1. Kapitel: Die Schönheit Kanadas

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Eine kurze Information vorab: lest alle Namen die vorkommen eher im "englischen Stil". Verbessert die Atmosphäre ;)

"Luna Winter! Beeil dich! Der Bus wartet!". Hektisch durchsuchte ich meinen Rucksack, überprüfte ob ich auch wirklich nichts vergessen hatte und rannte aus der Eingangshalle des Hotels auf meine Mutter zu, die nach mir gerufen hatte. "Bin schon da.", keuchte ich, als ich abrupt und außer Atem vor ihr zum Stehen kam.

Beschämt ging ich auf den Bus zu, in dessen Tür bereits mein Vater stand und mit einen Lächeln im Gesicht auf mich wartete. Je näher ich kam, desto breiter wurde sein Grinsen. "Wehe." Drohend sah ich ihn an, er hob unschuldig seine Hände und verkneifte sich ein Lachen.

Es war aber auch wieder typisch. Vor lauter Träumerei hatte ich die Zeit übersehen. Erst als ich im Hotelzimmer auf mein Handy sah, bemerkte ich, dass ich mich mit meinen Adoptiveltern schon vor ein paar Minuten hätte treffen sollen.

Oh Gott, wie peinlich. Mit gesenktem Blick ging ich durch den Bus und setzte mich in die Bank hinter meinem Vater. Während sich meine Mutter neben ihren Mann setzte machte ich es mir hinter ihnen gemütlich. Na wenigstens habe ich eine Bank für mich alleine.

Der Reiseleiter, der unsere Tour organisierte, informierte uns kurz, wie lange die Fahrt dauern würde. Er wies noch kurz darauf hin, dass wir uns alle anschnallen sollten und dann fuhren wir auch schon los. Ich holte meine Kopfhörer aus dem Rucksack und startete die Musik. An das Fenster gelehnt schloss ich die Augen und entspannte mich kurz, bis wir die Stadt hinter uns gelassen hatten.

Nach einiger Zeit öffnete ich meine Augen einen Spalt weit und bemerkte, dass wir den Ort gerade verlassen hatten. Ich richtete mich also auf und versuchte alles, was ich nun von der Landschaft Kanadas sah, in mich aufzunehmen. Es war einfach großartig. Man konnte in der Ferne bereits die nördlichen Ausläufer der Rocky Mountains erkennen. Ich liebte Berglandschaften. Ich bildete mir ein, dass dort die Luft klarer und frischer war. Außerdem hatte man dort, abseits von der Zivilisation, Ruhe vor der Hektik der Menschen, die ihrem Altag in der Stadt nachgingen.

Unser Hotel stand bereits am Rand der Stadt, doch manchmal war mir das schon zu viel. Ich war die Ruhe gewohnt, die ich mit meinen Adoptiveltern in deren Haus in Deutschland hatte. Wir wohnten unweit der Alpen, wo von der Hektik großer Städte jede Spur fehlte. Der Ort in dem ich wohnte und zur Schule ging war angenehm überschaubar, aber nicht zu klein. Genau richtig also.

Es war bereits die letzte von drei Wochen, die wir in Kanada verbringen würden. In sieben Tagen würden wir schon in unseren Flieger nach Atlanta steigen. Schade eigentlich. Ich liebte das Reisen und war auch überglücklich, dass mir dies in meiner Familie auch möglich war. Nicht alle Kinder, die nach dem Heim zu neuen Eltern kommen haben solch ein Glück.

Ich sah nach vorne zu Mary und Thomas, meinen Eltern. Sie sah abwechseln aus dem Fenster und auf ihren Reiseführer. Thomas beobachtete sie dabei und lächelte über die Tatsache, dass Mary immer alles im Überblick behalten wollte.

Aber ich wollte nicht ans Abreisen denken. Es war wirklich schön hier. Klar, manchmal war es anstrengen, da man sich sehr konzentrieren musste, die englische Sprache zu verstehen. Ich selbst hatte keine Probleme, aber meine Eltern gaben manchmal Sätze von sich, bei denen ich nur den Kopf schütteln und lachen konnte. Also musste ich des öfteren als Übersetzer einspringen. Es machte mir nichts aus, da ich Spaß an Fremdsprachen hatte und es eine gute Übung für die Schule war.

Ich wendete mich von meinen Eltern ab und sah wieder aus dem Fenster. Die Sonne war gerade erst aufgegangen. Aber ich war mir sicher, dass sich das frühe Aufstehen lohnen würde. Die Hin- und Rückfahrt kostete schon fast drei Stunden, dann noch der Aufstieg zum Bergsee. Puh, das wird anstrengen werden. Dort wollten alle natürlich so viel Zeit verbringen wie nur möglich. In der Tour war "ein romantischer Sonnenuntergang am Fuß des Berges" mit einbegriffen.

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