Kapitel 1 - Gwens Sicht

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Nach einer halben Stunde schloss ich mich ein paar Mädchen aus der 12. an, die sich mit einem Volleyball im Wasser die Zeit vertrieben. 10 Minuten nach mir kamen noch weitere Jungs und Mädchen aus der 11 und 12 dazu, sodass wir in einem großen Kreis im für mich bauchtiefen Wasser standen. Nicht selten landete einer der Mitspieler komplett im Wasser, beim Versuch den Ball noch zu kriegen, was dann immer für kollektives Gelächter sorgte. Nach ungefähr einer Stunde lief ich grinsend zurück an den Strand zu Mary, die mit geschlossenen Augen unter dem Sonnenschirm lag, den ich mitgenommen hatte. Ich beugte mich so über sie, dass meine nassen Haare auf ihr Gesicht tropften, was sie aufschrecken ließ. Lachend wich ich zurück, damit wir nicht mit den Köpfen zusammenknallten.
"Ruhig Bambi, ich bin's nur, tut mir leid. Ich wollte sehen, ob du wach bist." Ja, meine Ausrede war wirklich schwach, das sah wohl auch die Brasilianerin so, da sie nur schmunzelnd den Kopf schüttelte. "Du hattest auch mal bessere Ausreden."
Ich zuckte grinsend mit den Schultern und breitete mein noch eingepacktes Handtuch neben ihrem aus, sodass ich mich darauf fallen lassen konnte. Wie Mary es getan hatte, als wir eben erst an den Strand gekommen waren, legte ich meinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Ich lag auf dem Rücken. Mit den Unterarmen stützte ich mich auf dem Handtuch ab, sodass mein Oberkörper nicht auf diesem lag. Die Sonnenstrahlen, die so intensiv waren, dass ich richtig spüren konnte, wie sie die Wassertropfen auf meiner Haut verdampfen ließen, genoss ich in vollen Zügen, während ich mich wie eine Katze etwas räkelte. Wohlig seufzend legte ich mich anschließen komplett hin. Einen Arm legte ich über mein Gesicht, sodass er meine Augen vor den Sonnenstrahlen schützte, die ich selbst durch meine geschlossenen Lider als helles gelb-orangenes Schimmern wahrnahm. Mit halben Ohr hörte ich Mary zu, die leise aber sehnsüchtig vom Strand Brasiliens erzählte, während der Rest meines Seins so vor sich hin dümpelte und einfach auf alles pfiff. Ein Feuer hätte wahrscheinlich ausbrechen können und ich hätte es nicht mitbekommen. Als Marys Stimme dann irgendwann verstummte, driftete ich komplett weg.

Ich hatte das Gefühl, ewig so vor mich hin gedöst zu haben, als ich den Arm vom Gesicht nahm und flatternd die Augen aufschlug, die sich erst wieder an die grelle Helligkeit der Sonne gewöhnen mussten. Ein Blick auf mein Handy zeigte mir jedoch, dass es in Wahrheit gerade einmal eine halbe Stunde gewesen war.
"War dir nicht langwei-", begann ich, während ich mich zu Marys Platz umdrehte. Als ich jedoch sah, dass sie da ja gar nicht mehr lag, stoppte ich und sah mich mit gerunzelter Stirn um. Wo war sie denn? Sie würde normalerweise niemals alleine hier rumlaufen, so gut kannte ich sie mittlerweile, um das mit Sicherheit sagen zu können. Leicht besorgt stand ich auf, um mich besser umsehen zu können. Angespannt drehte ich den Kopf in alle Richtungen. Als ich sie dann bei ihrem Bruder im Wasser vorfand, entspannte ich mich wieder. Mit federnden Schritten gesellte ich mich zu ihnen, wobei mir das Wasser auf meiner durch die Sonne aufgewärmten Haut kurz eine Gänsehaut bescherte. "Hey Mary, ich dachte schon du wurdest entführt." Schmunzelt tauchte ich kurz unter, damit mir das Wasser weniger kühl vorkam. "Ach und hi, Jack." begrüßte ich nach dem Auftauchen den Bruder meiner bisher engsten Freundin am Internat, der eine Stufe über uns war und mit dem ich eher weniger zu tun hatte. Eigentlich nur durch Mary, denn er war allgemein ein eher distanzierter Typ. Wenn er jedoch Mary ansah, sah man, wie viel seine kleine Schwester ihm bedeutete. Ich erkannte diesen Blick, denn ich hatte bei meiner eigenen Schwester wahrscheinlich den Gleichen.
Jack grüßte mit einem stummen Nicken zurück - gesprächig wie immer - und sah anschließend auf einen Punkt schräg hinter mir, der wohl gerade seine Aufmerksamkeit erweckt hatte. Neugierig folgte ich seinem Blick und drehte mich um, sodass ich direkt zu den Klippen sah. Auf diesen standen mehrere Jungs und einige Mädchen. Einer der Jungs stand gerade am Rand der Klippe, nahm ein wenig Anlauf und sprang. Er vollführte mehrere elegante Salti in der Luft, ehe er perfekt mit Armen und Kopf voran in das Wasser eintauchte. Wow, von mir gab es 10 von 10 Punkten. Mit einem abenteuerlustigen Funkeln in den Augen, drehte ich mich wieder zu den Pierra Geschwistern um.

Do You Believe In Fate?Where stories live. Discover now