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Als ich aus dem Fahrstuhl stieg, stand vor mir eine kleine Frau mit Brille. Sie hielt einen Ordner unter dem Arm und war sichtlich begeistert von meiner Ankunft. "Hallo Linnea. Wir warten schon auf dich. Ich freue mich dich kennen zu lernen. Ich bin Frau Selig, die Assistentin der Bürgermeisterin." Neugierig blickte ich mich um. Wieder war alles in schwarz und weiß gehalten. Alles sah blitzeblank und geordnet aus. "Komm. Ich bring dich jetzt zu Frau Fuhrmann." Als ich den Namen hörte stockte ich. Frau Fuhrmann? So hieß meine Englischlehrerin auch. So ein Zufall.

Wir kamen vor einer großen Tür zum stehen. "Konferenzsaal 2" stand auf einem kleinen Schild rechts neben dem Türrahmen. Frau Selig klopfte an und öffnete die Tür. Sie steckte zuerst nur den Kopf durch die Tür und äußerte meine Anwesenheit. Dann öffnete sie Tür vollständig und gab mir zu verstehen, dass ich eintreten soll. Auch in diesem Raum waren zwei von vier Wänden komplett aus Glas und in der Mitte stand ein sehr großer Tisch mit Platz für mindestens 15 Personen. Mir gegenüber, an der Stirnseite des Tisches, saß Frau Fuhrmann mit dem Rücken zu mir gekehrt. "Frau Selig. Sie können jetzt gehen", mit diesen Worten drehte sich ihr Stuhl in unsere Richtung und ich konnte ihr Gesicht sehen. "Frau Fuhrmann? Sie?", platzte es etwas zu laut aus mir heraus. Dir Tür fiel hinter mir ins Schloss und Frau Selig war wieder verschwunden. Was ich vorhin für einen Zufall gehalten habe, erwies sich in genau diesem Moment als gar nicht so zufällig. Vor mir saß keine Person die komischerweise den gleichen Namen hatte wie meine Englischlehrerin, nein, vor mir saß meine Englischlehrerin. Leibhaftig und mit dem selben strengen Blick wie immer. Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht sehr gut über diese Frau zu sprechen vermag. So gut wie keiner an meiner Schule mochte sie. Sie ist immer grimmig und hat nie ein Lächeln auf den Lippen. Sie liebt es uns mit schwierigen Ausfragen und ungeahnten Tests zu quälen und die Schüler der fünften Klasse haben sogar richtig Angst vor ihr. "Linnea. Schön dich zu sehen." Sie stand auf und ging zu dem kleinen Tisch in der einen Ecke des Raumes, auf dem Wasserflaschen, Tassen, eine Platte mit belegten Brötchen und eine Kaffeemaschine standen. "Kann ich dir was anbieten?", fragte sie mich und es kam ein unerwartetes Lächeln über ihre Lippen. Ich war erstaunt nahm ihr Angebot aber dennoch an und nahm mir zwei der Brötchen, da ich immer noch Hunger hatte. "Du siehst überrascht aus. Kann ich verstehen. Ich sehe zwar aus wie die Frau Fuhrmann die du kennst, dennoch bin ich anders. Ich habe nicht nur einen anderen Beruf, sondern auch eine ganz eigene Persönlichkeit. Aber jetzt nimm doch erst mal Platz.", sie deutete auf den Drehstuhl zu ihrer linken. Ich setzte mich und biss genüsslich in das Käsebrötchen in meiner rechten Hand. "Wie Anton dir wahrscheinlich bereits erklärt hat, brauchen wir deine Hilfe. Wir hoffen natürlich wir können auf dich zählen." "Ich werde auf keinen Fall zusagen wenn ich nicht endlich mal gesagt bekomme um was es eigentlich genau geht!" Ich setzte mich gerade hin und zog die Brauen nach oben. "Ich hätte gerne ein paar Details, sonst werde ich hier überhaupt niemandem helfen." "Das ist dein gutes Recht. Also pass auf die Sache ist die: Dein zweites ich, also die Linnea von hier wurde entführt. Weshalb weiß aber keiner so genau. Sie sollte letzte Woche Peter Drew den Chef des FBI's interviewen und ist aber nicht mehr nach Hause gekommen. Laut FBI aber, ist sie nach dem Interview wieder gegangen." Ich war fassungslos. "Sie wollen, dass ich mich selbst rette?" Damit hatte ich zuletzt gerechnet. Ich stand auf und ging zu der Fensterfront. Mit hinter dem Kopf verschränkten Händen beobachtete ich wie eine Schar Schwalben über die Dächer von Cuvert flog, während ich nachdachte. "Und? Was sagst du?" Frau Fuhrmann's Stimm riss mich aus meinen Gedanken. Ich erwischte mich einen Schmollmund gemacht zu haben, was ich immer tat wenn ich nachdachte. Wenn diese Linnea auch nur annähernd so tickt wie ich, würde sie das doch bestimmt auch für mich tun oder? Ich wand mich wieder um, strich erneut über meine Narbe und verkündete ernst: "Ja, gut. Ich mach's!"

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