(7) Überzeugungsversuch

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,,Hey Henry." Vorsichtig setzte ich mich neben den Jungen an den Baum. Pan's Worte schwirren mir noch immer im Kopf rum. Sobald er die Flöte hören kann, bin ich frei. Ein bisschen Schuldgefühle werden bestimmt nicht ausbleiben aber das ist es mir wert. Obwohl, will ich überhaupt zurück? Storybrooke's Straßen sind jedenfalls besser als Pan's Käfig. Er schaute mich etwas verwirrt an. ,,Bist du nicht das Mädchen, dass in das Portal gesprungen ist?" Ich verdrehte die Augen und ließ meinen Kopf mit einem tiefen Seufzer an die Rinde hinter mir knallen. ,,Bescheuerte Idee", stellte ich fest.
,,Warum hast du es dann gemacht?" Ich schluckte einmal schwer. Ich wollte ihm nichts von meiner beschissenen Familie erzählen aber ich musste sein Vertrauen gewinnen. Also lächelte ich ihn schwach an. ,,Ich hab's zuhause einfach nicht mehr ausgehalten." Das war die volle Wahrheit. ,,Und wieso?", fragt er weiter interessiert nach. Ein echtes Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. Er war noch so unschuldig. ,,Weißt du, vor einem Jahr wusste ich nichts von diesem ganzen bescheuertem Märchenkram. Mein Vater..." Ich zögerte. Ich konnte es nicht einmal aussprechen also hob ich einfach mein Oberteil ein Stück bis zu meinem Baunabel hoch. Eine riesige Narbe zog sich quer darüber. ,,Er...es war ein Messer." Ich unterdrückte ein schlucken. Henry schaute mich entsetzt und mitfühlend an, sagte aber nichts. Worüber ich auch sehr froh war. ,,Ich habe eine Zeit lang im Waisenhaus gelebt. Bis meine Mutter aufgetaucht ist. Sie nahm mich mit nach Storybrooke. Naja. Sie war eine Hexe. Mehr muss ich glaube ich nicht sagen." Ich versuchte stark zu bleiben. Schaffte es aber nicht. Mit wässrigen Augen, schaute ich auf meine zitternden Hände. ,,Ich hatte zwar keine Ahnung wo ich landen würde aber das war mir egal. Ich wollte da einfach bloß raus." Er legte behutsam einen Arm um meine Schulter. Was ziemlich ulkig war, da ich viel größer war als er. ,,Hey, das wird schon wieder", versuchte er mich zu beruhigen. Ich schüttelte den Kopf. ,,Doch daran glaube ich fest!" Ich hörte auf zu weinen und starrte ihn an. ,,Was hast du gesagt?" ,,Das ich daran glaube, dass alles wieder gut wird", lächelte er mich an. Ok, ich verstand weshalb Pan diesen Jungen wollte. Henry hatte angebissen. Mir vertraute er schonmal. Ein Schritt näher an der Freiheit.

Henry und ich saßen auf einem etwas abgelegenem Baumstumpf und beobachteten das lodernde und flackernde Feuer. Die verlorenen Jungs schrieen wie wild und tanzten ausgelassen umher. Auch wenn ich dem Spektakel und vor allem den spielenden Pan in der Mitte regelrecht entgegenfieberte, sah Henry eher schlecht gelaunt aus. ,,Hey was ist denn los?", fragte ich gespielt freundlich. Ich wollte mich jetzt nicht um ihn kümmern ich wollte nur zugucken. Er zuckte mit den Schultern. ,,Ich gehöre hier nicht her", sagte er schlicht. Innerlich verdrehte ich die Augen. Das kann doch nicht so schwer sein. ,,Doch und wie. Pan hätte dich nicht geholt wenn es nicht so wäre." ,,Pan zieht daraus nur seinen eigenen Vorteil. Ich weiß noch nicht was aber das finde ich schon noch raus." Mist. Das war richtiger Mist. ,,Die die hier eigentlich nicht hingehört bin ich. Ich bin ein verdammtes Mädchen. Aber Pan kannst du vertrauen. So wie ich", versuchte ich es erneut. ,,Sicher?" Ich nickte stark. ,,Und wie. Pan ist der einzige in meinem Leben der mich einfach akzeptiert wie ich bin. Du glaubst nicht wie dankbar ich ihm bin, dass er das alles für mich tut!" Naja. Kann man so oder so sehen. Aber was hatte ich denn für eine Wahl? Henry musste Pan vertrauen. Ich wollte hier endlich weg. Er schaute mich skeptisch an. Du kannst ihm ja vertrauen ich tue es nicht." Innerlich hätte ich am liebsten geschrien. Wieso war es so schwer den 'innigsten Glaubenden' dazu zu bewegen an Pan zu glauben? Wahrscheinlich hatte Pan bei ihm genau den gleichen Scheiß abgezogen wie bei mir. Dann war das absolut kein Wunder. Oder der kleine hier war einfach ziemlich schlau und merkte ganz genau, dass Pan nicht der war für den er sich ausgab. ,,Du musst ihm eine Chance geben Henry." ,,Tu ich aber nicht." Ich seufzte genervt. Henry sah mich fragend an. Ja warum war es mir so wichtig, dass er ihm vertraute? Das fragte er sich jetzt wahrscheinlich. ,,Tut mir leid. Ich möchte nur, dass du dich hier schnell einlebst." Er sprang entsetzt auf. ,,Das muss ich garnicht! Meine Familie wird mich finden!" Auch ich sprang jetzt auf. ,,Werd erwachsen. Keiner wird kommen und dich retten. Du bist jetzt hier und das bleibst du auch." Er starrte mich hasserfüllt an. ,,Nur weil du eine zerrissene Vergangenheit hast, muss ich das nicht auch haben." Und dann drehte er sich um und rannte in den Wald. Zufrieden lächelte ich. Pan gesellte sich ruhig neben mich. Auf meine andere Seite Felix, der mich böse anstarrte. ,,Er sollte dir vertrauen. Was hast du angestellt?" Ich hob eine Hand vor sein Gesicht um ihn zum Verstummen zu bringen. Er schlug sie sofort erbost weg. ,,Das wollte sie doch", entgegnete Pan ruhig. ,,Du hast den Plan verstanden?", fragte ich verblüfft. Er nickte. ,,Ich soll ihn jetzt trösten gehen, nicht wahr?" Ich nickte erstaunt. ,,Na dann." Und schon löste er sich einfach in Luft auf. Erschrocken schaute ich neben mich, wo eben noch Pan gestanden hatte. Jetzt war da nur Luft. Einfach weg. ,,Was kann der noch?", fragte ich vorsichtig. ,,Das ist Peter Pan. Er kann dich mit einem Finger zerstören", entgegnete Felix wütend und wand sich dann von mir ab.

,,Nimm's Felix nicht übel. Er versteht Pan nur nicht warum er dich dazu geholt hat" Ich drehte mich zu einem braunhaarigen Jungen um. ,,Ich bin Nibs", stellte er sich vor. ,,Aurelia", entgegnete ich. ,,Aber ich wette das weißt du eh schon." Er nickte grinsend. Also entweder die sind total miesepetrig wie Felix oder eine richtige Grinsebacke wie Nibs vor mir. Irgendwie hoffte ich ja schon hierbleiben zu dürfen. Mit Felix würde ich schon klar kommen. Mein Problem war Pan zu überzeugen.

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