Kapitel 4

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Das pure Adrenalin strömt mir durch die Adern und ich renne so schnell, wie ich noch nie gerannt bin. Ich renne im generellen nicht sehr viel, denn es dient dem Eigennutz und ist dementsprechend nicht richtig, doch ich bin schneller als erwartet, trotzdem zieht Tobias mich noch hinter sich her. Meine Eltern sind auch schnell, was mich verwundert. Warum können sie so gut rennen?
Mein Vater, der die Hand meiner Mutter hält, führt uns an und bringt uns in ein Versteck, welches ich in meinen ganzen 16 Jahren in diesem Teil der Stadt nie entdeckt habe. Ich bezweifle, dass das jemand anders wird. Hinter und ertönen nach wie vor Schüsse und ich höre Menschen schreien. Erst da fällt mir auf, dass ich weine. Es könnten Leute sterben, die ich kenne und das ohne einen ersichtlichen Grund.
Was ist hier nur los?
Mein Vater schließt eine Tür auf und lässt uns rein. Wir sind die Einzigen, doch mein Vater teilt uns mit, dass das nicht so bleiben wird.
„Wir haben damit gerechnet.", sagt er. „Für den Fall der Fälle, ist das unser Treffpunkt."
Ich habe mich von ihm abgewandt und verberge mein Gesicht an Tobias Brust. Ich will nicht, dass sie mich weinen sehen. Tobias streicht mit behutsam über den Rücken und zittert vom Rennen. Oder bin ich es? Ich weiß es nicht.
„Warum habt ihr damit gerechnet?", fragt Tobias, doch mein Vater antwortet ihm nicht.
Ein Klopf - Signal ertönt an der Tür und die Tür wird geöffnet. An der Stimme erkenne ich, dass Marcus eingetroffen ist und Tobias entspannt sich augenblicklich. Ich habe gar nicht bemerkt, wie angespannt er gewesen ist.
Die Tür fällt ins Schloss und mit jedem Klopfen wird sie erneut geöffnet. Tobias und ich sitzen in einer Ecke, er hält mich fest in seinen Armen und umarmt mich, wiegt mich immer hin und her, damit ich mich beruhige. Ich höre einfach nicht auf zu weinen und ich weiß nicht einmal, weshalb ich weine. Ich schiebe es auf die Angst, die ich momentan empfinde.
Tobias streicht mir über den Kopf und küsst mir immer die Schläfe.
„Ich bin da.", flüstert er immer wieder, um mich zu beruhigen. „Ich passe auf dich auf."
Es gelingt ihm nur ein wenig, denn ich merke, dass auch er nicht komplett die Ruhe bewahren kann, denn je voller der Raum wird, desto panischer wird er. Ich weiß, dass das an seiner Klaustrophobie liegt und versuche ihn ebenfalls zu schützen. Ich drücke seine Hand und küsse ihn.
Irgendwann fällt die Tür ein letztes Mal ins Schloss und dabei höre ich, wie hier ganz in der Nähe ein letzter Schuss fällt.

die Bestimmung - Weil Ich Dich Mag Oder Auch  Weil Ich Dich Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt