10 ~ W a r t e n

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„Ich hab nichts geplant?!", verständnislos sah ich ihm in die Augen und warf entrüstet die Arme hoch.

„Heißt im Klartext?"

„Sie wird mir einen Standpunkt senden, sie wird da stehen und ich werde sie um 5 Uhr abholen und da endet die Planung. Ich habe sie zu was eingeladen, was nicht existent ist!"

„Da fehlen mir die Worte."

„Mir auch.", gab ich selbst zu, senkte den Kopf. Ich hatte wohl nicht nur den Abend gestern versaut, ich würde den heutigen nun auch noch zu einem Reinfall verwandeln.

„Egal. Wir lassen uns was einfallen, der Abend wird Bombe werden und du wirst sie umhauen. Ganz einfach.", die Aufzugtüren öffneten sich, als Louis achselzuckend aus diesen trat. Er tat es, als wäre es das leichteste und das nebensächlichste auf der Welt, dass es mich schon fast wieder aufregte wie er handelte.

„Okay."

„Und jetzt chill down, damit wir alle endlich in Ruhe frühstücken können.", Liam schob mich aus dem Aufzug raus, indem er seine Hände in meinen Rücken legte und mich nach vorne drückte.

Ich stolperte leicht zwischen den Schiebetüren hindurch in den Flur hinein, taumelte ein paar Schritte weiter nach vorne, bevor ich mich abfangen konnte. Ich taumelte und stolperte zu viel in den letzten Tagen. Wenn das so weiterging würde ich mir vermutlich noch eine Platzwunde und einen gebrochenen Arm zuziehen. Den restlichen Weg zum Speisesaal liefen wir schweigend nebeneinander her. Als kleines Grüppchen betraten wir den mittlerweile leeren Raum. Auch wenn es für uns das Frühstück sein sollte, so war vom Frühstücksbuffet nichts mehr übrig und die Buffettische waren nun von kleinen Köstlichkeiten für zwischendurch geziert.

Die Frühstückszeit war vorbei und ein english breakfast hätte ich jetzt sowieso nicht mehr bekommen. Sich jetzt allerdings mit Honigmelone und anderen Früchten zufrieden zu stellen war auch Driss. Seufzend drehte ich mich den anderen zu. Unschlüssig wedelte ich mit meinem Zeigefinger vor meinem Gesicht herum als wollte ich etwas deuten, nur wusste ich nicht was. „Ich gehe fragen, ob sie noch Brötchen haben.", nach einem einstimmigen Nicken und Grunzen der anderen verschwand ich zum gekennzeichneten Personaleingang, der vermutlich in die Küche führte. Ich klopfte dreimal mit meiner Faust gegen die Tür, wartete.

Als keine Reaktion kam, auch nicht nach erneutem Klopfen, sah ich mich um und drückte anschliessend leicht gegen die Tür. Sie war nicht abgeschlossen. Unsicher schob ich sie weiter auf und lugte hinter dem dicken Holz hervor. Es sah leer aus. Keine Geräusche, keine Stimmen, kein Gewusel. Die Tür ganz aufdrückend betrat ich den Raum. Überall waren silberne Küchengeräte. Es sah so aus, wie es in all den Kochfilmen gezeigt und dargestellt wurde. Angefangen mit Ratatouille. Ich liebte den Film immer noch. Allein deswegen, weil es ums Essen ging.

Meine Augen wanderten ziellos umher, scannten den riesigen Raum ab, bis sie an einer schwer aussehenden Tür hängen blieben. Ohne zu zögern ging ich auf diese zu. Da ich viel zu fixiert auf die Tür war, bemerkte ich nicht wie ich mich an einem Topf verfing, der laut klirrend zu Boden fiel. Ich kniff vor Schreck die Augen zusammen. Schnell hob ich den nun etwas verbeulten Topf auf, legte ihn auf das Anrichtenteil zurück und schnellte die letzten wenigen Meter zur Tür vor. Augenrollend musste ich dann feststellen, dass meine Reise hierher unnötig gewesen war.

War ja klar, dass nicht beide Türen offen sein konnten. Trotzdem drückte ich die Klinke runter, hoffte, dass sie auch ohne passenden Code aufgehen würde. Was sie natürlich nicht tat. Ich brauchte den Code, der das Schloss öffnen würde. Nur war ich nicht kriminell und wollte es jetzt nicht werden, auch wenn ich schon hier ‚eingebrochen' war.

Grummelnd drehte ich mich herum, ging mit hängenden Schultern auf die Holztür zu. Ohne weitere Zwischenfälle konnte ich die Küche verlassen und auf die Jungs zugehen.

Million Faces √ - Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt