Kapitel 1

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Sacht fielen rosane Pfirsichblütenblätter auf den grauen Asphalt und tauchten den Bürgersteig in ein prachtvolles Blütenmeer. Es roch nach Frühling und frisch gebackenen Küchlein die eine alte Dame im Café nebenan verkaufte. Von Schokolade bis zu tropischen Sorten wie Ananas reihte sich das Gebäck hinter der Glasvitrine und wartete nur darauf gegessen zu werden. Ein junges Mädchen tauchte aus der Küche auf und fing an die Kunden zu bedienen während die alte Dame sich mit zwei Frauen gackernd unterhielt. Die Haare des Mädchens waren wie von Erdbeeren geküsst. Zart rot schimmerten sie hervor und kringelten sich zu Engelslocken die sie sich zu einem ordentlichen Zopf zusammen gebunden hatte. Ihre tannengrünen Augen leuchteten freundlich auf als sie einer Kundin Blaubeermuffins in eine Papiertüte packte. Ihr Nasenbereich war mit kleinen Sommersprossen überseht sowie ihre niedliche, rosa Stupsnase. Es verging einige Zeit, die Sonne stand tief über dem Horizont und tauchten die Küste in rotes Licht, da verließ der letzte Kunde den Laden und das Mädchen wischte noch die letzten Kuchenkrümel von den Tischen." Du kannst Feierabend machen Juve!", sagte die alte Dame und schob die Tassen im Schrank zurecht. "Vielen Dank Mrs Mora. Ich komme morgen wieder um acht. ", antwortete Juve dankbar und streifte die blaue Schürze ab die sie dann ordentlich auf Haken hängte. Sie nahm ihre Tasche und verließ mit einem höflichen :"Guten Abend noch .", den Laden. Das silberne Glöckchen das am Türrahmen hang schnellte hell auf als die braune Holztür zu ging." So ein höfliches Mädchen.", seufzte die alte Dame und musste an ihre zwei Söhne denken die in diesem Alter schon Probleme mit der Polizei hatten. Unterdessen lief Juve im schnellen Gehtempo den Bürgersteig entlang. Ihre Augen waren mit Leben gefüllt und ihre Haare die sie geöffnet hatte standen in alle Richtungen ab als ob sie auch atmen würden. Flink kramte sie ihr Handy und die Kopfhörer hervor und machte laut Musik an. Gemächlich fing sie an zu dem Beat zu laufen und der leichte Meereswind durchfuhr ihr rotes Haar und brachte es wie Feuer zum tanzen. Ihre bequemen Sportschule feierten mit Leichtigkeit über den Asphalt und sie wurde immer schneller. Marktstände und Menschentrauben zogen an ihr vorbei und als sie die Strandpromenade verlassen hatte und in den Park lief wurde sie etwas langsamer. Plötzlich blieb sie aprumpt stehen wodurch der Kies unter ihren Füßen aufwirbelte. Als ob sie etwas gewittert hätte schaute sie sich suchend um. Sie roch den baldigen Tod. Er stank wie gammliges Gemüse und schoss ihr beißend in die Nase. Natürlich war es nicht normal den Tod zu riechen und Juve war keinesfalls normal. Seit ihrer Kindheit besaß sie komische Gaben von denen sie selbst nicht richtig die Macht wusste. Kurz bevor ihre Eltern wegen einem Autounfall gesorben waren roch es im ganzen Haus nach Tod sodass Juve so schlecht wurde das sie ins Krankenhaus musste. Seither lebte sie aleine in einer kleinen Wohnung an der Küste denn eine Juves größten Stärken war das Überleben. Dem Amt gaukelte sie vor mit ihrer Oma zu leben. Juve folgte ihrer Nase die sie bis zu einem kleinen Blumenbeet führte. Hier war der Geruch besonders stark und man konnte ein paar angeknickte Blüten sehen. Im Beet saß ein kleiner Vogel dessen Flügel unter einem Stein klemmte. Vorsichtig schob Juve den Stein weg und nahm den Vogel in die Hand. Er zitterte am ganzen Leibe und piepte ängstlich. "Alles wird gut.", flüsterte Juve es zu und das Vögelchen hörte auf zu zwitschern. Sein Flügel war zerquetscht und blutgetränkt. Konzentriert schloss sie die Augen und atmete tief ein. Die Luft um sie fing an zu vibrieren und war mit Elektrizität gefüllt. Langsam beugte sie sich über den zitternden Körper und hauchte ihn an. Eine leichte Luftbrise lies die Federn des Flügels aufwirbeln und die Wunden vom Stein wuchs in sich zusammen bis der Flügel wie neu aussah. Verwundert bewegte der Vogel den Flügel hoch und runter. "Du kannst wieder fliegen.", flüsterte Juve ihm aufmunternd zu und der Vogel zwitscherte begeistert. Mit zwei Schlägen schwang er sich in den Himmel empor und flog eilig davon. Unterdessen sah Juve eine getigerte Katze im Gebüsch herum streifen. Das wäre vom Vogel der Tod gewesen. Erleichtert und stolz ging Juve weiter bis sie plötzlich ängstlich auf die Uhr guckte. "Mist! Schon acht!", fluchte sie leise und fing an zu rennen. Immer schneller wanderten ihre Beine über den Kies bis sie endlich die Treppe zum Untergrund erreichte. Eine Gruppe von Menschen kam ihr entgegen wobei sie eilig versuchte gegen den Strom zu gehen. Als sie endlich die letzte Treppenstufe erreichte und nicht mehr so viele Leute unterwegs waren beschleunigte sie wieder ihr Tempo. Dadurch konnte sie aber nicht verhindern das sie mit einem jungen Mann zusammen stoß der am Bahnsteig auf den nächsten Zug wartete. Er trug einen Strauß Blumen in der Hand aber die Tulpen die darin verpackt waren hingen welk hinunter. Der Strauß viel zu Boden als Juve ihn stoßte und sie versuchte ihn sofort aufzuheben. "Sorry.", sagte sie locker und verstummte gleich als sie in seine eislbauen Augen sah. So schöne Augen hatte sie noch nie gesehen. Als ob in ihnen das Arktische Meer gefangen war und man einfach hinein tauchen konnte. Juve wurde etwas rot als sie merkte das sie ihn anstarrte und überreichte ihm die Blumen die er dankend annahm. Er hatte weißes Haar das etwas länglich ausfiel , Sportklamotten und einen leichten Bart. Er sah aber trotzdem noch ziemlich jung aus. "Der nächste Zug fährt ab.", das war der Satz der aus der Sprechanlage kam und Juve wieder zum Laufen brachte. Kurz bevor sie in die sich fast schließenden Türen des Zuges einsteigen konnte sah sie nochmal zu dem jungen Mann zurück. Der starrte total verwundert auf die Tulpen die plötzlich stramm ihre Köpfe nach oben zeigten. Dann schlossen sich die Türen und der Zug fuhr ab. Der junge Mann konnte die roten Haare nicht vergessen die wie Feuer Lilien aus ihrem Kopf hervor wuchsen. Auch Juve konnte den Mann nicht vergessen mit diesen so einzigartigen blauen Augen. Aber sie konnte auch nicht vergessen das sie in seiner Nähe einen komischen Geruch wahrgenommen hatte. Es hatte nach gammligen Gemüse gerochen...

Vitaria ~ A new AvengerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt