Kapitel 5

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Leichtes Rütteln an meiner Schulter ließ mich langsam meine Augen aufschlagen, doch als ich das ganze Licht sah, dass schmerzte, stöhnte ich und verbarg mich nur noch mehr im Kissen. Ich versuchte die Decke über meinen Kopf zu ziehen um auch ganz sicher zu sein, dass keines von dem gefährlichem Licht, dass mir so in den Augen brannte, mich weiter vom Schlafen abhalten konnte. Doch mir blieb nichts erspart, jemand zog mir die Decke schamlos weg und lachte:"Nichts da! Du hast lange genug geschlafen."Und erst als ich realisierte wem diese Stimme gehörte, die noch etwas heiser klang weil es so früh am Morgen war, kamen die ganzen Erinnerungen wieder.
Ich wie ich das Telefon abnahm, nicht ahnend was mich erwartet. Ich wie ich das Telefon wieder fallen gelassen hatte, nur um direkt daneben auf meine Knie zu sinken. Ich wie ich die ganze Nacht in mich hinein weinte, noch immer die Stimme im Ohr die mir sagte:"Ihr Bruder wurde heute Abend ins Krankenhaus eingeliefert aber wir müssen ihnen mitteilen, dass wir leider schon nichts mehr für ihn tuen konnten. Es tut mir leid, ich muss Ihnen mitteilen, dass ich Bruder soeben verstorben ist." Immer dieses Wort im Kopf "verstorben". Das heißt, er kommt nie wieder, wuschelt mir nie wieder durch mein blondes Haar weil er genau weiß, wie sehr mich das ärgert. Ich werde nie wieder seine Lache hören können, die auch mich immer zum Lächeln gebracht hat. Doch ab jetzt wird es keinen Grung mehr für mich geben, zu lächeln. Der einzige gute Teil in meinem Leben ist schlicht und ergreifend tot und ich habe niemanden mehr.
Jetzt sitze ich kerzengerade im Bett und schaue mich um. Wo bin ich gleich nochmal? Stimmt, freiwillig im Motel mit einem Typen aus der Mafia. Das bewies doch das ich mein Leben echt nicht lebenswert fand.
Als ich mit meinem Blick alles im Raum durch gegangen bin, musste ich mich schließlich zu Lucas umdrehen und in seine Augen schauen. Doch ich war nicht darauf vorbereitet, nicht auf dieses Lächeln mit dem er mich jedes Mal umhauen hätte können. Seine Augen glitzerten und ich konnte mich nicht mehr von ihnen loßreißen. Doch Lucas schien davon garnichts mit zubekommen, er nickte in Richtung Bettkante und als ich mich schließlich doch von seinen Augen abwenden konnte, schaute ich nach unten. Dort auf der Bettkante lag eine Tüte, wahrscheinlich mit einem Bröttchen oder so.
"Ich habe mir gedacht, ich bringe dir was zu Frühstück mit.", sagte er, sichtlich stolz auf sich, dass er an sowas gedacht hatte. Ich nickte einfach, als Zeichen für meinen Dank. Ich sah die Enttäuschung in seinem Blick, doch ich sagte mir, dass ich bei diesem Typen aufpassen musste. Ich kannte ihn vielleicht grade einen Tag und schon schwächelte ich nur bei seinem Anblick. Das war nicht gut und das wusste ich nur zu gut, also entschied ich mich dazu, die Zicke zu spielen,
"Ich habe keinen Hunger.", das Knurren, dass in diesem Moment von meinem Magen ausging sagte zwar etwas anderes aber ich blieb stur und reckte mein Kinn in die Höhe. Sah ihn direkt an, mit dem Vorsatz dieses Mal nicht daran zu denken, dass die Stoppeln an seinem Kinn ziemlich sexy aussahen.
Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an;"Ach, bist du dir sicher? Hört sich für mich ein bisschen anders an!"
Naja, er hatte Recht aber das zuzugeben, dass hätte ich nicht mehr gekonnt. Ich tat auf ahnungslos und meinte:"Ich habe nicht den blassesten Schimmer was du meinst aber ich gehe jetzt ins Bad, wenn du nichts dagegen hast."
Jetzt schien er echt verwirrt von meiner Stimmung und das ja auch zu Recht, ich war ja auch verwirrt denn sonst war ich eigentlich nie zickig, wirklich nie, aber ich weiß auch nicht, irgendwas an ihm...ich konnte es nicht beschreiben.
"Natürlich, mach du nur.", sagte er  vorsichtig um ja nicht noch einen Fehler zu begehen. Ich nickte abermals und ging auf das Badezimmer zu. Ich entschied mich dafür erstmal eine schöne warme Dusche zu nehmen, versuchen mich zu entspannen und diesen ganzen Kram zu vergessen. Doch selbst das heiße Wasser, dass meinen Rücken hinunterlief, konnte mich nicht meine Sorgen vergessen lassen. Was hatte Lucas jetzt vor? Ich hatte keine Ahnung und konnte mich nicht entscheiden ob ich das gut oder schlecht finden sollte.
Die kalte Luft die mich umhüllte als ich ins Freie trat, kühlte meinen Körper erheblich ab und ich schlang mir ein Handtuch um den Körper. Ich ging zum Spiegel rüber und betrachtete mich. In den letzten zwei Wochen hatte ich mich verändert. Meine Haut wirkte fahl, trocken und angespannt. Ich sah blass aus und die Ringe unter meinen Augen verbesserten das Gesamtbild auch nicht wirklich. Ich hatte abgenommen, meine Wangen wirkten eingefallen. Doch was mir wirklich Angst machte, dass meine großen grünen Augen, die ich früher immer am schönsten an mir gefunden hatte, all ihren Glanz verloren hatten. Im Großen und Ganzen wirkte ich einfach erbärmlich und mir kam der schreckliche Gedanke, dass Jake mich, wenn er jetzt noch hier wäre, vielleicht garnicht wieder erkannt hätte. Ich unterdrückte den Schluchzer der mir im Hals steckte, und drehte mich weg vom Spiegel. Was passierte mit mir? Es war so als ob mit Jake auch ein Teil von mir gegangen wäre.
Rebecca, ermahnte ich mich selbst, du hast jetzt andere Probleme als in Selbstmitleid zu baden. Da draußen ist ein viel größeres Problem. Lucas, der Sachen wusste über Jake, der in der Mafia war, der vielleicht gefährlich ist, doch als ich das Bild in mir herrauf beschwor wie er lächlend vor mir steht, konnte ich das Kribbeln, dass in meinem Bauch anfing und dass langsam durch meinen Körper wanderte, nicht unterdrücken. Und das machte mir nun wirklich Angst.

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