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F L O R A | 1 4 . 0 5 . 2 0 1 6

„Flora?" Eine männliche Stimme brüllte mir ins Ohr. „Kannst du bitte schnell an eueren Anhänger kommen? Ich glaube Lexy geht es nicht gut." Konnte er ihr etwa nicht die Haare halten, während sie sich übergab?

„Ja, wir sind auf dem Weg.", schnaubte ich in das Handy und legte auf. Das hatte sie eindeutig mit Absicht gemacht, sie wollte mir das Glück mit James nicht gönnen.

„Wir müssen los, Lexy geht's schlecht.", erklärte ich James auf seinen fragenden Blick.

„Meinem Pferd geht es auch schlecht, wir müssen hier bleiben.", grinste er und streichelte Partys weiche Nüstern, da er seinen Kopf heraus gestreckte.

„Du kannst bleiben, ich werde besser nach ihr sehen." Das war ich ihr schuldig.

So gingen wir ziemlich dicht nebeneinander zurück zum LKW. Lexy saß auf dem Gras davor und sah zweifelsfrei schlecht,aus, während Logan hilflos daneben stand und nicht wusste, was er tun sollte.

„Mensch Lexy, was trinkst du auch so viel?" Ich kletterte in unseren Anhänger, um ihr Wasser zu holen, „hier trink!", forderte ich sie auf. Sie nahm einen großen Schluck, „so viel habe ich gar nicht getrunken, nur zu viel durcheinander.", jammerte sie.

Das machte die Sache nicht besser. Sie sah James und mich an, „James?", fragte sie. „Ja Lexy, was ist?", antwortete er genervt, er ließ es sie deutlich spüren, dass sie uns gestört hatte.

„Weißt du, ich wäre auch gerne mal aus deinem LKW gekommen, so wie Flora gestern dort heraus kam. Glücklich und mit geschwollen Lippen vom Küssen, jetzt brauche ich das nicht mehr, jetzt habe Logan." Langsam drehte sie ihren Kopf in Richtung des schlaksigen Jungens und strahlte ihn an, er erwiderte ihr Lächeln unsicher.

„Lexy, du weißt nicht, was du da erzählst, du bist betrunken.", redete ich auf sie ein hauptsächlich um von James und mir abzulenken. Doch es war zu spät, James begann zu überlegen, „hast du nicht gesagt, dass wir nur Händchenhielten?" Lexy begann zu kichern, was bitte war daran jetzt komisch?

Ich spürte James eindringlichen Blick auf mir, er erwartete eine Antwort, „es könnte sein, dass wir uns gestern schon ein Mal geküsst haben.", räusperte ich mich. Wortlos nickte er und verschwand in seinem LKW, Mist verdammter! Es waren doch nur zwei harmlose Küsse gewesen, die nichts gegen die von heute waren.

„Vielen Dank Lexy!", pflaumte ich sie an.

„Ich dachte, du hättest es ihm schon längst gesagt.", wehrte sie sich. Erneut nahm sie ein paar Schlücke aus der Wasserflasche. Ich wollte diese Erinnerung für mich behalten, als mein kleines Geheimnis falls James meine Gefühle nicht erwiderte, dann konnte ich mich an diese eine Nacht erinnern.

„Willst du ihm nicht hinterher?", fragend sah sie mich an, doch ich schüttelte nur den Kopf. Wenn er sauer war, speziell auf mich, dann war es besser ihn in Ruhe zu lassen. „Nein, eher nicht, außerdem muss ich mich doch um dich kümmern.", erklärte ich ihr und ging in die Hocke, damit ich mit ihr auf Augenhöhe war.

„Jetzt wo ich mein Wasser habe, kommen Logan und ich auch alleine klar, stimmt's mein süßer?" Logan hatte sich mittlerweile neben sie ins Gras gesetzt. Sie hatte ihren Kopf auf seine Schulter gelegt, er nahm ihre Hand, „ja, ich denke schon, sonst rufen wir dich wieder an." Und stört mich, wenn ich die besten Küsse meines Lebens bekomme.

Okay, die beiden wollten alleine sein und in die Sterne schauen, also ließ ich sie. In wenigen Schritten war ich am LKW. Auch wenn James nein brüllte, als ich gegen die Türe klopfte, öffnete ich sie. Schnell schlüpfte ich herein und schloss die Türe wieder hinter mir.

Er saß auf der Bank, auf der wir uns gestern geküsst hatten, mit nacktem Oberkörper. Wow! Ist der heiß! Ich hatte seine Muskeln schon durch sein T-Shirt spüren können, aber sein Anblick verschlug mir wahrhaftig die Sprache.

„Was? Bist du nur gekommen um blöd zu glotzen?" Da war er wieder, mein James.

„Bei dem Anblick, schon.", gab ich ehrlich zu und setzte mich neben ihn auf die Bank.

„Nur anschauen, nicht anfassen." Da ich sowieso gerade ein bisschen gelähmt war, viel es mir nicht schwer ihn einfach nur anzuglotzen. Irgendwie hatte ich mir vorgestellt er wäre nur ein Handtuch unter seinen Shirts. Jetzt kam er mit so einem Körper an, das war nicht fair.

Sehr zu meinem entsetzten zog er sein T-Shirt wieder an, „wenn du mich so anglotzt, können wir nicht normal miteinander reden.", stellte er fest. War er sich da so sicher? Bis jetzt hatten wir auch wenn er angezogen war, kaum normal miteinander reden können.

„Du kannst dich auch wieder ausziehen und wir lassen das Reden einfach sein.", grinste ich ihn an, sehr zu meinem Bedauern blieb er angezogen.

„Warum hast du mich angelogen." Das Strahlen seiner blauen Augen war ein bisschen erloschen.

„Lügen würde ich das nicht nennen.", druckste ich, „aber ich habe mich letzte Nacht in dich verliebt und wollte es vor allen geheim halten."

James Blick war unbezahlbar, er sah mich an, als sei ich von einem anderen Stern, „kleiner Scherz, ich weiß nicht ich empfand es als nicht so wichtig.", erklärte ich ihm schulterzuckend.

„Und wenn wir später mal Kinder haben, kann ich ihnen gar nicht von unserem ersten Kuss erzählen." Sicherlich, es war nur als Scherz gedacht, trotzdem wurde mir bei dem Gedanken warm ums Herz.

„Ich hoffe, sie werden es verkraften.", spielte ich den Scherz weiter.

„Und wenn sie bleiben Schäden deswegen tragen, bist du daran schuld!", erklärte er weiter. Also würde sich nichts ändern, selbst wenn wir in einer Beziehung wären. Bei dem Gedanken daran mit James in einer Beziehung zu sein, merkte ich wie meine Wangen ganz rot wurden.

„Dann wäre alles wie immer, du bist der King und ich bin die Unfähige.", seufzend griff ich nach seiner Hand. Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas brauchte, woran ich mich festhalten konnte. Was war da besser geeignet als seine Hände?

Er betrachtete mich erneut schweigend, was wohl in seinem Kopf herum ging? Selbst jetzt in diesem Moment, indem ich ihm so nah war, wurde ich nicht schlau aus ihm. Sanft einzog er sich wieder meinen Händen, was machte er da?

„Du solltest jetzt meinen LKW verlassen." Was?! Ich war doch eben erst wieder gekommen. Eben erzählte er noch von Kindern und dann sollte ich gehen? Vielleicht war ihm nicht bewusst, dass man sich nahe sein musste, um Kinder zu haben?

„Warum?"

„Glaube mir, es ist besser für uns beide." Er schaffte es nicht einmal bei diesen Worten in mein Gesicht zu sehen. Wie mechanisch stand ich auf, ohne ein weiteres Wort stand ich auf und ging, erst als ich die Türe hinter mir geschlossen hatte, fingen die Tränen an unaufhaltsam zu laufen.

Wer braucht schon einen Springreiter?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt