(10) Erinnerungen

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Als ich meine Augen öffnete strahlte mir ein helles, unechtes Licht entgegen. Das war nicht die Sonne. Andererseits wusste ich wahrscheinlich nicht mal mehr wie die Sonne aussah. Groß, leuchtend und Mega heiß. Doch, ich hatte eine ziemlich genaue Vorstellung von dem Feuerball und das was mir gerade ins Gesicht schien, war definitiv nicht die Sonne.
Ich brauchte einige Sekunden bis ich realisierte wo ich war. Ich lag an einer harten Felsmauer angelehnt. Mein Kopf hob sich langsam an, nur um zu merken das er ziemliche Schmerzen hatte. Was war passiert? Verdammt nochmal! Ich rieb meine Augen um etwas klarer sehen zu können, wobei dahinter ein Tornado losging. Auch meinen Rücken durchzogen beträchtliche, ziehende Schmerzen. Die gleichen die ich nach dem Aufwachen in Storybrooke verspürt hatte. Tja, mein Körper war für eine Steinmatratze einfach nicht gemacht. Obwohl ich sagen muss, dass der Boden im Lager Verhältnismäßig ziemlich weich ist.
Mit brummendem Schädel hievte ich mich ungeschickt hoch, wobei wortwörtlich schwarze Punkte auf meiner Nase tanzten. Ich versuchte mich mit der rechten Hand am Felsen abzustützen doch meine Hand ging in's nichts. Erschrocken stützte ich bin wankend am Boden ab, auf dem ich nun gelandet war. Genau da wo ich hingefasst hatte, war eine Öffnung zu sehen. Das war ja wieder sowas von typisch.
Vorsichtig linste ich über den Vorsprung und erstarrte. Wasser und dahinter eine Insel. Neverland, ganz klar. Aber wieso war ich nicht mehr auf der Insel? Bessere Frage, wo war ich? Der Schwindel legte sich ein wenig und ich konnte mich ohne Gefahr zu der Lichtquelle umdrehen. Der gold, glitzernde Staub war zu meinem erschrecken noch weniger geworden als bei meinem letztem Besuch. Wann auch immer das war.
So lange kann es nicht her gewesen sein, denn draußen regierte noch immer die Nacht. Ich war wohl bloß ein paar Stunden eingeschlafen. Aber wieso überhaupt? Und wenn ich mich recht erinnere war Pan auch bei mir gewesen. Wo war er hin? Ich beschloss mir darüber keine Gedanken zu machen, da er höchstwahrscheinlich eh in ein paar Minuten wieder unvorbereitet hinter mir stehen würde. Im Klartext, er würde mich mal wieder vor Schreck umbringen.

Also durchsuchte ich die Höhle etwas und musste feststellen, dass ich in der ersten Etage stand. Besser hätte ich es denke ich nicht ausdrücken können. Eine Treppe am hinterem Ende führte mich nach unten in einen kleinen Hafen mit einem Ruderboot. Na wenigstens etwas. Ich dachte nicht mal nach, da saß ich auch schon drinnen und paddelte los. Ich muss zugeben ein bisschen beunruhigte mich die dunkle See unter mir schon.

Auf dem Weg überlegte ich nochmals was gestern - vorhin, wie auch immer - geschehen war. Langsam kehrten die Erinnerungen zurück.

Flashback:
Seltsamerweise spürte ich etwas warmes meine Wange hinunter laufen. Verwirrt wischte ich die salzige Träne mit dem Handrücken weg und versuchte mich zu konzentrieren. Pan würde leben. Alles würde gut werden. Jetzt bleib nur die Frage, weshalb war er mir so wichtig?
Trotz meiner schnellen Handlung hatte er offenbar bemerkt was geschehen war. Das ich schwach geworden war und wegen ihm eine Träne vergossen hatte. Was für Gedanken jetzt in seinem Kopf rum schwirrten konnte ich wie üblich nicht sagen. Aus dem Augenwinkel sah ich wie er den Kopf schief legte und mich musste - wie so oft. Aber aus irgendeinem Grund stellte ich mich jetzt gerade hin und versuchte mich an einem kleinem Lächeln. Was nebenbei kläglich scheiterte aber der Wille zählt. Ich konnte es mir selbst nicht erklären aber mir wurde bewusst, das ich ihm gefallen wollte. Ich kam mir ja selbst wie eine bekloppte vor. So etwas hatte ich noch nie. Ich wusste garnicht wie sich das anfühlt. Ja was denn überhaupt? Ich war nicht verliebt. Das war doch Quatsch. Aber gut aussehen tat er ja. Verdammt gut sogar. Der reine Gedanke an ihn ließ mich schmunzeln. Pan dachte garantiert das ich Stimmungsschwankungen hatte. Erst weine ich und dann fange ich an zu lächeln. ,,Worüber denkst du nach?", fragte er sanft. Garnicht so wie ich es von ihm gewohnt war. Nichts höhnisches, nichts Böses. Einfach nett. Vielleicht war das der Grund weshalb ich den folgenden Satz sagte. ,,Über dich." Innerlich hätte ich mir eine Ohrfeige geben können. Mein verträumter Blick, starr auf die Uhr war nicht hilfreich. Ruhig setzte ich noch hinzu: ,,Über deine Situation." ,,Über meine Situation?", fragte er nach und kam zwei Schritte auf mich zu. Und ich wünschte mir, er würde noch näher kommen. Ich nickte gelassen. Wieder ein Schritt. ,,Was genau lässt dich eine Träne vergießen und dann lächeln, als hättest du gerade an das schönste Geschenk der Welt gedacht?" So falsch lag er nicht mal. Er war mein schönstes Geschenk. Sicher, bekommen hatte ich es noch nicht aber es lag schon mal da. Das reichte mir schon. Meine Gedanken verwirrten mich selbst. ,,Ich will nicht das du stirbst!", platzte es aus mir heraus. Meine innere Ruhe war wie weggeblasen. Er sah etwas verwirrt aus. Ich war mir sicher das jetzt sein siegessicheres Lachen zum Vorschein kommen würde aber es bildete sich bloß ein warmes Lächeln auf seinen perfekten Lippen. Er fragte auch nicht wieso, sondern stand einfach bloß da und schaute mich an. Der Moment hätte kaum schöner sein können. Doch dann brach der Boden urplötzlich unter mir zusammen und alles wurde schwarz.

Mein Kopf dröhnte als ich blinzelnd die Augen öffnete. Ungeschickt fasste ich mir an den schmerzenden Kopf. ,,Shit", fluchte ich leise. Ich wollte mich aufsetzten, wurde aber von einer Hand zurück nach unten gedrückt. Verwirrt starrte ich in zwei unheimlich schöne grüne Augen. ,,Was ist passiert?", fragte ich Pan und setzte mich trotz seiner Hand, die immer noch auf meiner Schulte ruhte auf und lehnte mich an die Wand hinter mir. ,,Ich bin zwar kein Arzt aber ich würde sagen, du hattest sowas wie einen Schwächeanfall. Du warst ein paar Sekunden bewusstlos, bist aber ziemlich hart mit dem Kopf aufgeschlagen." Ich nickte zum Verständnis. ,,Ah, daher die Kopfschmerzen", schlussfolgerte ich. ,,Ruh dich am besten noch etwas aus." Ich nickte, zog ihn aber aus unerfindlichen Gründen zu mir und legte mich an seine Schulter, um sie als Kissen zu missbrauchen. Er war sichtlich verwirrt, ließ mich aber machen. Starr schaute er einfach bloß die Uhr vor sich an. Ich schloss meine Augen und dämmerte im nächsten Augenblick schon weg. Mit einer Erkenntnis, die mein Leben verändern sollte. Ich war verliebt, in Peter Pan.

Und jetzt sitze ich hier rudernd im Boot und könnte mir einen Dolch in's Herz rammen. Was fällt mir eigentlich ein, mich an Pan zu kuscheln? Hab ich sie nicht mehr alle? Jetzt ist alles vorbei. Und wie er mich wegschicken wird, sobald Henry diese scheiß Flöte hört. Aber helfen wollte ich ihm noch immer. Der Drang Pan zu retten war eindeutig größer als hier zu bleiben. Außerdem was nützte mir ein toter Pan?

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