Kapitel 1

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Trotz meiner Initiation bei den Altruan, lebe ich noch bei meinen Eltern. Ich bin zwar nun ein vollwertiges Mitglied der Altruan, aber ein eigenes Haus kann ich noch nicht besitzen. Das bekomme ich erst, wenn ich einen Partner habe, den ich heiraten möchte. Wenn ich mich selbst im Spiegel betrachte, die Minuten, die ich es darf, denke ich mir, dass ich dann wohl ewig bei meinen Eltern leben werde.
Ich bin noch nie sehr selbstlos gewesen, doch ich habe mich für diese Fraktion entschieden und seitdem fällt es mir auch leichter, nicht ständig an mich zu denken. Ich fühle mich sicher. Deshalb kann ich es nach wie vor nicht verstehen, wie mein Bruder diese sichere Fraktion verlassen konnte. Auch er ist einer der Gründe, warum ich mich für die Altruan entschieden habe. Wäre ich die Erste gewesen, die hätte wählen dürfen, ich hätte mich gegen die Altruan entschieden. Doch mein Bruder, der sonst so selbstlos wirkte, hat die Familie zu erst verlassen. Ich konnte meinen Eltern nicht noch mehr Schmerz zu fügen und bin geblieben. Als ich das meiner Mutter erzählt habe, hat sie mir gesagt, dass das sehr selbstlos gewesen ist. Das hat mich beruhigt.

Es war der Sommer, nach meiner Initiation, in dem ich ihn getroffen habe: Tobias Eaton.
Ich habe schon davor viel von ihm gehört gehabt. Tobias, der Wundersohn von Marcus Eaton, Tobias, der Gutaussehende, Tobias, der vielversprechende Nachfolger von Marcus. Und obwohl er nur wenige Häuser von uns entfernt wohnt, habe ich ihn nie gesehen. Wir sind in einer Nachbarschaft groß geworden, doch ich kann mich nicht daran erinnern, ihn jemals gesehen zu haben. Seine Mutter ist früh gestorben, nach der Geburt des zweiten Kindes, welches kurz nach ihr starb. Geschichten meines Vaters nach zu Urteilen, soll Tobias sehr zurück gezogen leben, nicht einmal seinen Vater lässt er an sich heran. Er ist zielstrebig und ein Einzelgänger. Er ist die männliche Ausgabe von mir.

Der Tag war warm und keine Wolke verdeckte den Himmel. Er war strahlend blau. Ich kehrte gerade mit meiner Mutter von der Arbeit zurück, wohl wissend, dass mein Vater bereits das Essen zubereitete. Dieses Mal waren wir jedoch zu Fünft, denn mein Vater hatte seinen Arbeitskollegen Marcus und dessen Sohn zum Essen eingeladen. Marcus hatten wir schon häufig zu Besuch, doch Tobias sollte zum ersten Mal kommen. Als mein Vater uns mitgeteilt hat, dass er kommen würde, waren meine Mutter und ich sprachlos.
Wir betraten unser Haus und mir wehte sofort der Duft von Hühnchen entgegen. Mein Magen knurrte und meine Mutter lächelte bei dem Laut. Wir bemerkten recht zeitig, dass mein Vater nicht alleine war und ich hörte sofort die Stimme von Marcus raus, ansonsten keine andere Stimme.
Ob er gekommen ist?, fragte ich mich hoffnungsvoll, obwohl ich nicht daran glaubte. Ich wollte ihn kennen lernen, den mysteriösen Tobias, den keiner kennt.
Wir gingen in die Küche und sahen dort drei Männer, die am Kochen waren. Meine Mutter begrüßte sie und ich tat es ihnen gleich. Zeitgleich drehten sich alle drei zu uns um. Ich nickte erst Marcus zu, dann meinem Vater und zu guter Letzt wollte ich das auch bei Tobias machen, doch ich verharrte mitten in meiner Bewegung, als ich sein Gesicht sah: blaue, wunderschöne Augen. muskulöser Oberkörper, obwohl ich bezweifelte, dass das beabsichtigt ist. Sein braunes Haar war verwuschelt, seine geraden Augenbrauen wölbten sich nach oben, als sie mich betrachteten. Er sah gut aus. Eigentlich sollte ich mich dafür tadeln, ihn so anzustarren, doch ich tat es nicht. Auch er sah mich unverwandt an und lächelte dabei und weder sein Vater noch meine Eltern sagten etwas. Wenn doch, dann hörte ich es nicht, denn ich war in einer anderen Welt. Einer Welt, in der es nur uns gab.

die Bestimmung - Weil Ich Dich Mag Oder Auch  Weil Ich Dich Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt