte Wunde. Ich biss mir auf die Unterlippe. Flurina meinte das bestimmt nicht so wie sie es gesagt hatte. „Ich meine", fuhr das blonde Mädchen fort, „es kann doch nicht einer dermassen Gefühlsbehindert sein, dass er so lange braucht um sich überhaupt auf eine Person einzulassen."

„Seine Beziehung hat zwölf Jahre gehalten", flüsterte Attila. Er sprach so leise, dass es erstaunlich war, dass ich ihn im inneren der Wohnung noch immer gut verstehen könnte. Ich hörte, wie Attila leise lachte. „Kannst Du dasselbe etwa von Dir sagen, Flumi?"

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